Bereitschaftsleitung
Name: Sebastian Bierbaum
Alter: 40 Jahre
Verband: Ortsverband Stuttgart
Tätigkeitsbereich & Funktion: Bereitschaftsleiter OV Stuttgart / Zugführer Einsatzeinheit 6 der Stadt Stuttgart
Dabei seit: 1998
Ich engagiere mich ehrenamtlich im Bereich Bevölkerungsschutz bei den Johannitern, weil
ich anderen helfen möchte, ehrenamtliches Engagement wichtig finde und ein starkes und kompetentes Team hinter mir habe.
Meine Aufgaben im Bereich Bevölkerungsschutz sind
die Leitung des Ortsverbandes und im Alarmfall die Führung der Einsatzeinheit als Zugführer.
Du hast das Zeug zum Ehrenamtlichen im Bereich Bevölkerungsschutz, wenn Du
motiviert bist neues zu lernen, anderen helfen möchtest und in der großen Johanniter-Familie Spaß haben möchtest!
Mein wichtigstes Instrument/Werkzeug im Einsatz ist,
abgesehen von einem Schreibbrett, einem Kugelschreiber und einem Funkgerät jede einzelne Helferin und jeder einzelne Helfer meines Ortsverbandes, denn ein Einsatz klappt nur im Team.
Wenn ich nicht bei den Johannitern bin,
bin ich bei meiner Frau und meinen beiden Söhnen
Mein schönster Moment bei den Johannitern war,
dass ich dort die Liebe meines Lebens kennengelernt habe.
Mein bisher spannendster Einsatz:
Da muss ich ein bisschen ausholen: Während unseres Sanitätsdienst-Einsatzes beim Southside Festival 2016 kam es zu einem starken Unwetter, aufgrund dessen das Festivalgelände und der Campingbereich geräumt werden musste. Die 60.000 Besucher wurden aufgefordert, in ihren PKW oder in einer vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Halle Schutz vor dem Unwetter zu suchen. Dieses traf das Flugfeld in Neuhausen ob Eck weitaus heftiger als erwartet und führte auch in unseren Reihen zu zahlreichen materiellen Schäden. Meine Stuttgarter Kollegen und ich waren eigentlich schon im Feierabend, wurden dann aber seitens der Einsatzleitung angefragt, ob wir als Einsatzreserve zur Verfügung stehen würden. Anfangs evakuierten wir einige leichtverletzte aber gehfähige Festivalbesucher mit einem unserer Fahrzeuge bis ich – lediglich auf Suche nach Schutz vor dem Unwetter – selbst in eines der Gebäude im Backstage-Bereich flüchtete, da mir das Fahrzeug keinen sicheren Schutz mehr bieten konnte. Da alle unsere dezentralen Unfallhilfsstellen – jeweils bestehend aus mehreren Zelten – keinen sicheren Schutz, weder für Patienten noch für unser Personal mehr boten, konnte zu diesem Zeitpunkt eine Patientenversorgung dort schon nicht mehr erfolgen.
In besagtem Gebäude wurden daher bereits erste Patienten gesammelt und versorgt, sodass ich mit einem Teil der Stuttgarter Kräfte sowie anderen Johannitern aus ganz Baden-Württemberg unsere etablierten Strukturen – von der Führung bis hin zur Patientenversorgung – sozusagen im bereits laufenden Betrieb eingerichtet habe, wobei mir die Funktion des Abschnittleiters zuteilwurde.
Die Herausforderung in dieser noch frühen Phase des Einsatzes war neben der Einrichtung von Strukturen, Zuteilung von Aufgaben und Organisation der, zu diesem Zeitpunkt noch sehr geringen Anzahl an anwesenden Einsatzkräften, hauptsächlich das Fehlen an Material, vom EKG bis hin zum Verbandpäckchen mangelte es uns praktisch an allem und stellte die Kollegen und mich vor uns eigentlich völlig unbekannte Probleme. Egal ob mit dem Rettungswagen oder im Bevölkerungsschutz, wir kommen immer mit ausreichend Material in den Einsatz. Dies war nun aber in den Unfallhilfsstellen auf dem Gelände und für uns nicht mehr greifbar. Nach und nach konnten wir eigenständig und durch die Einsatzleitung unterstützt, Personal und Material zuführen, sodass wir dieses Problem relativ zügig lösen konnten.
Was mir zu diesem Zeitpunkt allerdings völlig unklar war, war die Lage außerhalb meines Einsatzabschnittes. Außer der Tatsache, dass alle anderen Unfallhilfsstellen praktisch handlungsunfähig waren, hatte ich keinerlei Kenntnis über die Situation auf dem Festivalgelände, über die Anzahl an Verletzten und vor allem über die Kolleginnen und Kollegen, welche sich noch auf dem Gelände befanden. So versorgten wir mit einem bunt gemischten Team von Johannitern aus den unterschiedlichsten Regionalverbänden Baden-Württembergs in den kommenden 8 Stunden knapp 100 Patienten, wovon 25 durch den öffentlichen Rettungsdienst in Kliniken transportiert wurden und betreuten zahlreiche weitere Festivalbesucher. Insbesondere bei diesem Einsatz zeigte sich einmal mehr, wie gut die Johanniter in Baden-Württemberg vernetzt sind und dass wir als Landesverband mehr als gut zusammenarbeiten können.
Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit motiviert mich am meisten
wenn ich es schaffe, andere für die Sache zu begeistern und zu motivieren.
Meine ehrenamtliche Tätigkeit hat sich während der Pandemie wie folgt verändert:
Mehr „Homeoffice“, da ich in der Führung natürlich auch viele Verwaltungsaufgaben wahrnehmen muss, das Erlernen und Umgehen mit Online-Fortbildungen und leider auch das Fehlen persönlicher Kontakte, vor allem zur Kameradschaftspflege.
Definition Zugführer
Ein Zugführer im Katastrophenschutz leitet im Einsatzfall einen Zug. Er untersteht in seinen Handlungen und Weisungen lediglich dem Einsatzleiter, je nach Lage dem Einsatzabschnittsleiter bzw. dem Organistorischem Leiter. Zugführer sind meist in ehrenamtlichen Einheiten tätig. Diese Einheiten werden von den Hilfsorganisationen personell gestellt und materiell sowie finanziell von Bund und Ländern unterstützt.
Zugführer benötigen vor ihrer Ernennung zum Zugführer über ihre Fachdienstkenntnisse hinaus verschiedene führungsspezifische Zusatzausbildungen. Diese Lehrgänge sind zum teil organisations- und fachdienstspezifisch. Vermittelt werden unter anderem Kenntnisse zur Einteilung der Hilfskräfte und des Einsatzgebietes, zu Materialbeschaffung und -management, zu Gefahren an der Einsatzstelle sowie zur Vermeidung von Unfällen, zur Kommunikation mit Hilfskräften sowie Einsatzkräften anderer Fachdienste und Organisationen sowie zu den rechtlichen Grundlagen des Katastrophenschutzes.
Dem Zugführer sind mindestens zwei Gruppen unterstellt, die ihrerseits von Gruppen- und Truppführern geleitet werden.