Fachbereichsleitung Katastrophenschutz
Name: André Kühner
Alter: 56
Verband: Landesverband Baden-Württemberg // Regionalverband Baden
Tätigkeitsbereich & Funktion: Fachbereichsleiter Katastrophenschutz // Ehrenamtskoordinator
Dabei seit: 1981
Was versteht man unter Bevölkerungsschutz?
Der Begriff Bevölkerungsschutz ist eine zusammenfassende Bezeichnung für alle Einrichtungen und Maßnahmen, die der Gefahrenabwehr und Hilfe zum Schutz der Zivilbevölkerung im Krisen- oder Katastrophenfall dienen, die mit dem regulären Rettungsdienst nicht zu bewältigen wären. Man unterscheidet zwischen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Ersteren regelt der Bund, letzteren regeln die Länder. In beiden Fällen organisieren und finanzieren Bundes- und Landesebenen Strukturen und Material zum Schutz der Bevölkerung vor konkreten Gefahren für Einsatzlagen, die mit dem regulären Rettungsdienst nicht zu bewältigen wären. Organisationen, die im Bevölkerungs- bzw. Katastrophenschutz aktiv sind, sind beispielsweise die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und die Hilfsorganisationen, zum Beispiel die Johanniter. Zuständig auf Länderebene sind die Innenministerien, die die Strukturen auf die jeweiligen Bedarfe vor Ort anpassen und die einzelnen Organisationen einbinden.
Welche Aufgaben übernehmen die Johanniter im Bevölkerungsschutz?
Der Katastrophenschutz der Johanniter kommt bei Katastrophen wie Hochwasser, Unwetter, Unglücken oder Ereignissen mit dramatischen Auswirkungen und in besonders großen Notsituationen zum Einsatz. Dabei übernehmen wir sanitätsdienstliche und betreuungsdienstliche Aufgaben. Diese umfassen beispielsweise den Aufbau und den Betrieb von Sanitätszelten zur medizinischen Versorgung von verletzten Personen oder von Notunterkünften zur Unterbringung und Verpflegung von Betroffenen.
Eine Besonderheit der Johanniter ist der Betreuungsplatz 200 (BTP200). Er ist eine organisationseigene Komponente zur Einrichtung und zum Betrieb eines Betreuungsplatzes. Dank speziell ausgestatteter Fahrzeuge können die Einsatzkräfte eine „Notunterkunft“ errichten in der bis zu 200 hilfeersuchende Personen untergebracht und versorgt werden können. Die Einheit führt neben Personal auch Technik mit. So können beispielsweise sofort Feldbetten, Decken oder Heizungen zum Einsatz kommen. Die Einsatzkräfte können sich außerdem autark mit Strom versorgen. Die einzelnen Module des BTP200 sind auf mehrere Standorte der Johanniter im Land verteilt, um möglichst flexibel eingesetzt werden zu können.
Welche Aufgaben hatten die Johanniter aus Baden-Württemberg in den Hochwassergebieten?
Wir waren aktiv bei der Betreuung von Bewohnern, bei der Evakuierung von Patienten aus überfluteten Krankenhäusern und deren Transport in die umliegenden unversehrten Krankenhäuser. Zu unseren Aufgaben gehörten Erkundungsaufgaben, Hilfe in der Gefahrenabwehr, die Lieferung von dringend benötigtem Material, das Einrichten von Kleiderkammern für die Betroffenen, die Verpflegung von Einsatzkräften, Unterstützung in Stäben und Fachberatungen sowie die physische Betreuung von Betroffenen.
Zu den Besonderheiten gehörte das VOSTbw, dabei handelt es sich um ein Team ehrenamtlich Helfender, welches im Katastrophenfall die Sozialen Medien beobachtet. Sie werten die entsprechenden Informationen aus, bereiten sie auf und lassen sie den jeweiligen Katastrophenschutz-Stäben und Verantwortlichen zukommen.
Welche Bedeutung hat ehrenamtliches Engagement im Katastrophenschutz für die Gesellschaft?
Es setzt aus meiner Sicht ein wichtiges Zeichen für Werte wie Zusammenhalt, aber auch dass man in Krisen nicht allein ist. Auch in der Arbeitswelt sind Katastrophenschützer gerne gesehen, da sie selbstständig arbeiten, sehr zuverlässig sind und Gefahren schnell erkennen.
Ich engagiere mich ehrenamtlich im Bereich Katastrophenschutz und Großeinsatz aber auch als Ehrenamtskoordinator bei den Johannitern,
weil ich es für eine sehr wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft halte und ich mich in den Schutz der Bevölkerung einbringen will.
Meine Aufgaben beim Hochwassereinsatz waren...
Die Koordinierung der Helferinnen und Helfer aus dem Landesverband Baden-Württemberg. Ich war Ansprechpartner für Behörden und andere Organisationen und habe für die Johanniter die konkreten Einsatzgebiete im Hochwassergebiet koordiniert.
Das Besondere an diesem Einsatz war…
Selbst für erfahrene Einsatzkräfte hat diese Katastrophe ein Ausmaß angenommen, das wir noch nie gesehen haben. Wir hatten bei einer Großschadenslage noch nie so viele Tote und Verletzte, diese Eindrücke haben uns tief getroffen und ergriffen. Die Zusammenarbeit der Blaulichtfamilie war hervorragend. Alle Helferinnen und Helfer waren hoch motiviert und belastbar. Herzlichen Dank für diesen Zusammenhalt und den großartigen Einsatz! Für weitere Anforderungen stehen wir bereit.
Das Besondere am Ehrenamt im Bereich Katastrophenschutz ist für mich…
Der Zusammenhalt bei den gemeinsamen Einsätzen und dass wir uns immer aufeinander verlassen können. Es bieten sich je nach Einsatz kreative Möglichkeiten der Führung und das Abarbeiten der Ereignisse. Es bedeutet mir viel, anderen Menschen zu helfen und Werte an die Gesellschaft zu vermitteln. Ich liebe es, das vielseitige an meinem Ehrenamt zu leben und zu gestalten und darüber hinaus Freundschaften zu bilden.
Wenn ich nicht bei den Johannitern bin, bin ich…
…bei Verdi; in politischen Gremien; bei der Familie und Freunden aber auch beim Regierungspräsidium Karlsruhe in der Flüchtlingshilfe tätig.
Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit motiviert mich am meisten…
Die Zusammenarbeit, das Lösen von Problemen, das Gestalten von Projekten, gemeinsame Schulungen und Tagungen, Termine mit den politischen Parteien und Ministerien sowie die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.
Aber auch, dass ich den Menschen, wie auch Kolleginnen und Kollegen vieles wieder zurückgeben kann, was ich im Laufe der Zeit entgegengebracht bekommen habe. Es gibt mir ein gutes Gefühl für andere da zu sein und erfüllt mich mit neuer Kraft und Dankbarkeit.