Johanniter-Unfall-Hilfe beteiligt sich nicht an der aktuellen Rettungsdienstausschreibung
Nach sorgfältiger Prüfung ist der Regionalverband Saar, in Abstimmung mit dem übergeordneten Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar, zu dem Entschluss gekommen, keine Bewerbung für eines der ausgeschriebenen Lose abzugeben.
„Der Schritt, uns nicht auf das Los Homburg zu bewerben und die daraus folgende Konsequenz, dass die Johanniter-Unfall-Hilfe mittelfristig nicht mehr im Rettungsdienst und in der Folge auch nicht mehr im erweiterten Rettungsdienst, dem sogenannten MANV (Massenanfall von Verletzten unterhalb der Katastrophenschwelle), des Saarlandes als Partner eingebunden sein wird, ist uns nicht leichtgefallen“, erklärt das hauptamtliche Mitglied des Johanniter-Regionalvorstands, Leonard Frisch. Man hätte sich gerne in dieser wichtigen Aufgabe weiterhin eingebracht. Leider gäbe es aus Sicht der Johanniter dazu unter den aktuellen Rahmenbedingungen keine Möglichkeit, so der Regionalvorstand.
Auch die aktuell durch die Johanniter betriebene Wache in Beckingen-Erbringen werde wohl nach der aktuellen Ausschreibung von einer anderen Organisation betrieben: „Wir sehen keine Möglichkeit, das Los als Einzelorganisation zu bedienen, eine Bietergemeinschaft mit einer weiteren Organisation besteht nicht“, fährt Frisch fort. „Selbstverständlich haben wir bereits Gespräche mit unseren Mitarbeitenden geführt und sie über die aktuelle Entwicklung informiert.“
Auf die genauen Beweggründe, weshalb die Johanniter sich nicht auf die aktuelle Ausschreibung beworben haben, geht die Hilfsorganisation aus Verschwiegenheit gegenüber Details der Ausschreibung nicht ein. Im Wesentlichen bestünde die Problematik darin, dass den Betreibern der Rettungswachen seitens des Auftraggebers, dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF), kaum Handlungsspielräume für einen ressourcenschonenden und wirtschaftlichen Betrieb eingeräumt würden. Eine Beeinflussung der Kosten des Betriebes ermögliche man den Betreibern laut Frisch lediglich über die Position Personal. Auch die Länge der Beauftragung mit zehn Jahren, inklusive einer einseitigen Option auf Verlängerung um weitere zehn Jahre seitens des Auftraggebers, sei laut Johanniter-Vorstand Frisch mit hohem Risiko auf Seiten des Beauftragten verbunden, insbesondere im Hinblick auf die fortwährend angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt und möglicher Strafen bei Nichtbesetzung der Fahrzeuge.
Im Hinblick auf die Parameter der aktuellen Ausschreibung könne aus Sicht der Homburger Johanniter davon ausgegangen werden, dass das Auswahlverfahren mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen werde, dass es in keinem Rettungsdienstbereich einen Anbieterwechsel geben wird: „Ich nehme an, dass wohl alles auf eine Besitzstandswahrung der bisherigen Betreiber hinauslaufen wird – allerdings ohne die Johanniter und mit höherer finanzieller Belastung“, erklärt Frisch.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. ist, insbesondere nach der Übernahme der Ambulanz Frisch GmbH Anfang des Jahres 2019, weiterhin bestrebt, ihre Aktivitäten im Rettungsdienst und Katastrophenschutz des Saarlandes auszubauen. Alle Beteiligten bedauern ausdrücklich, „dass die Bedingungen der Ausschreibung es nicht zulassen, ein wirtschaftliches, ressourcenschonendes, kalkulierbares Angebot abzugeben. Wir hätten uns gerne in einem fairen Wettbewerb gemessen, aber die Anforderungen der Ausschreibung sind aus unserer Sicht leider nicht zu bedienen“, schließt Frisch ab.
Auch der Landesvorstand der Johanniter im Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar bedauert die Entscheidung ausdrücklich, hat aber weiterhin Hoffnung auf eine Beteiligung in der Zukunft: „Der Rettungsdienst ist Teil der Johanniter-DNA, daher sind wir mit der Nichtabgabe einer Bewerbung alles andere als zufrieden. Wir hoffen sehr, dass wir in der Weiterentwicklung des Rettungsdienstes im Saarland noch eine Möglichkeit finden werden, um uns einzubringen. Wir sind gerne bereit, die Leistungsfähigkeit der Johanniter zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel im Rahmen einer Erweiterung des Rettungsdienstes in Form neuer Rettungswachen. Die aktuelle Ausschreibung können wir unter den gegebenen Bedingungen leider nicht bedienen, wir sind jedoch unbedingt bestrebt, auch in der Zukunft unseren Beitrag in der Notfallrettung und im Katastrophenschutz des Saarlandes zu leisten“.