Unmotivierte Bewerber? Fehlanzeige!
Assessment-Center statt reines Bewerbungsgespräch – Oberfränkische Johanniter setzen bei Auswahl von Auszubildenden zum Notfallsanitäter auf Bewerbertag
Die Arbeit im Rettungsdienst ist anspruchsvoll: Neben Fachkompetenz ist unter anderem die Fähigkeit gefragt, in stressigen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen und gut im Team zu funktionieren. Um für die Ausbildung zum Notfallsanitäter bzw. zur Notfallsanitäter an der Rettungswache Schlüsselfeld einen Azubi zu finden, der in diesen Bereichen punkten kann, luden die Johanniter neun Bewerberinnen und Bewerber zum Assessment-Center ein. „Als Lehrwache stellen wir im September in Schlüsselfeld wieder einen neuen Azubi zum Notfallsanitäter ein“, erklärt Rettungsdienstleiter Thomas Roschmann. „Die Zahl der Bewerber ist erfreulich hoch, deswegen möchten wir uns mehrere Anwärter genauer anschauen, aber auch den Bewerbern die Gelegenheit geben, uns genauer in Augenschein zu nehmen, schließlich müssen beide Seiten gut zueinander passen.“
Die Johanniter haben in den vergangenen Jahren viel in die Ausbildung investiert, um im eigenen Haus Personal ausbilden zu können, das fachlich und persönlich zum bestehenden Team passt. “Unsere Ausstattung z.B. bei Trainings-EKGs oder Simulatoren entspricht exakt der, mit der die Azubis auch in der Schule arbeiten. Außerdem bieten wir hier genau die gleichen Kompetenztrainings an, die auch während des Blockunterrichts bei der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin in Fürth durchgeführt werden. Unsere Azubis können hier in der Wache also jederzeit üben“, so Roschmann. „Bei uns gilt das Prinzip ‚train as you fight‘, das heißt die Ausstattung unserer Rettungswagen steht 1:1 auch in unserm Ausbildungssaal für Übungszwecke zur Verfügung.“ Zusätzlich gibt es in der Rettungswache Schlüsselfeld mehrere ausgebildete Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter, die den Auszubildenden zur Seite stehen.
Statt lediglich Bewerbungsgespräche zu führen, haben sich die oberfränkischen Johanniter deswegen entschieden, die Bewerber zu einem Assessment-Center einzuladen: Nach einer Vorauswahl stellten sich neun junge Leute zwischen 17 und 32 Jahren fünf Stunden lang im Ausbildungssaal der Rettungswache verschiedenen Aufgaben.
Der erste Auftrag: Eine kurze Präsentation der eigenen Person und vor allem der Motivation für einen Einsatz im Rettungsdienst. „Von einer Generation Z, die nicht motiviert oder träge ist, sehe ich da nichts“, so Thomas Roschmann: „Fast alle, die sich bei uns bewerben, engagieren sich schon in jungen Jahren ehrenamtlich, viele haben bereits Erfahrungen bei der Feuerwehr, der Wasserwacht oder auch im Rettungsdienst gesammelt.“ Doch wie sieht es mit dem theoretischen Wissen aus? Auch das wurde abgefragt, bei einem schriftlichen Test mit Fragen zur Allgemeinbildung, zu Mathematik und logischem Denken, aber auch zu medizinischem Grundwissen. Danach wurde es spielerischer, aber nicht minder herausfordernd: Beim sogenannten Nasa-Spiel konnten sich Thomas Roschmann und sein Team einen Eindruck von den kommunikativen Fähigkeiten und dem Verhalten in der Gruppe machen. Parallel mussten jeweils zwei aus der Gruppe eine Legofigur bauen – ausschließlich nach Anweisungen per Funkgerät.
Das Resümee fällt positiv aus: „Heute waren auf jeden Fall mehrere geeignet Bewerber dabei. Deswegen ist es schade, dass wir nur einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen können, wir würden sehr gerne noch einen zweiten und dritten Azubi nehmen“, so der Rettungsdienstleiter. Und wie geht es nun weiter: „Es wird eine schwere Entscheidung. Deswegen stecken wir jetzt unsere Köpfe zusammen, besprechen unsere Eindrücke aus dem heutigen Tag und laden dann die besten drei noch zu einem Bewerbungsgespräch ein“, so Praxisanleiterin Paula Heindel. Bei einem der neun klingelt dann in den kommenden Tagen das Telefon: Ab September geht es für ihn oder sie dann los mit der Ausbildung zum Notfallsanitäter.