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20.03.2025 | Regionalgeschäftsstelle Berlin

Drei Jahre Ankunftszentrum Tegel: 120.000 Geflüchtete von Berliner Hilfsorganisationen begleitet und betreut

Am 20.03.2022 nahm die Ankunfts- und Notunterbringungseinrichtung auf dem ehemaligen Flughafen Tegel ihre Arbeit auf.

Ein Teil des Tegeler Teams im Freizeitbereich. Bis zu 300 Geflächtete besuchen die Freizeitangebote der Johanniter täglich.

Vor drei Jahren nahm die Ankunfts- und Notunterbringungseinrichtung auf dem ehemaligen Flughafen Tegel ihre Arbeit auf. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges wurden in wenigen Tagen im Terminal A/B und im Außenbereich Umbauten vorgenommen und Strukturen geschaffen, die eine Erstversorgung Tausender geflüchteter Menschen ermöglichte. Ein Kraftakt, den die Berliner Hilfsorganisationen unter dem seit der Corona-Impfkampagne bewährten Motto „Wir helfen Berlin“ im Auftrag des Senats realisierten.

Seitdem sind insgesamt rund 120.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und Flüchtlinge aus anderen Herkunftsländern in der Einrichtung aufgenommen, erstversorgt, untergebracht und betreut worden. Seit 2022 hat das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) allein 93.746 Geflüchtete aus der Ukraine in Tegel registriert und nach Berlin verteilt. 

Rund 6.500 Plätze stehen derzeit zur Verfügung. Davon sind rund 2.700 von Ukrainerinnen und Ukrainern sowie rund 1.000 von Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern belegt.

Die Arbeit der Berliner Hilfsorganisationen (Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst) ist in den drei Jahren immer wieder den neuen Bedingungen und Herausforderungen angepasst worden. So liegen heute neben der allgemeinen Betreuung, die alle vor Ort tätigen Hilfsorganisationen in der Einrichtung leisten, in der Schaffung von Freizeit- und Beratungsangeboten, medizinischer und pflegerischer Betreuung und zunehmend auch Hilfe bei der Vermittlung von Arbeitsmöglichkeiten und bei Angeboten zur Integration. Alle schulpflichtigen Kinder besuchen inzwischen eine Schule oder Vorschule oder stehen auf der Warteliste.

Rund 730 Mitarbeitende der Hilfsorganisationen sind unter Federführung des Berliner Roten Kreuzes derzeit im Auftrag des LAF in der Einrichtung im 24/7-Rhythmus tätig. Die Mitarbeitenden verfügen über umfangreiche Sprachkenntnisse, um die vielfältigen Aufgaben in den Unterkunfts- und Freizeitbereichen, der Sprachmittlung, des Infomanagements, der Kinderbetreuung, des Sozialen Dienstes, der medizinischen Versorgung und Pflege sowie der Betriebsleitung erfüllen zu können. 

In der Flüchtlingseinrichtung arbeiten rund 150 Sprachmittlerinnen und Sprachmittler der Johanniter-Unfall-Hilfe. Die Mitarbeitenden sprechen 26 Sprachen, vor allem Russisch, Ukrainisch, Arabisch, Türkisch, Farsi und Englisch. Ein besonderes Beratungsangebot leisten die Zentralen Sozialen Dienste. Ein Team aus Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Psychologen und Juristen steht rund um die Uhr für Beratungsgespräche, Krisenintervention und psychosoziale Unterstützung zur Verfügung. Allein in den letzten sechs Monaten haben die Fachkräfte der Johanniter rund 18.000 Beratungen durchgeführt – im Durchschnitt 100 Gespräche pro Tag. Ihr Einsatz hilft Geflüchteten, sich in Deutschland zurechtzufinden und wichtige erste Schritte zu gehen. 

In der medizinischen und pflegerischen Versorgung sind Mitarbeitende des Berliner DRK tätig. Täglich werden in dem Medizinstützpunkt in Tegel durchschnittlich 50 Geflüchtete betreut, in der kälteren Jahreszeit bis zu 100 Patientinnen und Patienten jeden Tag. Allein im dritten Jahr der Einrichtung (von April 2024 bis März 2025) gab es 19.392 ärztliche Untersuchungen in der Praxis, 9.474 Erste-Hilfe-Einsätze und 52.748 Pflegebehandlungen. Im gesamten Zeitraum der drei Jahre sind rund 57.200 ärztliche Konsultationen im medizinischen Versorgungszentrum in Tegel vorgenommen worden. 

Die Mitarbeitenden des Arbeiter-Samariter-Bundes sind für die gesamte Logistik in der großen Einrichtung zuständig. Sie beschaffen alles, was für geregelte Abläufe gebraucht wird. Über die regulären Aufgaben des ASB hinaus hat die Hilfsorganisation unter anderem ein Vorzeigeprojekt in Tegel aufgebaut: eine Musikschule für Flüchtlinge. Der ASB hat auch einen eigenen Pflegebereich aufgebaut, in dem rund 40 Menschen mit besonderem Pflegebedarf betreut werden. 

Die Malteser übernehmen das Wissensmanagement in der Notunterbringungseinrichtung Tegel. Dies umfasst den Infopoint, Lotsen- und Begleitdienste. 270 Malteser aus 29 Nationen unterstützen die Geflüchteten beim Ankommen und Zurechtfinden und versorgen sie mit allen notwendigen Informationen. Monatlich beantworten die Malteser durchschnittlich 20.000 Fragen an den mit einem „i“ markierten Infopoints. Zusätzlich informieren sie die Geflüchteten über eine App regelmäßig über Neuigkeiten und Angebote in Tegel, die vom Redaktionsteam der Malteser aktualisiert werden. 

Seit dem letzten Jahr werden von den Johannitern und dem DRK-Kreisverband Wedding/Prenzlauer Berg, die die beiden Freizeithallen betreuen, auch Ausflüge für Kinder und Erwachsene zu Veranstaltungen in der Berliner Innenstadt angeboten. 

Gut besucht von jeweils rund 800 Bewohnerinnen und Bewohner wurden die beiden bisher durchgeführten Jobmessen direkt vor Ort in Tegel. Der branchenübergreifende Mix an Ausstellern umfasste Arbeitgeber aus den Bereichen Hotellerie und Gaststätten, Pflege und Gesundheit, Handwerk und Industrie, Sicherheitsgewerbe sowie Handel und Dienstleistungen. Vertreten waren auch die Berliner Jobcenter. Sie bieten darüber hinaus auch reguläre Beratungsgespräche in Tegel an.