Aus Italien in die Kita Schlaue Füchse

Verkürzte Öffnungszeiten, Notbetreuung, zu dünne Besetzung: Auch in den Kitas in der Region fehlt es an ausgebildetem Personal. Um dem Erziehermangel entgegenzutreten, beschreiten Arbeitgeber neue Wege. Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Unterfranken ist Träger von aktuell 17 Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Würzburg. Auch sie kämpfen seit geraumer Zeit mit Fachkräftemangel. Um dem Erziehermangel entgegenzutreten, verfolgt die Hilfsorganisation eine neue Strategie. Neben dem „Fachkräfte–Recruiting“ in der Region setzen die Johanniter jüngst auf Fachpersonal aus Italien. 

Teil des neuen Weges ist unter anderem Paola Di Giulio. Paola ist 38 Jahre alt und kommt ursprünglich aus der Hafenstadt Brindisi in der Region Apulien. Seit Januar 2024 lebt sie nun in Würzburg. Bereits in ihrer Heimatstadt absolvierte die 38-jährige erfolgreich ihre ersten Deutschkurse, die als Voraussetzung für den Arbeitsvertrag in der Johanniter-Kita galten. Seit Januar gehört sie jetzt fest zum Team der Johanniter-Kindertagesstätte schlaue Füchse am Würzburger Heuchelhof. Paola befindet sich derzeit noch im sogenannten Anpassungsjahr, bei der sie zunächst in Vollzeit als Kinderpflegerin bei den schlauen Füchsen angestellt ist. Neben dem Vollzeitjob, in der ungewohnt fremdsprachigen Umgebung, gelte es als oberste Priorität Deutsch zu lernen. Nach Beendigung des Anpassungsjahres muss Paola, als Voraussetzung für die Erzieherstelle, tiefgreifende Kenntnisse in der Anwendung des bayerischen Bildungs- und Erziehungsromans nachweisen. Die für Paola intensive Phase, bestehend aus Kita-Alltag und deutsch lernen, klappt laut schlaue Füchse Einrichtungsleitung Samantha Dutz mehr als gut: „Paola sorgt mit ihrer fröhlichen Art täglich für gute Laune bei den Kindern und in unserem Kollegium. Mit viel Begeisterung spielt sie mit den Kindern, bringt ihnen italienische Lieder und spricht für die kurze Zeit, die sie erst hier ist, ein sehr solides Deutsch“, berichtet Dutz.

Warum die Fachleute lieber in Deutschland arbeiten

Das Interesse vieler italienischer Pädagoginnen und Pädagogen an einer Arbeit in Deutschland hat verschiedene Gründe. In Italien verdienen sie deutlich weniger als hier – und das, obwohl sie in der Regel ein Studium absolviert haben. Die Beschäftigungsverhältnisse sind zudem häufig unsicher. Auch Paola fand ihren „Traumjob“, wie sie es betitelt, in ihrer Heimat nicht. „In Italien war ich nach meinem Studium/Ausbildung in verschiedenen Berufen beschäftigt. Meinen Traumberuf, als Erzieherin in einer Kindertagesstätte zu arbeiten, konnte ich nicht ausüben. Ich fand keine Stelle, die meinen Vorstellungen entsprach, erzählt die 38-jährige. „Als mir das Kita-Trägernetzwerk Konzept-e anbot, als Erzieherin in Deutschland zu arbeiten, habe ich nicht lange überlegt und die Chance ergriffen“.

Das Netzwerk Konzept-e vermittelt nun seit mehreren Jahren Erzieherinnen und Erzieher aus EU-Staaten an Kindertageseinrichtungen in Deutschland. Die Erfahrungen – besonders mit Kita-Pädagoginnen und -Pädagogen aus Italien – sind sehr positiv. Das freut auch Stephan Pies, Sachgebietsleiter Kinder- und Jugendhilfe bei den Johannitern in Unterfranken, der sich mit Hilfe der italienischen Erzieherinnen erhofft, den Fachkräftemangel in den unterfränkischen Johanniter-Kitas zu kompensieren. „Die Fachkräfte, wie beispielsweise Paola sind hervorragend akademisch qualifiziert und arbeiten sehr motiviert. Damit sie auch bleiben, ist es wichtig, dass sie die deutsche Sprache weiter gut lernen können, sich im Kita-Team willkommen fühlen und in der Startphase passgenaue Unterstützung erhalten. Dafür geben wir täglich unser bestes“, betont Pies.

Neben Paola sind mittlerweile auch zwei weitere Fachkräfte aus Italien an Kindertageseinrichtungen der Johanniter-Unfall-Hilfe in Unterfranken angestellt. Eine weitere Personalakquise ist bereits im November diesen Jahres in Rom geplant.