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14.04.2025 | Regionalverband Nordbrandenburg

Wunsch-Ambulanz: Fahrt nach Ahrenshoop

Die Wunsch-Ambulanz erfüllt unheilbar kranken Menschen Herzensprojekte. Es ist ein gemeinsames, werke-übergreifendes Projekt der Johanniter. Auch im April haben wir eine Fahrt übernommen. Ein Bericht von Rettungssanitäter Osman Schulz.

Osman Schulz und seine Kollegin Frau Vogel holten Frau T. und ihre Tochter kurz nach 8 Uhr im Hospiz ab und fuhren dann nach Ahrenshoop, so wie es der Wunsch der Patientin war:

Wir kamen gegen 12 Uhr in Ahrenshoop an. Dort fuhren wir zuerst zur Touristeninformation und besorgten uns eine kleine Karte mit allen Sehenswürdigkeiten und deren Standort. Wir luden den E-Rolli aus und da dort kein Getränkehalter dran war, bastelten wir einen aus Pflaster und einem Gummihandschuh, den klebten wir an den Rolli. Schon hatten wir vier etwas zu lachen. Dann ging es erstmal zum Strand, die Sonne strahlte am fast wolkenlosen Himmel und es wehte ein laues Lüftchen. Es war fast menschenleer und ganz ruhig. Wir waren sicher 1,5 Std am Strand und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, Frau T. schlief immer wieder kurz ein und lächelte im Schlaf. Das war für uns, aber gerade auch für ihre Tochter sehr schön. 

Dann wollte Frau T. etwas essen und wir begleiteten beide zur Promenade und ließen uns zurückfallen. Damit beide Zeit für sich hatten. Nach 30 min schlenderten meine Kollegin und ich an dem Café vorbei, in dem beide auf der Terrasse saßen. Sie winkten uns herbei und wir setzten uns zu ihnen. Beide hatten schon wieder vom Lachen Tränen in den Augen, da Frau T. beim Befahren der Terrasse mit dem E-Rolli zu viel Gas gegeben und dabei … etwas umgeräumt hat. Es ist nichts kaputt gegangen, aber war wohl sehr lustig. Beide sind sehr humorvolle Menschen.

Jetzt wurde es Zeit für etwas Kultur. Wir gingen zu einer Keramik- und Töpferwerkstatt. Dann besuchten wir einen Ausstellungspark im Künstlerviertel von Ahrenshoop, in dem Bronzearbeiten in allen Größen ausgestellt waren. Das war sehr schön und Frau T. war sehr interessiert.

Auf dem Rückweg, die Seepromenade entlang, wollte Frau T. den E-Rolli mal richtig ausprobieren. Ihre Tochter und meine Kollegin rieten davon ab, da sie ja noch nicht so geübt ist. Frau T. wollte das aber gerne. Also hab ich gesagt: “Sie steuern und ich laufe daneben und zur Not kann ich den Ausschalter drücken.” Gesagt, getan...Frau T. steuerte den Rolli, der immer schneller wurde und ich joggte daneben. Das ging natürlich in Zick-Zack-Linien und wir brauchten die gesamte Breite der Strandpromenade...hinter uns lachte es laut. Aber auch wir, Frau T. und ich lachten uns schlapp. Aber sie kann den Rolli jetzt gut steuern und kontrollieren und möchte am Hospiz damit auch nochmal auf kleine Reise gehen. 

Wir gingen dann alle in Richtung einer großen Windmühle, die als Café umgebaut ist. Dort gab es eine Kaffeepause, bei der wieder viel gelacht wurde. Wir ließen dann beide noch eine Weile alleine und warteten ums Eck. Dann war die Kraft von Frau T. so langsam aufgebraucht und wir gingen zurück zum Auto. Wir hielten es alle für besser, dass Frau T. auf der Rückfahrt liegt. Sie schlief auch kurz nach dem Start ein. Die Rückfahrt verlief problemlos.

Am Hospiz angekommen, wurde es wieder sehr emotional. Frau T. und Ihre Tochter drückten und knuddelten uns und hörten gar nicht mehr auf. Ach solche Momente sind für ein kleines Sanitäterherz aber auch schwer. Es ist doch schön, einem Menschen noch so einen schönen Tag bereitet zu haben. Auf der anderen Seite ist es so unendlich traurig, ihr nicht helfen zu können.

Wir brachten Frau T. noch bis in ihr Zimmer und verabschiedeten uns. Ein Abschied, bei dem es sehr schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Wir haben uns, anstatt zu reden, nochmal in den Arm genommen… Nähe bedeutet viel mehr als jedes Wort.

Das Projekt wird durchgeführt von der Johanniter Hilfsgemeinschaft Mönchengladbach, der Johanniter GmbH und der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. 

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