Wenn Vater, Mutter, Bruder oder Schwester sterben, ändert sich auf einen Schlag das ganze Leben der Familie. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Für Kinder und Jugendliche in Trauer bieten die Johanniter Baden-Württemberg nun Hilfe und Unterstützung.
Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist nie leicht. Der Tod eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes ist für alle Familienangehörigen ein schwerer Schock. Wenn Kinder Familienangehörige verlieren, wird ihre Trauer in unserer Gesellschaft oft übersehen, denn sie trauern anders als Erwachsene. Oft ziehen sie sich zurück, weil sie die anderen Hinterbliebenen nicht noch zusätzlich belasten wollen.
Trauer kann sich sehr unterschiedlich äußern. Besonders bei Kindern geht sie ganz eigene Wege. Junge Menschen drücken ihre Trauer nicht immer mit Worten aus. stattdessen verarbeiten viele ihren Verlust beim Spielen, Malen oder Toben.
„Kinder hüpfen wie aus der Trauer rein und raus, sie sind traurig und wollen spielen“, führt Psychologin Ulrike Schwarz, Verantwortliche für die Region Tübingen, aus. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche ihre Gefühle mit anderen teilen, um zu erkennen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. So bekommt ihre Trauer den Platz im Leben, den es für die Verarbeitung braucht. Bei dem neuen Trauerbewältigungsprojekt Lacrima wird ein Ort für alle Formen der Trauer geschaffen.
Ira-Kristin Soldner, Projektleiterin Lacrima in Stuttgart, erklärt die Hintergründe: „Trauern bedeutet ankommen in der Realität, in der sich die Beziehung zum geliebten Menschen verändert hat. Dabei jede Emotion zulassen. Manchmal wird die Trauer schwächer und dann auch wieder stärker. Wichtig ist – welches Gefühl auch kommt, darf da sein und integriert werden in mein Leben.“
In regelmäßigen Gruppenstunden erfahren die Kinder, und Jugendlichen beruhigende Rituale, Verständnis und Anteilnahme und bekommen Raum, sich auszutoben und zu spielen. „Wir werden Ausflüge machen, viele kreative Dinge machen und das Spielen wird nicht zu kurz kommen“, sagt Ulrike Schwarz. Die Kinder und Jugendlichen erleben dabei, dass andere Gleichaltrige in einer ganz ähnlichen Situation stecken, das bringt Erleichterung. „Kinder haben oft nicht Gleichaltrige in ihrem Umfeld, die in der gleichen Situation sind.“, weiß Ira-Kristin Soldner. Die Hilfe für Familien ist dabei langfristig angelegt, sie können auch mehrere Jahre Unterstützung bei Lacrima finden.
Während der Gruppenstunden werden auch die Angehörigen in geschützter Atmosphäre beraten und können sich austauschen. Diese Möglichkeit unterstützt die Familien ebenfalls bei der Trauerbewältigung.
Geleitet werden die Trauergruppen von den Expertinnen der Johanniter, unterstützt von einem festen Team von Ehrenamtlichen. Diese erhalten eine ausführliche fachliche Ausbildung, um die Familien in dem individuellen Trauerprozess zu begleiten. Die Ausbildung umfasst 65 Unterrichtseinheiten. „Das zeichnet unsere Projekte aus, dass die Helferinnen und Helfer sehr gut für diese wichtige Arbeit ausgebildet werden“, erklärt Ulrike Schwarz.
Die Arbeit für Kinder und Jugendliche in Trauer findet viel Anklang. Ehrenamtliche sind bereits gefunden und geschult und wir freuen uns, dass Lacrima in Baden-Württemberg beginnen kann.
Da das Angebot rein spendenfinanziert ist, danken wir allen, die uns mit ihrer Spende unterstützen! Mit Ihrer Unterstützung können wir z.B. Spielmaterialien, Matten zum Toben, Ausflüge oder die Ausbildung unserer Ehrenamtlichen finanzieren.