Projektwoche der Klassen 5 und 6
Proiectum (lat.), also „das nach vorn Geworfene“, hat sich nicht ohne Grund als Sammelbegriff für Arbeitsprozesse, die in einem definierten Zeitraum auf ein festgelegtes Ziel angelegt sind, durchgesetzt.
Um es anders auszudrücken: Projektarbeiten sind en vogue. (Führende) Unternehmen arbeiten nahezu ausschließlich in einem projektbezogenen Rahmen und überhaupt scheint es sich um eine Grundkompetenz des Lebens zu handeln, ein bestimmtes Ziel bei gegebenen Mitteln mit möglichst hoher Effizienz zu erreichen. Lässt sich dieses Grundprinzip nicht auf fast alle Bereiche des Lebens übertragen?
Früh übt sich — und deshalb beginnen wir an der Kinderakademie bereits zeitig damit, Schülerinnen und Schüler auf das Arbeiten in Projekten vorzubereiten. In der Altersspanne der 5. und 6. Klassen bedeutet dies, dass sie für eine Woche das gewohnte Umfeld des Fachunterrichts verlassen und sich fünf Tage „nur“ mit einem Thema auseinandersetzen, das sie sowohl hinsichtlich einer bestimmten Zielvorgabe (Wandzeitung/ Facharbeit) als auch in Bezug auf den Erwerb methoden- und fachspezifischer Kompetenzen bearbeiten.
Im Vorfeld untersuchen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrkräften, woher sich seriöse Informationen beziehen lassen, wie sich die Qualität einer Quelle beurteilen lässt, was es braucht, um diese Informationen zu sichern und zu ordnen, welche Arten von Quellen unterschieden werden können und letztlich, ob eine Quelle geschützt oder frei zugänglich ist.
Mit ihren gesammelten Quellen, einem Thema und einer Checkliste geht es dann gut gerüstet in die Projektwoche (dieses Schuljahr vom 07.10.-11.10.24). Die 6. Klassen haben die anspruchsvolle und gleichwohl spannende Aufgabe, eine Facharbeit nach wissenschaftlichen Standards zu verfassen. Dazu gehören nicht nur der klassische dreiteilige Aufbau (Einleitung, Hauptteil, Schluss), sondern auch ein Inhaltsverzeichnis, ein Quellenverzeichnis, ein Anhang sowie eine Selbstständigkeitserklärung. Aus Texten Stichpunkte zu entnehmen und diese in einen eigenen Text umzuformulieren, ist eine Herausforderung, der sich die Schülerinnen und Schüler stellen müssen. Während sie ihre drei Unterthemen (Aspekte) inkrementell abarbeiten, darf das Ganze, also das zentrale Thema bzw. die Fragestellung, nicht aus dem Blick geraten. Die Bandbreite an Themen ist dabei so individuell, wie die Schülerinnen und Schüler selbst.
In den 5. Klassen sieht der Prozess ähnlich aus, das angestrebte Ergebnis stellt jedoch keine Facharbeit, sondern eine Wandzeitung dar. Man könnte annehmen, dass das nicht schwer sein könne, ein paar Bilder auf ein buntes Blatt Papier zu kleben. Doch der Teufel steckt im Detail: Eine Wandzeitung ist kein Plakat! Die Abstände zwischen Bildern, Grafiken und Texten müssen harmonisch aufeinander abgestimmt werden, damit das Gesamtbild weder überladen noch zu leer wirkt. Ein zentraler Leitartikel dient als Informationsspender, während kreative Zusatzelemente den Gesamteindruck abrunden sollen. Die auf der Wandzeitung befindlichen Texte sind ebenfalls nach wissenschaftlichen Kriterien erarbeitet worden (Quellenrecherche und Angabe der Quellen—> Stichpunkte—> eigener Text).
Natürlich stehen am Ende der Woche die Ergebnisse der intensiven Arbeit im Vordergrund. Dennoch ist der Weg dorthin ein ebenso wichtiger Faktor. Schülerinnen und Schüler wühlten sich durch Seiten an Literatur, sortierten, ordneten, verwarfen, verzweifelten und freuten sich über das, was sie in einer Woche erreicht haben. All das gehört in eine Projektwoche (und wahrscheinlich noch viel mehr). Mit einem positiven Gefühl endet die Projektwoche 2024 und wir freuen uns auf all die neuen Themen, Herausforderungen und Ergebnisse, die uns im nächsten Jahr erwarten werden.
Ines Klamke und Johannes Deja