„Ein Rock für Jungs ist auch ok!“
Projektarbeit zu Diversität in Johanniter-Kita
Braunschweig. Nächstenliebe, Respekt und Toleranz sind seit jeher Werte, die die Basis der Johanniter bilden. Dass man nicht früh genug damit anfangen kann, sich mit dem Thema Akzeptanz zu beschäftigen, zeigt eine Projektarbeit in der Johanniter-Kita auf dem Gelände der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt „Die kleinen Murmeltiere“. Etliche Wochen drehte sich dort viel um Diversität und dabei wurde so einiges in Gang gesetzt.
„Das ist eine Jungshöhle und Mädchen dürfen hier nicht rein und mitspielen“, war ein Satz, den der angehende Erzieher Tobias Röpke häufiger gehört hat, bevor er anfing mit den Kindern aus seiner Kindergartengruppe zum Thema Diversität zu arbeiten. In den letzten Wochen ging es bei den Mädchen und Jungen aus der Schmetterlingsgruppe darum, zwar Unterschiede untereinander zu entdecken, aber vielmehr doch darum, zu gucken, was sie miteinander verbindet. So beschäftigten sich die Kinder damit, was Jungs mögen, was Mädchen toll finden und was allen Spaß macht. Es wurden Körperteile aufgemalt und geschaut, wo gibt es Unterschiede und wo Gemeinsamkeiten. Besonders oft vorgelesen wurde ein Buch, in dem ein Junge am liebsten einen pinken Ballettrock trägt. Die Botschaft dahinter, dass Anderssein nichts Schlimmes ist, wird darin sehr gelungen kindgerecht transportiert.
Ein buntes, lustiges Durcheinander gab es, als die Schmetterlinge aus etlichen Klamottenkisten Outfits für lebensgroße, aufgemalte Anziehpuppen aussuchen durften. Die Kinder zeichneten zuerst auf riesigen Papierbögen ihre Körperumrisse nach. Dann wurden Unterhosen, Shirts, Hosen, Pullis, Röcke und Socken hervorgesucht und die Figuren damit „angezogen“. Und was wäre, wenn ein Junge einen Rock anziehen möchte? Die kleine Marlene ist da ganz klar: „Ein Rock für Jungs ist auch ok!“. Ihr Kitakumpel Leo ergänzt: „Auch Jungs können Röcke tragen, denn jeder kann das so machen, wie er will.“
Tobias Röpke, der kürzlich seinen Abschluss als Erzieher bestanden hat, hatte das Thema Diversität als Abschlussprüfungsschwerpunkt. Dem 23-Jährigen ist es wichtig, mit seiner pädagogischen Arbeit schon bei den Kindern damit anzufangen, ihnen Angst und Feindlichkeit gegenüber Andersartigkeit zu nehmen und Wege aus der geschlechterspezifischen Ausgrenzung zu suchen. „Das Geschlecht soll keine Rolle dabei spielen, ob jemand mitspielen darf oder nicht“, betont Tobias Röpke. Erste Erfolge haben sich schon eingestellt. Erfreulicherweise kommt es jetzt nicht mehr oft vor, dass die Mädchen nicht mit in der Jungshöhle spielen dürfen.