Jahresrückblick 2022

© Paul Hahn

Ein Schwerpunkt unserer Unterstützung im vergangenen Jahr lag auf der Hilfe für ukrainische Geflüchtete. Der Krieg hat viele gezwungen, ihr Land zu verlassen. Auch in Baden-Württemberg haben die Johanniter bei der Aufnahme und Betreuung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine geholfen. Wir haben Notunterkünfte betrieben, die Menschen medizinisch versorgt und waren in der Verpflegung und sozialen Betreuung aktiv.

Im Oktober ist der zweite Block an Deutschkursen für die geflüchteten Menschen in der Notunterkunft in der Schleyer-Halle in Stuttgart gestartet. In den Räumlichkeiten am Zettachring unterrichteten drei Lehrkräfte drei Klassen mit über 20 Teilnehmenden pro Klasse, an vier Tagen pro Woche. Der erste Unterrichtsblock fand bereits im Sommer statt und fast 70 Teilnehmende haben ihn absolviert. „Durch den Zugang zu diesem Sprachkurs wird den Ukrainerinnen und den Ukrainern das Angekommen in Deutschland erleichtert“, berichtet Fatih Dogrul, Einrichtungsleiter der Notunterkunft.

„Wir haben jetzt bereits eine Warteliste mit über 150 Namen darauf. Uns freut das große Interesse sehr. Besonders stolz sind wir auch auf unsere Lehrkräfte, die voller Herzblut den Unterricht gestalten“, so Dogrul. Darüber hinaus werden die Deutschkurse von Porsche gefördert und können somit mindestens weitere neun Monate fortgeführt werden. „Ein wunderbares Zeichen für all die Menschen, die durch den Krieg fliehen mussten. Ein Zeichen für Zusammenhalt in Krisenzeiten. Für zusammen Wachsen. Sich gegenseitig stützen. Ein großes Dankeschön an die Förderer“, bedankt sich Fatih Dogrul im Namen aller Teilnehmenden.
Ein viertel Jahrhundert Krisenintervention der Johanniter in Stuttgart: seit 25 Jahren erfüllen die dreizehn Ehrenamtlichen des Kriseninterventionsteams (KIT) Stuttgart ihre Aufgabe mit viel Leidenschaft und Hingabe. Bestens ausgebildet und immer einsatzbereit.

„Seit unserer Gründung 1997 hatten wir rund 7.000 Alarmierungen und 18.000 Klienten“, berichtet Dr. Ralf Oberfell, Leiter des Johanniter-KIT. 800.000 Minuten reine Betreuungszeit direkt mit dem Klienten kamen so in einem viertel Jahrhundert zusammen. Die Dienstbereitschaft übersteigt diese Zahl um ein Vielfaches, da das KIT rund um die Uhr an 365 Tagen ehrenamtlich im Dienst ist. Aktuell besteht das Team aus 23 Mitgliedern, darunter zehn in der Ausbildung.
Die Johanniter eröffneten im Sommer 2017 in Singen einen Demenzgarten. Der Sinnesgarten aktiviert die Sinne der Besucherinnen und Besucher und ist darauf ausgelegt, Erinnerungen zu wecken, wenn z. B. am Hochbeet gearbeitet wird oder Kräuter zwischen den Fingern gerieben werden. Auch Aktivierungsangebote mit Bewegungseinheiten für Menschen mit leichter Demenz finden hier statt. Die Aktivierung an der frischen Luft hat eine ganz besondere Qualität für die Teilnehmenden, die häufig viel Zeit in der Wohnung verbringen. Die Erweiterung des Demenzgartens um eine Holzpergola, schützt die Teilnehmenden vor Sonne und leichtem Regen und ermöglicht, dass die Angebote nun auch bei nicht ganz optimalem Wetter im Freien durchgeführt werden können.

Die Johanniter stellen in Singen einen wichtigen Träger im Bereich Altenhilfe mit Schwerpunkt Demenz für die Kommune dar und sind seit 2011 aktives Mitglied des Singener Aktionsbündnisses für Demenz. Die Bündnispartner arbeiten auf eine gesellschaftliche Akzeptanz und Verständnis für dementielle Erkrankungen hin.

Drei Fragen an Thomas Hanisch, Landesvorstand Baden-Württemberg

Herr Hanisch, wie hat sich im dritten Pandemiejahr 2022 und mit Blick auf die Ukraine-Krise und die steigende Inflation die Spendenbereitschaft entwickelt?

Die Spendenbereitschaft und Bereitschaft, uns mit Mitgliederbeiträgen dauerhaft zu unterstützen, ist weiterhin hoch. Dafür sind wir unseren SpenderInnen und Mitgliedern sehr dankbar. Auch viele Unternehmen haben uns unterstützt. Besonders hervorzuheben sind auch die „Zeitspenden“ unserer Ehrenamtlichen, die wieder einmal über sich hinausgewachsen sind.

Einen wichtigen Teil der Spendeneinnahmen machen die Mitgliedsbeiträge aus. Warum ist diese regelmäßige Form der Spende so wichtig?

Die dauerhafte Unterstützung mit Mitgliedsbeiträgen hilft uns enorm. So können wir unsere Projekte längerfristig und verlässlich planen und umsetzen. Das macht diese Form der Unterstützung so besonders wirkungsvoll und nachhaltig. Ein weiterer Vorteil: Diese Spenden können wir, anders als zweckgebundene Spenden, flexibel einsetzen. Und zwar dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie für 2023? Welche Bereiche benötigen in Ihren Augen die größte Unterstützung?

Insgesamt ist der Bedarf an Spendenmitteln in den letzten Jahren – pandemie- und kriegsbedingt – enorm gestiegen. Die Pandemiefolgen, z.B. die zunehmende Vereinsamung von Kindern und älteren Menschen, sind unübersehbar. Hier müssen wir weiter handeln, um den Folgen entgegen zu wirken.

Der Krieg in der Ukraine und die große Zahl an Flüchtlingen, die versorgt werden müssen, wird uns auch im nächsten Jahr begleiten. Für die Versorgung, aber auch die Integration müssen die Johanniter bestehende Angebote weiterführen, aber auch neue Projekte anstoßen.

Da wir in allen unseren Tätigkeitsbereichen auf das Engagement unserer Ehrenamtlichen angewiesen sind, müssen wir hier weitere Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen anbieten, um qualifiziert helfen zu können. Das kostet Geld und wir sagen schon jetzt allen von Herzen Danke, die uns auch im nächsten Jahr mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen unterstützen!