04.12.2024 | Regionalverband Württemberg Mitte

Rettungseinsatz unter Beschuss

Drei Johanniter aus dem Regionalverband Württemberg Mitte haben Deutschland bei einer internationalen Katastrophenschutzübung in Madrid vertreten

Flughafen Cuartos Vientos in Madrid: Gebäude und Fahrzeuge explodieren, Schießereien, Autokarambolagen, unzählige Verletzte liegen auf dem Boden und mittendrin leisten drei Johanniter aus dem Regionalverband Württemberg Mitte (Sitz in Tübingen) die Erstversorgung. Julia Walz, Sebastian Mathes und Fabian Sklar waren Teil eines international besetzten Teams, das bei einer Blaulicht-Übung in Spanien den Ausnahmezustand geprobt hat. 

Wie können Feuerwehren, Rettungsdienste und Polizei als eingespieltes Team schnell und effektiv bei Terroranschlägen oder eskalierenden Massenprotesten reagieren? Wie läuft der Rettungsdienst in solchen großen Dimensionen möglichst reibungslos ab? Das haben Hilfsteams aus vier europäischen Partnerländern während eines simulierten Katastropheneinsatzes trainiert, im Rahmen der „Jornadas Municipales Sobre Catástrofes“ in Madrid. Als einziger deutscher Partner hat die Johanniter-Unfall-Hilfe die Notfallsanitäter Julia Walz und Sebastian Mathes sowie Rettungssanitäter Fabian Sklar vom Regionalverband Württemberg Mitte nach Spanien geschickt. Und die waren von den perfekt aufeinander eingespielten Einsatzteams der Spanier sehr beeindruckt: „Das ist eine andere Liga, in der hier die medizinische Versorgung abläuft“, berichtet Sebastian Mathes. Rund 30 Einsatzübungen werden in Madrid pro Jahr absolviert. „Jeder einzelne im Team weiß sofort, welche Aufgabe zu übernehmen ist, so funktioniert alles reibungslos“, berichtet Mathes weiter. 

Erstversorgung unter Druck ist für die drei aus dem Johanniter-Rettungsdienst nichts Unbekanntes. Doch Verwundete zu versorgen, während um sie herum Gebäude explodierten und geschossen wurde, war eine neue Erfahrung. Trotz dieser herausfordernden Umstände errichteten die überwiegend spanischen Teams in wenigen Minuten Behandlungszelte, die Polizei sicherte den Rettungsdienst ab und in kürzester Zeit fuhren Kolonnen von Rettungswagen vor, um Menschen zügig in die Krankenhäuser zu transportieren. 

Die Erfahrungen aus den Bombenanschläge auf Züge in Madrid vor genau 20 Jahren haben die Spanier genutzt, um diese perfekt funktionierende Teamarbeit im Katastrophenschutz aufzubauen. Jetzt geben sie ihr Wissen und ihre „Best practices“ an andere Länder weiter – die gemeinsame Übung war der Auftakt dazu. Zustande kam diese internationale Trainingseinheit im Rahmen des EU-Gemeinschaftsprojekts „Knowledge Network of Workable Emergency Medical Systems“ (KnowEMS), das Anfang 2024 startete. Gemeinsam mit dem Competence Center European Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) aus dem Regionalverband Rhein-Main der Johanniter-Unfall-Hilfe aus Deutschland sind weitere Partner aus Frankreich, Rumänien, Portugal, Israel und Spanien am Projekt beteiligt. Im Netzwerk teilen die Experten neue Erkenntnisse aus Katastropheneinsätzen sowie optimale Vorgehensweisen und diskutieren mögliche zukünftige Herausforderungen. So standen neben dem Simulationstraining in Madrid auch Erfahrungsberichte der anderen Länder auf dem zweitägigen Veranstaltungsprogramm: Israelis berichteten über den gefährlichen Einsatz von Rettungsdiensten während des Hamas-Anschlags im Oktober 2023, Mediziner aus der Ukraine beschrieben die Verarztung von Verwundeten im Kriegsgebiet.

Rund 160 Verwundete haben die Johanniter gemeinsam mit den internationalen Teams in Madrid versorgt. Dabei haben sie wertvolle Erfahrungen gesammelt, aber auch viel über das Gesundheitssystem in Spanien gelernt. Ein System, in dem die Mitarbeitenden besser als in der Industrie bezahlt werden und deshalb der Andrang auf offene Stellen groß ist. „Da sind uns die Spanier um einige Jahre voraus“, fasst Sebastian Mathes zusammen. 

Die Johanniter im Regionalverband Württemberg Mitte (mit Regionalgeschäftsstelle in Tübingen) bieten Leistungen in folgenden Bereichen: Ambulante Pflege, Hausnotruf, Essen auf Rädern, Schulcatering, Erste-Hilfe-Ausbildung sowie Rettungs- und Fahrdienste. Die Hilfsorganisation betreibt vier Naturkindergärten, darüber hinaus engagieren sich Ehrenamtliche u. a. in der Trauerbegleitung Lacrima für Kinder und Jugendliche sowie bei Sanitätsdiensten, Rettungshundestaffeln und Drohneneinheiten. Der Regionalverband Württemberg Mitte umfasst die Landkreise Tübingen, Reutlingen, Balingen, Rottweil, Freudenstadt, Calw und Böblingen. 
Mehr Informationen unter www.johanniter.de/wuerttemberg-mitte 

Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. ist mit rund 30.000 Beschäftigten, mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfe-leistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland. 
Mehr Informationen unter: www.johanniter.de