Aktionen des Projektes "Together"
Was bisher geschah
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Im Rahmen des sozialen Projektes „Together“ wurden Kinder und Jugendliche aus der Ukraine und Ravensburg kreativ. Gemeinsam gestalteten und bepflanzten sie Blumentöpfe, traten in Kontakt und verbrachten einen geselligen Nachmittag zusammen.
Konzentriert wird der Pinsel in Farbe getunkt und ein blau-gelbes Herz auf den Tontopf gemalt. Blüten, Traktoren, Wolken, Gesichter und Ornamente entstehen auf den Terracotta-Blumenbehältern, die später bepflanzt werden. Zwischendurch ertönt lachen, angeregt wird sich über die kleinen erschaffenen Kunstwerke unterhalten.
Etwa 30 junge Familien und am Ehrenamt Interessierte sind vergangenen Mittwoch der Einladung des von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. neu initiierten Projektes „Together“ gefolgt, das deutsch-ukrainische Familienpatenschaften vermitteln möchte. „Uns ist es wichtig, Orte der Begegnung und des gegenseitigen Austausches zu ermöglichen. Wir freuen uns Menschen zusammenzubringen, die sonst nur wenig Berührungspunkte in unserer vielfältigen Gesellschaft haben“, sagt Lisa Herzer, die zusammen mit Liudmyla Schieren das Projekt leitet. Schieren erklärt: „Insbesondere schutzsuchende Familien aus der Ukraine haben oft wenig soziale Kontakte in der aufnehmenden Gesellschaft. Die Freizeitgestaltung und Einbindung von ukrainischen Kindern und Jugendlichen in das gesellschaftliche Leben wird so deutlich erschwert. Diese jungen Menschen mussten aufgrund des Krieges alles zurücklassen, jetzt ist es wichtig ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen“. Das Projekt „Together“ überwindet Hürden der gegenseitigen Annäherung, etwa durch die Organisation niederschwelliger Freizeitangebote für geflüchtete ukrainische Familien und ehrenamtlich engagierte Familien aus dem Raum Oberschwaben/Bodensee.
Später stehen die bunt leuchtenden Töpfe in einer Reihe zum Trocknen vor dem Projektbüro in der Sonne. „Ich habe ganz schön viel Farbe genommen“, meint ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ihre Hände sind mit verschiedenfarbigen Farbklecksen besprenkelt, die Augen blitzen fröhlich. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, resümiert sie. Ein ukrainischer Junge grinst und hält stolz seinen mit Präzision verzierten blau-gelben Blumentopf in den Händen, es ist Zeit die Samen zu säen. Kinderhände drücken viele kleine Löcher in die Erde und lassen die Samen einrieseln. Mit etwas Geduld und Zuwendung werden in den Behältern bald Sonnenblumen, Kornblumen, Vergissmeinnicht und Kresse sprießen und zu stattlichen Pflanzen heranwachsen.
Mit Offenheit, Neugierde und Toleranz können auch wir, in all unserer Diversität, aneinander und zusammen wachsen und eine starke Gemeinschaft bilden, glauben die beiden Projektleiterinnen. -
Im Zuge des Integrationsprojektes „Together“ und auf Einladung des Center Parcs Allgäu verbrachten geflüchtete ukrainische Familien und Familien aus dem Raum Oberschwaben/Bodensee kostenfrei einen Nachmittag in „Gametown“.
Wenn der Bowlingball einen oder mehrere Pins trifft, bricht an der Bahn Jubel aus. Kinderhände klatschen sich ab, erwartungsvoll wird nach dem nächsten Ball gegriffen und diskutiert, wie dieser über die Bahn zu rollen ist um einen Strike – das umwerfen aller Pins - zu schaffen. Es sind unbeschwerte Stunden in „Gametown“ des Center Parcs Allgäu. Ziel des von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. neu initiierten Projektes „Together“ ist es, positive Kindheitserinnerungen für schutzsuchende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zu schaffen.
„Familien aus der Ukraine haben im eigenen Land und auf der Flucht oft schwer zu ertragende Dinge erlebt. Waffen werden auf Flüchtende gerichtet, ihre Heimat zerstört, Ungewissheit und Sorge bestimmen häufig den Alltag. Es ist deshalb wichtig, ihnen Momente der Freude zu schenken“, sagt Liudmyla Schieren, Leiterin des sozialen Projektes „Together“. „Mit regelmäßigen gemeinsamen Unternehmungen versuchen wir ebendiese Momente zu kreieren“, ergänzt Lisa Herzer, ebenfalls Projektleitung. „Zudem möchten wir längerfristig deutsch-ukrainische Familienpatenschaften vermitteln, um das Ankommen in Deutschland zu erleichtern und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern“. „Together“ möchte als Brücke fungieren, die geflüchteten Menschen den Zugang zu gesellschaftlichen Teilbereichen wie Kultur, Sport oder Freizeit erleichtert und zur Interaktion mit anderen Menschen ermutigt.
Wenig später wird die Minigolfanalage entdeckt. Bälle verschwinden, von leuchtenden Kinderaugen fixiert, im dafür vorgesehenen Loch. Kinder im Vorschulalter hüpfen lachend durchs Grün der Center-Parcs-Anlage. Andere drängen sich um eine Popcornmaschine und verfolgen gebannt das Platzen der Maiskörner. Eltern haben sich in Sitzecken zusammengefunden, tauschen sich aus über erlebtes und Barrieren in der aufnehmenden Gesellschaft. „Wir sind selbst vor einigen Jahren nach Deutschland geflohen und kennen das Gefühl neu zu sein, die Sprache nicht zu beherrschen, die daraus oftmals resultierende Informationsarmut und andere Hürden“, erklärt eine Familie aus dem Raum Leutkirch. „Damals hätte ich mir ein Projekt wie „Together“ gewünscht, das uns in Kontakt mit den hier lebenden Menschen bringt. Wir hatten gar keinen sozialen Anschluss“, fügt die Mutter zweier Kinder hinzu. „Together“, so versichert die Projektleitung, hat es sich zur Aufgabe gemacht jenes gesellschaftliche Miteinander zu stärken. -
Das Berberaffenweibchen verharrt einen Moment auf der Lichtung, beobachtet die Besuchergruppe aufmerksam, drückt ihr Neugeborenes an sich und schwingt sich dann ins tiefe Grün angrenzender Bäume. Türkisblaues Wasser umspült hölzerne Pfähle, auf denen wie aus der Zeit gefallene Hütten mit Strohdächern sitzen. In der Ferne erhebt sich eine Burg über die hügelige Landschaft, etwa zweihundert Kinder singen Harmonien zur Begrüßung. Was sich wie Erinnerungsfragmente an ein fernes Reiseland liest, beschreibt das Ferienprogramm des Integrationsprojektes „Together“ der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. „Viele schutzsuchende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine leben mit ihren Familien in beengten Wohnverhältnissen, haben kaum sozialen Anschluss in der aufnehmenden Gesellschaft und wenig Ressourcen, um die lange Sommerferienzeit ansprechend zu gestalten“, erklären Liudmyla Schieren und Lisa Herzer, Projektleiterinnen von „Together“. Im Rahmen des sozialen Projektes erhielten geflüchtete ukrainische Familien die Möglichkeit Ausflugsziele in der Umgebung für sie kostenfrei zu besuchen.
Affenberg Salem
Die Morgensonne hüllt die Reisegruppe am Ravensburger Bahnhof in warmes Licht. Etwa 15 Kinder und Jugendliche plus Begleitpersonen nehmen am Ausflug teil, kleine Rucksäcke mit Proviant auf dem Rücken. Bereits bei Ankunft am Affenberg ist die Freude groß, die zahlreichen auf Dächern brütenden und über das Areal kreisenden Storchenpaare werden bewundert. „In der Ukraine gelten Storche als Glücksbringer“ sagt eine Mutter lächelnd. Nach Einlass führt der Weg vorbei an einem von Schilf umringten, tiefblauen Weiher zu dem 20ha großen umzäunten Waldstück, das etwa 200 Berberaffen beherbergt. „Bitte alle Gegenstände gut in Taschen und Rucksäcken verstauen“, sagt die Mitarbeiterin des Affenberges noch, dann ist man mitten im Geschehen. Zwei junge Affen toben nur wenige Meter vor der „Together“-Gruppe über den Weg, ein älteres Tier schläft entspannt hoch oben in einer Astgabel. „Ein Affenbaby!“, verkündet ein etwa 5-jähriges ukrainisches Mädchen aufgeregt, die Wangen leicht gerötet zeigt es in eine Richtung. Fotos werden geknipst, genau beobachtet, gelacht, nachgefragt: „Wie sieht der Speiseplan eines Berberaffen aus, wie erkennt man weibliche bzw. männliche Tiere und wie war das gleich nochmal mit der Rangordnung?“. Wissenswertes vermittelt auch der Mitarbeiter während der Affenfütterung.
Später sitzt die Gruppe bei einem Picknick zusammen, nebenan liegt der Abenteuerspielplatz. Wie weit kannst du springen? wird dort gefragt. Manche Kinder des „Together“-Projektes erreichen die Weite einer Heuschrecke (ca. ein Meter), andere können sich mit Damwild messen (bis zu 2,50 Meter). „Herzlichen Dank für die vielen schönen Momente, die Sie unseren Kindern geschenkt haben“, wird sich eine Familie im Anschluss bedanken. „Mein Sohn war sehr glücklich“, fügt ein Elternteil hinzu, „er hatte außerdem die Chance sein bereits gelerntes Deutsch anzuwenden“. Vorbei an Enten, Fröschen und Damwild geht es zurück zum Bus Richtung Ravensburg.Einhaldenfestival: SingBeethoven
„Auf diese Unternehmung freue ich mich ganz besonders, in der Ukraine war ich Lehrerin“, meint eine ukrainische Frau mittleren Alters bevor sie mit anderen Interessierten in eines der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Gefährte steigt. Fahrtziel ist das Einhaldenfestival, das seit 2003 Künstler*innen mitten im Grünen eine Bühne bietet. Heute haben sich über 200 Grundschüler*innen aus der Region auf dem Podium versammelt, winken im Publikum sitzenden Eltern, Großeltern und Freund*innen zu, treten nervös von einem Bein aufs andere. Musik erklingt, der Kinderchor setzt zu seinem ersten Lied an. Eine Stunde lang singen Kinderstimmen voller Inbrunst Klassiker von Beethoven, eigens für sie neu arrangiert, durchbrochen nur von begeistertem Applaus. „Together“-Teilnehmer*innen wiegen sich im Rhythmus der Musik, die ehemalige Lehrerin tupft sich gerührt Tränen von den Wangen. Über dem Chor schwebt ein Dach aus leichtem Stoff, das vom Wind sanft gebläht wird. Linkerhand locken regionale Spezialitäten zum Verzehr, Salatvariationen, Kuchen und Snacks. „Das Konzert war wunderschön“, sagen eine Mutter und ihre Tochter, die in herzhafte Dinnete beißen. „Eine ganz tolle Atmosphäre“, stimmt eine andere ukrainische Geflüchtete zu. „Wir haben Ausschnitte des Konzertes per Video aufgenommen“, schreibt uns eine schutzsuchende Familie später, „diese schauen wir nun in Dauerschleife in unserer Unterkunft“. Der Schüler*innenchor ertönt noch Tage später, so wird beteuert, aus offenen Fenstern in Ravensburg und im Umland.Pfahlbauten Unteruhldingen
Sonnenlicht glitzert im Bodensee, ein Haubentaucher schwimmt gemächlich vorbei, eine Stockente sucht mit ihren Jungen Schutz zwischen aus dem Wasser ragenden Pfählen. Rund 40 aus der Ukraine geflüchtete Kinder, Jugendliche und deren Mütter folgten der Einladung des von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. initiierten sozialen Projektes „Together“ zu den Pfahlbauten in Unteruhldingen. Jene 23 Gebäude wurden in den 20er Jahren errichtet und machen die Siedlungs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsformen der Stein- und Bronzezeit für Besucher*innen erlebbar. „Am Grund des Bodensees liegen die originalen Pfahlfelder“, erklärt ein Mitarbeiter des Pfahlbautenmuseums. Umringt von „Together“-Teilnehmenden skizziert er die Entstehung des Sees, beantwortet kompetent alle Fragen zur hiesigen Flora und Fauna. Dann werden die einzelnen Hütten erkundet, wie lebte man damals, wie organisierte man das Zusammenleben und den Alltag. Kinder bestaunen altertümliche Bettdecken aus Fell, Kochstätten über offenem Feuer und dargestellte Bräuche. „Mit welchen Gegenständen musizierte man in den frühen Jahren der Menschheit?“, wird in einer der Bauten vom „Uhldi“ gefragt. „Bestimmt mit Hölzern“, ruft eine etwa 9-jährige Ukrainerin enthusiastisch, „vielleicht mit Muscheln?“, schiebt ein etwas jüngerer Junge des „Together“-Projektes nach. „Oder mit Knochen?“, mutmaßt ein weiterer. Nacheinander präsentiert der Archäologe verschiedene frühzeitliche Musikinstrumente und bringt diese zum Klingen, gefolgt von begeisterten Gesichtern. Um die 30 Grad hat es an diesem Tag und obwohl es in den Hütten wunderbar kühl ist, bildet sich im Anschluss eine Schlange vor der nahegelegenen Eisdiele. „Zum Ausklang dieses gelungenen Ausfluges schauen wir auch gleich noch im Strandbad vorbei“, sagt eine ukrainische Mutter fröhlich.Schloss Waldburg
Zum Abschluss des „Together“-Ferienprogrammes geht es hoch hinaus. Die Waldburg thront in 772 Metern Höhe auf einem kegelförmigen Hügel, die Aussichtsplattform auf dem Dach des Gebäudes gibt den Blick auf Wälder, Felder und Dörfer frei. Bis dorthin sind es zahlreiche Stufen, die durch getäfelte Säle, eine Kapelle und lange Gänge führen. Max Haller, der Betreiber von Schloss Waldburg, nimmt die „Together“-Gruppe dorthin mit. Ehemalige Ritter schauen, als Portrait konserviert, ernst von mittelalterlichen Mauern herab. „Warum lächelt denn keiner der Portraitierten?“, möchte der Betreiber wissen. Kinder überlegen, lachen überrascht als sie die Antwort erfahren: Zu dieser Zeit lies die Zahnhygiene zu wünschen übrig – mit Folgen für das optische Erscheinungsbild. In anderen Räumen wird opulenter Schmuck bewundert und Ritterrüstungen Probe getragen. „Ganz schön schwer“, resümiert ein Junge im Grundschulalter, der sich später erst schüchtern, dann voller Stolz zum Ritter schlagen lässt. „Wie viel Arbeit hier drin steckt“, sagt ein Jugendlicher anerkennend, fährt mit der Hand über einen kunstvoll geschnitzten Holzschrank auf dem Weg zur Kapelle. Dort finden jährlich einige Hochzeiten statt, erklärt Haller, zuletzt seien aber Geisterjäger vor Ort gewesen. Kinderaugen leuchten, Gruselgeschichten in alten Gemäuern ist ganz nach ihrem Geschmack. Später kann das damalige Leben erprobt werden – zumindest in Form der Bekleidung. Kleine Prinzen hüpfen über den Hof, Prinzessinnen im selben Alter präsentieren selig ihre Roben und Diademe, Hofbewohner*innen greifen belustigt zum Tamburin. „Das macht so viel Spaß“, freut sich eine Ukrainerin, „vielen Dank, für diese unterhaltsame Reise in die Ritterwelt!“. „Vielen Dank, für alles!“, ergänzt eine andere Ukrainerin, die eine kurze Ansprache hält. „Ohne Ihren Einsatz wäre uns dieses tolle Ferienprogramm nicht möglich gewesen“, lobt sie das „Together“-Team der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Positive Kindheitsmomente- und Erinnerungen zu schenken – ein Ziel des „Together“-Projektes – scheint erfüllt.