Das Glück auf Emmas Rücken
Integrationsgruppe der Johanniter-Kita „Mitgaustraße“ nimmt an Therapiereitstunden teil
Braunschweig. „Wer mag denn als Erstes reiten?“, fragt Jeni Habermann und blickt in sechs strahlende Kindergesichter. Alle rufen sofort: „Ich!“ Stute Emma steht schon seelenruhig bereit auf dem sonnigen Longierplatz des Reit- und Therapiezentrums in Querum. Jetzt kann es losgehen mit der Therapiereitstunde für die Kindergartenkinder der Johanniter-Kita „Mitgaustraße“.
An diesem Dienstag ist Maria die Erste, die Emma zur Begrüßung über die warme Pferdenase streichelt und dann auf ihren Rücken klettern darf. Eine Stunde beginnt, in der es um viel mehr geht als nur das Reiten.
Behutsam setzt sich die braune Stute mit Maria obendrauf in Bewegung. Geführt wird das große Tier von dem kleinen und sichtlich stolzen Liam aus der Johanniter-Kita. Mit etwas Unterstützung von Jeni Habermann drehen sie nun Runden über den Platz. Zuerst mit Blickrichtung nach vorn, dann wird sogar rückwärts geritten. Und, dass man auf einem Pferd sitzen und gleichzeitig angeln kann, überrascht. Fische aus Plastik ziehen die Mädchen und Jungen aus einem Eimer und legen sie auf dem Pferderücken ab, bevor sie sie in den Eimer zurückwerfen. Dabei sind Gleichgewichthalten, Geschicklichkeit und gutes Zielen gefragt. Ganz bei der Sache, gelingt es jeder und jedem einen Fisch aus und wieder in den Eimer zurück zu befördern. Wer mag, darf sich zum Abschluss seiner Reitrunden noch bei Emma anschmiegen. Wie hingegossen kuscheln sich einige der Kinder an den Rücken der Pferdedame an. Und Elias stellt überrascht fest: „Die Emma riecht nach Spiegelei!“
Jeden Dienstag sind die Kinder der Johanniter-Kita zu Gast in Querum. Aus der Schmetterlingsgruppe fahren immer sechs Mädchen und Jungen mit ihrem Kita-Bus auf den Hof am Waldrand. Vier von ihnen sind sogenannte Integrationskinder, die eine spezielle Förderung erhalten, um sprachlich oder sozial-emotional noch mehr gestärkt zu werden. „Das Reiten ist gut für die Körperhaltung und das Gleichgewicht. Doch auch emotional und sprachlich profitieren die Kinder sehr von der Zeit mit Emma“, erzählt Yasmina Gau, die als Heilerziehungspflegerin in der Johanniter-Kita arbeitet und das Angebot, gemeinsam mit ihrer Kollegin Kira Börner, begleitet. „Unsere Kinder können hier mit so einem großen Tier ganz besonders gut Selbstvertrauen aufbauen, und grade die Stilleren blühen auf dem Reiterhof total auf und erzählen auf einmal ganz viel“, so Yasmina Gau. Das Angebot wird finanziert aus Geldern, die die Johanniter von der Wiedereingliederungshilfe der Stadt Braunschweig erhalten, um die Entwicklung der Integrationskinder zu fördern.
Runde für Runde geht es für Emma über den Platz, bis jedes Kind einmal reiten und einmal führen durfte. „Ich finde das Reiten richtig toll. Das schaukelt so schön und fühlt sich an, wie auf einem Schiff auf dem Meer“, erzählt die kleine Julia, nachdem sie von Emmas Rücken runter gehopst ist.
Wie jede Woche, ist die Stunde wieder viel zu schnell vergangen. Gern würden die Kinder noch bleiben, so gut gefällt es ihnen bei der lieben Emma. Doch die muss sich jetzt ein bisschen ausruhen und für die Kinder geht es zurück in die Mitgaustraße zum Mittagessen. Doch zum Glück fährt der Kita-Bus nächsten Dienstag wieder zu Besuch zu Emma nach Querum.