Retten unter Corona-Bedingungen
Bundestagsabgeordnete informieren sich über Lage im oberfränkischen Rettungsdienst
Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Grundlegend verändert hat sich aber vor allem die Arbeit derjenigen, die direkt mit Patienten und Risikogruppen zu tun haben, wie Ärzte, Klinikpersonal, Pflegekräfte, aber auch Mitarbeitende im Rettungsdienst. Um sich über die Situation speziell in diesem Bereich zu informieren, tauschten sich die oberfränkischen SPD-Bundestagsabgeordneten Anette Kramme und Andreas Schwarz nun mit Vertretern von Hilfsorganisationen zum Thema "Retten unter Corona-Bedingungen“ aus. Rettungsdienstmitarbeiter der Malteser, der DLRG, der SKS Ambulanz und der Johanniter-Unfall-Hilfe nutzten die Gelegenheit, um über Probleme und Anliegen in der aktuellen Situation zu berichten.
Einig waren sich alle, dass die Belastung für die Mitarbeitenden im Rettungsdienst deutlich gestiegen ist. Die Transportwege sind länger, da Kliniken zeitweise Aufnahmestopps verhängen und an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, dazu kommen die stark gestiegenen Desinfektions- und Reinigungszeiten der Einsatzfahrzeuge und die Belastung durch das Anlegen und Tragen von Schutzkleidung und Masken. Die Teilnehmer verbanden diese Schilderungen mit der Bitte, in den politischen Gremien für eine Ausweitung der Corona-Prämie von 1.500 Euro wie bereits im vergangenen Jahr auch auf den Rettungsdienst zu appellieren. Anette Kramme und Andreas Schwarz sagten zu, sich für dieses Anliegen einzusetzen.
Generell sei die Stimmung im Rettungsdienst angespannt, das berichteten die Teilnehmer übereinstimmend. Der komplette Arbeitsalltag nicht nur im Einsatz, sondern auch in den Rettungswachen ist von Corona geprägt. Engpässe, die sonst nur punktuell auftreten, dauern nun in Pandemiezeiten über Tage und auch Wochen an. Immer wieder müssen Mitarbeitende einspringen und auch das Ehrenamt, das sich parallel noch in Impfzentren oder Teststationen engagiert, ist im Rettungsdienst immer stärker gefordert.
Thomas Roschmann, Rettungsdienstleiter der Johanniter in Oberfranken, wies außerdem auf Probleme in der Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern hin: „Gerade, wenn es um die Quarantäne von Mitarbeitern geht, erhalten wir manchmal keine verlässlichen Auskünfte oder die Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben.“ Dabei wären hier schnelle und eindeutige Vorgaben wichtig, um die angespannte Personallage nicht noch weiter zu verschärfen. Im Gegensatz zur ersten Corona-Welle ist die Versorgung mit Schutzkleidung inzwischen gesichert, allerdings hat auch der Rettungsdienst hier mit steigenden Preisen zu kämpfen und die Qualität der Produkte muss ständig im Blick behalten werden.
Natürlich ist auch das Impfen ein wichtiges Thema für die Rettungsdienstmitarbeiter. „Die Impfbereitschaft unserer Mitarbeiter ist hoch, schließlich sind unsere Sanitäter jeden Tag ‚an der Front‘ im Einsatz. Deswegen sorgt es für Enttäuschung, wenn unsere Mitarbeiter trotz Priorität wochenlang auf ihr Impfung warten müssen“, so Jürgen Keller, Dienststellenleiter der Johanniter in Oberfranken. In den nächsten Tagen soll sich das nun aber ändern, die ersten Impftermine stehen inzwischen fest und man ist mittlerweile in engem und konstruktivem Austausch mit den zuständigen Institutionen. Anette Kramme wies in diesem Zusammenhang noch einmal auf die eindeutigen Vorgaben hin: „Es gibt ganz klare Prioritätenlisten, die vorgeben, dass der Rettungsdienst zur ersten Impfgruppe gehört.“