04.03.2021 | Regionalverband Oberfranken

„Pflege geht nicht aus der Ferne“

Die Sozialstation Schlüsselfeld testet ihre Mitarbeiter zweimal pro Woche auf Corona – Sicherheit für die Kunden

In der Sozialstation Schlüsselfeld unterzieht sich die Pflegedienstleitung einem Corona-Schnelltest
So wie Pflegedienstleiterin Ursula Benke lässt sich das gesamt Team zweimal pro Woche auf Corona testen.

Unter Corona hat sich vieles verändert: Oberstes Gebot ist es, Abstand zu halten, statt Nähe zu suchen. Doch wie soll das in der ambulanten Pflege gehen? Um Menschen zu pflegen, muss man ihnen nahekommen – auch zu Corona-Zeiten. „Wir betreuen ältere Menschen, sie sind Risikopatienten und haben oft Grunderkrankungen“, erzählt Ursula Benke, Pflegedienstleiterin bei den oberfränkischen Johannitern. „Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen optimal zu versorgen und für sie da zu sein. Aber wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen“, so Benke. „Vor allem zu Beginn der Pandemie hat uns dieser Spagat viele Nerven gekostet.“ Für ihre Patienten waren die Pflegekräfte immer da, auch wenn es zu Beginn nicht einfach war. Inzwischen ist in der Sozialstation Schlüsselfeld Routine eingekehrt, sind die vielen Veränderungen fast schon Alltag. Belastend bleibt die Situation dennoch, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die 165 Kunden, die aktuell von Ursula Benke und ihrem Team betreut werden.„Abstand halten ist in der Pflege nicht möglich: Kompressionsstrümpfe wechseln, Wundversorgung, Körper-pflege, all das geht nicht aus der Ferne“, so 

Pflegeberaterin Tanja Günster. Deswegen sind strenge Hygieneregeln, medizinische Schutzausrüstung und inzwischen auch regelmäßige Schnelltests umso wichtiger. Bei ihren Pflegebesuchen tragen die Pflegekräfte der Sozialstation Schlüsselfeld FFP2-Masken und Handschuhe, um sich und die Senioren bestmöglich zu schützen. „An die Maske haben wir uns inzwischen gewöhnt, auch wenn das Atmen schwerer fällt und vor allem in der kalten Jahreszeit der Wechsel von draußen in die oft sehr warmen Innenräume nicht einfach ist“, erzählt Peter Selig aus dem Pflegeteam der Sozialstation. „Für ältere Menschen ist es auch oft nicht einfach, uns unter der Maske zu verstehen und auch die Mimik bleibt zum großen Teil verborgen, deshalb müssen wir deutlicher sprechen und versuchen, intensiv über die Augen Kontakt zu halten. Doch das alles wird dadurch aufgewogen, dass wir uns und unsere Kunden durch das Tragen der Maske bestmöglich schützen.“ Die Sozialstation Schlüsselfeld hat deshalb bereits zu Beginn des Winters auch FFP2-Masken an ihre Pflegekunden verteilt: „Das ist sehr gut angekommen. Mein Team hat sich Zeit genommen, um den Senioren den Sinn der Masken zu erklären und viele waren froh, dass sie sich so besser schützen konnten“, berichtet Ursula Benke. 

Bei Corona-Verdachtsfällen tragen die Mitarbeiter zusätzlich einen Schutzanzug und Schutzbrillen. Anders als zu Beginn der Pandemie sind Masken, Handschuhe und Anzüge inzwischen keine Mangelware mehr, sodass zumindest diese Sorge wegfällt.

Besonders wichtig ist zudem das gründliche Händewaschen und -desinfizieren, aber auch Arbeitsmittel oder Oberflächen im Auto und in der Sozialstation werden regelmäßig desinfiziert. Das alles bedeutet einen Mehraufwand, doch einschneidender ist die psychische Belastung: „Unsere Arbeit ist noch einmal anstrengender geworden. Und wir stehen konstant unter einer gewissen Anspannung, weil doch immer wieder der Gedanke aufkommt, was passiert, wenn wir jemanden anstecken, oder wenn wir angesteckt werden“, so die Pflegedienstleiterin.  Deshalb ist es auch eine große Entlastung, dass jeder Mitarbeitende inzwischen direkt in der Sozialstation zweimal pro Woche getestet wird. Die Schnelltests geben Sicherheit und waren bisher zum Glück auch alle negativ. Zudem ist inzwischen fast das ganzen Team gegen Corona geimpft, wodurch das Ansteckungsrisiko für die Patienten gemindert wird.

Zu kämpfen hat die Sozialstation aber auch mit den Veränderungen, die Corona für die Zusammenarbeit bedeutet. Teamsitzungen, bei denen alle zusammenkommen und sich austauschen, gibt es nicht mehr. Und auch sonst hört man die Kollegen fast nur noch am Telefon, statt sie persönlich zu treffen. „Jeder erledigt seine Arbeit alleine, kommt nur noch kurz in die Sozialstation für die Vor-und Nachbereitung der Hausbesuche. Der direkte Kontakt und das Miteinander fehlen einfach“, so Ursula Benke. „Seit kurzem treffen wir uns zumindest regelmäßig wieder zu Online-Teamsitzungen, damit wir uns untereinander austauschen können.“ Umso mehr zieht das Team an einem Strang, was die Einhaltung der strengen Hygieneregeln betrifft, um Corona weiterhin die Stirn zu bieten und vor allem, um sicherzustellen, dass alle, die auf Pflege angewiesen sind, auch weiterhin betreut werden können: „Für unsere Patienten ist die psychische Belastung ebenfalls hoch. Manche verstehen nicht alles, was im Moment passiert, oder haben Angst. Auch das versuchen wir so gut wir können aufzufangen. Viele sind in den vergangenen Monaten aber auch einsamer geworden und manchmal sind wir sogar die einzigen, mit denen sie Kontakt haben.“