Kleiner Piks, große Erleichterung
Das Impfen wird zum Alltag – auch bei den 30 Johannitern im Braunschweiger Impfzentrum
Braunschweig. Normalerweise kommen die Braunschweiger für Konzerte, Comedy oder Partys in die Stadthalle. Doch auch das hat die Corona-Pandemie geändert. Derzeit strömen die Menschen in die Halle, um sich dort impfen zu lassen. Auch die Johanniter kümmern sich vor Ort um die Bürger, die ins Impfzentrum der Stadt Braunschweig kommen.
Das Foyer der Stadthalle ist kaum wiederzuerkennen. Der großzügige, gediegene Eindruck ist einem ausgetüftelten System aus Trennwänden gewichen, die eine Art Tunnel bilden, die sogenannten Impfstraßen. Auf ihnen werden die impfwilligen Mitbürgerinnen und Mitbürger durch die Halle geleitet. Rote Pfeile am Boden geben stets die Laufrichtung an, das Ziel: die Impfkabinen.
Momentan werden in etwa 20 von insgesamt 32 Kabinen Impfstoffe verabreicht. Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) betreut sechs dieser Kabinen. „30 Johanniter-Kolleginnen und -Kollegen sind hier beschäftigt“, erzählt Caroline Achilles, die das Johanniter-Team leitet. Montags bis freitags impfen sie, kümmern sich um die Verwaltung und sind bei der Aufbereitung der Vakzine mit eingebunden. JUH-Dienststellenleiter Marc Wegner erinnert sich daran, wie fordernd die Suche nach geeignetem Personal war: „Es war eine große Kraftanstrengung im Dezember und Januar nötig, um die neuen Mitarbeitenden zu finden. Daher freue ich mich sehr, dass wir jetzt im Impfzentrum gut aufgestellt sind und mit Caroline Achilles eine Ansprechpartnerin vor Ort haben. Wir sind dankbar dafür, dass wir auch einen Beitrag dazu leisten dürfen, die Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Braunschweig auf den Weg zur Normalität ein Stück begleiten und unterstützen zu können.“ Insgesamt sind etwa 200 Menschen im Impfzentrum tätig.
„Das gesamte Team des Impfzentrums, so auch die Johanniter-Kollegen, arbeiten professionell und hochmotiviert. Ich bin sehr dankbar für die große und professionelle Unterstützung der Hilfsorganisationen, denn sie leisten einen wichtigen Dienst für die Stadtgesellschaft“, bestätigt auch Dr. Thorsten Kornblum, Leiter der Task Force Impfzentrum. Etwa 1.000 Personen werden aktuell täglich geimpft, seit vorletzter Woche auch im Obergeschoss des Impfzentrums. Eine deutliche Steigerung ist geplant, pro Tag sollen es mittelfristig, wenn alle acht Straßen offen sind, 1.600 Impfungen werden. Bis Freitag letzter Woche wurden in Braunschweig mehr als 27.000 Erst- und Zweitimpfungen vorgenommen.
Der Besuch des Impfzentrums, der durchschnittlich 35-45 Minuten dauert, läuft für die Erstimpfungen stets gleich ab. Nach der Anmeldung werden Unterlagen zur Einwilligung und Aufklärung ausgefüllt. Dann geht es zur Registrierung. Es herrscht eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre. Den meisten Seniorinnen und Senioren ist die Anspannung schon anzumerken. Leise ist es in den Wartebereichen. Geredet wird kaum. Mit den Unterlagen in der Hand, sitzen sie mit ausreichendem Abstand zueinander ruhig auf Stühlen. Sie haben immer aufmerksam im Blick, ob jemand kommt, um sie aufzurufen. Auf die Registrierung folgt ein ärztliches Aufklärungsgespräch, hier ist noch Zeit, um zu Risiken, Vorerkrankungen und möglichen Nebenwirkungen Fragen zu stellen. Dann kommt die Impfung selbst.
In kleinen Kabinen bekommen die Impflinge dann den Wirkstoff in den Oberarm gespritzt. Es ist zwar nur ein kleiner Piks, doch oft fällt direkt danach ein enormer Druck ab: „Wir hatten schon viele, die geweint haben, weil sie so glücklich waren, dass sie endlich die Impfung bekommen haben“, erzählt Caroline Achilles. Besonders belastend für die älteren Menschen sei oft, dass sie ihre Familien und Enkel nicht sehen könnten. „Viele sind ganz dankbar und sehen in der Impfung den ersten Schritt zur Besserung in Richtung Normalität“, so die Medizinische Fachangestellte.
Nach dem Verlassen der Kabine wird die Impfung noch in den Impfpass eingetragen, liegt dieser nicht vor, gibt es ersatzweise eine Impfbescheinigung. Nun ist es fast geschafft. Um zu gucken, ob die Impfung keine akuten medizinischen Probleme bereitet, verbringen die Geimpften noch 15 Minuten im sogenannten „Check Out“, bevor es wieder nach Hause geht. Nicht, dass jemand doch noch Kreislaufprobleme bekommt. „Sollte dies doch einmal passieren, ist sofort der Sanitätsdienst zur Stelle, der sich um die Betroffenen kümmert“, so Caroline Achilles.