johanniter.de
19.06.2023 | Competence Center European Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC)

rescEU: Startschuss für erstes gesamteuropäisches mobiles Feldkrankenhaus

Johanniter koordinieren Gemeinschaftsprojekt im Umfang von 106,2 Mio. Euro.

Um ein breites Spektrum von Katastrophenszenarien mit medizinischer Nothilfe abdecken zu können, hat sich die Europäische Kommission dazu entschieden modulare medizinische Kapazitäten (mobile Krankenhäuser) mit den Ländern Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg, Portugal, Rumänien und der Türkei zu entwickeln. Die Leitung des multinationalen Projektes liegt beim Team des Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) der Johanniter-Unfall-Hilfe in Frankfurt am Main.


Am 31. Mai 2023 wurde das Projekt bei einer Kick-Off Veranstaltung in Cascais, Portugal feierlich gestartet. Unter den Teilnehmenden waren Dr. Raed Arafat (Staatssekretär des Ministeriums für Innere Angelegenheiten in Rumänien), Patrícia Gaspar (Staatssekretärin des Ministeriums für Innere Angelegenheiten in Portugal), Margarida Tavares (Staatssekretärin des Ministeriums für Gesundheitsförderung in Portugal), Dr. Jessica Däbritz (Abteilungsleiterin Krisenmanagement im Bundes-ministerium des Inneren und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland), Hans Das (Europäische Kommission, Direktor Notfallmanagement und rescEU (ECHO.A), Flavio Salio (WHO Network Leader Emergency Medical Teams) sowie Delegierte der Konsortiumspartner.


In seiner Ansprache betonte Projektleiter Mario Di Gennaro vom Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) der Johanniter besonders im Hinblick auf die Pandemie, Erdbeben in der Türkei und Syrien, Flächenbränden in Südeuropa oder Überflutungen in Italien und Deutschland: „Kann ein Land allein eine große Katastrophe bewältigen? Sicherlich nicht! Deshalb stehen wir jetzt zusammen und entwickeln diese medizinischen Kapazitäten, um die Reaktion in Eu-ropa und außerhalb Europas zu stärken und so die Bevölkerung bestmöglich zu schützen und zu unterstützen.“


Die rund 106 Millionen werden in die Entwicklung und Beschaffung von 3 Emergency Medical Teams (EMT) Typ 2 fließen. Diese autonomen, medizinischen Behandlungseinheiten (mobile Krankenhäuser) sollen künftig in Einsatz kommen, um eine schnelle und umfassende Re-aktion auf Katastrophen zu leisten, bei denen medizinische Hilfe in der Bevölkerung nötig ist und um, medizinische Einrichtungen im betroffenen Land zu unterstützen oder zu bei Ausfall zu ersetzen.


Zu diesen 3 Behandlungseinheiten kommen weitere 17 unterschiedliche Module hinzu, wie beispielsweise Labore, mobile Intensivstationen, die ganz autonom Intensivpatienten behandeln können, aber auch spezialisierte Module für Brandverletzungen, Mutter-Kind-Versorgung, Patiententransport, Sauerstoffversorgung, psychosoziale Versorgung sowie Unterstützung für die Telekommunikation. Diese Einheiten werden ab 2024 schrittweise abrufbereit sein und können bei einer großen Bandbreite von Katastrophenszenarien eingesetzt werden. Die EMT Typ 2 ergänzen die bereits existierenden Emergency Medical Teams, die von den einzelnen Mitglieds- und Teilnehmerstaaten im Rahmen des europäischen Zivilschutzes gestellt werden.


Die Johanniter in Frankfurt leiten mit ihrem Team Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) das multinationale Projekt mit dem Mandat des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat. Sie koordinieren die Abstimmung zwischen den beteilig-ten Mitglieds- und Teilnehmerstaaten und bündeln die Ergebnisse aus der gemeinschaftli-chen Ausarbeitung. Aus Frankfurt heraus wird auch zentral die Ausbildung und die Trainings für die Soforthelfenden der Partnerländer erfolgen, die im Einsatzfall die EMT Typ 2 Einheiten besetzen und dort medizinische Nothilfe leisten. Ebenso wird in Frankfurt die Beschaf-fung des gesamten medizinischen Materials, der technischen Geräte und der Behandlungs-einheiten selbst gebündelt.


Hintergrund Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC):
Das EUCC (früher "Internationale Projekte und Kooperationen - IPC") ist eine Abteilung inner-halb der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. (JUH), die als Anlaufstelle für EU-Angelegenheiten in Katastrophenschutzfragen fungiert und die für meist internationale Projekte im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes zuständig ist.
Durch das EUCC ist die JUH seit 2006 aktiv am Unionsverfahren für den Katastrophenschutz beteiligt (z.B. Bereitstellung von Einsatzmitteln und Katastrophenschutzexperten für UCP-Einsätze, Durchführung von Schulungen/Übungen, Bereitstellung von Ausbildern und Dozenten).
In Projekten übernimmt das EUCC die Rolle der Projektkoordination, der Leitung von Arbeits-paketen und/oder der Rolle von Endanwender*innen und validiert neue Technologien und Methoden, die in den Projekten entwickelt werden. Darüber hinaus bringt die JUH ihr Fach-wissen und ihre Kompetenz in das Europäische Katastrophenschutzverfahren sowie in die Entwicklung und Bereitstellung von Reaktionskapazitäten und Modulen für den Europäischen Katastrophenschutzpool ein.


Hintergrund Bevorratungsstandort rescEU stockpiling DE:
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben die EU-Kommission und die EU-Mit-gliedsstaaten im März 2020 beschlossen, Kapazitäten zur medizinischen Bevorratung aufzu-bauen. Schrittweise sollen entsprechende Lager entstehen, die von den EU-Mitgliedstaaten unterhalten und von der EU finanziert werden. Die beteiligten Staaten sollen auch die Verteilung der Materialien im Falle eines entsprechenden Hilfeersuchens im Rahmen des Unions-verfahrens gewährleisten.
In Deutschland wurden zwei Standorte zur Bevorratung von medizinischer Schutzausrüstung (rescEU Medical Stockpile DE), Medikamenten (rescEU Monkeypox Antivirals Stockpile) oder auch Geräten zur Energieversorgung (rescEU Energy Supply) aufgebaut, einer davon befin-det sich in der Verantwortung der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., Regionalverband Rhein-Main im Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) in Frankfurt am Main.
Das Team des Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) ist zu-ständig für die Beschaffung, Einlagerung, Pflege und logistische Verteilung von medizini-schen Schutzmaterial, Bedarfsfall gehört zur Aufgabe des in Frankfurt am Main angesiedel-ten Johanniter-Kompetenzzentrums für Europäischen Katastrophenschutz (EUCC). Es koordiniert die Zusammenarbeit und die Vereinbarung mit der Europäischen Kommission.
Im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat die EU-Kommission im Herbst dieses Jahres beschlossen, Diesel-Stromerzeuger über das Projekt rescEU Energy Supply beschaffen zu lassen. Die Johanniter haben mit der Mandatierung des Bundesinnen-ministeriums den Auftrag erhalten, dieses Projekt durchzuführen. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission finanziert.