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16.01.2025 | Regionalverband Rheinhessen

"Helfer vor Ort" rettet Leben

Interview mit Projektleiter Thomas Heinrich über die Wichtigkeit von First Respondern in ländlichen Gebieten.

Das von den Johannitern gestellte und ausgestattete Einsatzfahrzeug von „Helfer vor Ort“ wird in Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr Dolgesheim besetzt und unterstützt Rettungskräfte bei Notfalleinsätzen in ländlichen Gebieten. Wie groß ist der Bedarf eines sogenannten First Responders auf dem Land?
Projektleiter Thomas Heinrich (T.H.):
Sehr groß. In den vergangenen 12 Monaten konnten wir bei 91 Einsätzen unterstützen und waren häufig als erst eintreffendes Fahrzeug bei den Patienten. Wenn man auf dem Land wohnt, brauchen die Rettungskräfte häufig 13 bis 15 Minuten, um vor Ort zu sein – Helfer vor Ort schafft es da oft in wenigen Minuten.
Wie entscheidend ist diese Zeitersparnis?
TH: Die ersten Minuten können über Leben und Tod entscheiden. Vor Kurzem hatten wir beispielsweise einen männlichen Patienten mit klassischen Herzinfarkt Anzeichen (Druckschmerz auf der Brust, in den Arm ausstrahlend). Wir waren direkt vor Ort und schlossen ein 12 Kanal-EKG an. So konnten wir sehen, dass der Mann einen STEMI (Herzinfarkt) hatte. Während wir einen Zugang legten, bekam der Patient Kammerflimmern. Er konnte von uns sehr schnell defibrilliert werden, wobei er direkt wieder einen Kreislauf hatte und sogar ansprechbar war. Erst 6 Minuten später trafen Notarzt, Rettungswagen und Hubschrauber ein, um den Mann ins Krankenhaus zu bringen. Bei 6 Minuten ohne Kreislauf wäre es fraglich gewesen, ob man in hätte wiederbeleben können.
Was macht Helfer vor Ort erfolgreich?
TH: Das Fahrzeug ist mit einem satellitenbasierten Meldesystem ausgestattet, was uns die Möglichkeit gibt, direkt von der Leitstelle alarmiert zu werden und auch unseren Status und unsere Einsatzbereitschaft zu kommunizieren. Wir haben immer einen Notfall-, oder Rettungssanitäter dabei sowie ausgebildete Sanitätshelfer, die den Patienten qualitativ gut versorgen können, bis der Rettungsdienst oder Notarzt kommt. Auch dann sind wir einfach ein zusätzliches paar Hände vor Ort und können unterstützen oder z.B. den Hubschraubernotarzt abholen und schnell zum Patienten bringen. Und wir nutzen natürlich die Synergieeffekte mit der Feuerwehr vor Ort: Personal, Ortskenntnis, hohe Einsatzbereitschaft…
Wie trägt sich Helfer vor Ort und was braucht das Projekt, um in Zukunft erfolgreich zu sein?
Was ist deine Vision für das Projekt?
TH: Zunächst einmal ist es ein Spenden basiertes, ehrenamtliches Projekt. Das ist natürlich einerseits eine Stärke, die Mitglieder sind hoch motiviert und mit Leidenschaft dabei. Aber es gibt auch Herausforderungen, wir suchen immer nach neuen Helfern um eine möglichst hohe Bereitschaft aufrecht zu halten. Da die Wegzeitersparnis wichtig ist, suchen wir vor allem Personen, die direkt in Dolgesheim wohnen und von dort aus starten können. Wer hier Interesse hat, kann sich gerne melden (thomas.heinrich(at)johanniter.de), eine medizinische Qualifikation ist nicht erforderlich, da wir die Helfer auch selbst ausbilden. Gerne würde ich im nächsten Jahr 10 Helfer neu dazugewinnen, dafür brauchen wir Ihre Mithilfe!

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