02.05.2022 | Regionalverband Oberfranken

Eine erfüllende Aufgabe

„Jeder von uns tut Gutes“: Ausbildung zur Pflegefachkraft

Pflegedienstleiterin Ursula Benke bildet gerne Azubis im eigenen Haus aus.

Die Corona-Pandemie hat es deutlich vor Augen geführt: Pflegekräfte leisten eine hochqualifizierte und systemrelevante Arbeit. Doch es fehlen an vielen Stellen Fach- und Nachwuchskräfte. Umso wichtiger ist es, junge Menschen für eine Ausbildung in diesem Bereich zu gewinnen. Dies gilt auch für die Johanniter-Sozialstation in Schlüsselfeld, die selbst Pflegekräfte ausbildet. „Natürlich trifft auch uns der Fachkräftemangel. Wir sind immer wieder auf der Suche nach Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die zu uns passen. Eine Ausbildung im eigenen Haus ist dabei für uns ein wichtiger Baustein“, so Ursula Benke, Pflegedienstleiterin bei den oberfränkischen Johannitern. Ab September gibt es wieder einen freien Ausbildungsplatz zur Pflegefachkraft.

Kathrin Berthold, die sich vor knapp drei Jahren für eine Ausbildung in der Johanniter-Sozialstation entschieden hat, ist im letzten Lehrjahr und wechselt für den Rest der Ausbildung von der ambulanten Pflege in ein Pflegeheim, um noch einen anderen Bereich der Pflege genauer kennenzulernen. Die 25-Jährige hat eigentlich eine Ausbildung zur Drogistin gemacht und kam dann über einen Nebenjob im Bereich Hauswirtschaft und Betreuung in die Sozialstation Schlüsselfeld. „Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass mir das so gut gefällt. Aber nachdem ich die Pflegekräfte ein paar Mal auf ihren Hausbesuchen begleiten konnte, habe ich mich 2019 entschieden, die Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen.“

Inzwischen hat sich die Ausbildung in der Pflege geändert: Die Unterscheidung zwischen Altenpflege, Kinderkranken- und Krankenpflege fiel 2020 weg. Heute erhalten alle Auszubildenden zwei Jahre lang eine gemeinsame generalistische Ausbildung, in der sie in der praktischen Ausbildung einen Vertiefungsbereich wählen. Am Ende steht der Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“. Dass sie noch den alten Weg gegangen ist und „nur“ Altenpflegerin wird, bedauert Kathrin Berthold nicht: „Ich will auf jeden Fall mit alten Menschen arbeiten. Ich liebe es, wenn sie von früher erzählen. Jeder hat seine individuelle Geschichte und Gefühle, für die man Zeit braucht“. Davon hätten die Pflegekräfte in der Sozialstation oft gerne mehr: „Natürlich machen uns die Vorgaben zu schaffen. Wenn genau vorgeschrieben ist, wie viel Zeit man für welchen Handgriff brauchen darf, ist es nicht immer leicht, jedem gerecht zu werden“, erzählt auch Pflegedienstleiterin Ursula Benke. Dennoch sind sich beide einig, dass Pflegekräfte für viele Menschen entscheidende Bezugspersonen sind – über die reine Pflege hinaus und egal ob im ambulanten oder stationären Bereich: „Jeder von uns tut Gutes“.

Und wie hat sich Corona auf die Ausbildung ausgewirkt? Auch an der Berufsschule ist in der Pandemiezeit Unterricht ausgefallen, praktische Übungen konnten oft nicht durchgeführt werden. Kathrin Berthold fühlt sich dennoch gut auf die Zeit nach der Ausbildung vorbereitet: „Für mich ist das absolut das Richtige. Ich finde auch die Theorie unheimlich interessant: Je besser das Wissen ist, das man erwirbt, desto besser ist man dann auch für die praktische Arbeit gerüstet. Entscheidend in der Praxis sind aber auch eine gute Anleitung und Betreuung durch den Ausbildungsbetrieb.“ Inzwischen ist sowohl in der Schule, als auch im Berufsalltag Routine im Umgang mit Corona eingezogen. Es ist wieder etwas leichter, sich trotz Tests und Hygienemaßnahmen auf die eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Pflegedienstleiterin Ursula Benke hofft deshalb, dass auch im kommenden Lehrjahr die Ausbildungsstelle in der Sozialstation wieder besetzt werden kann: „Während der Pandemie sind viele Aspekte des Pflegeberufs in den Fokus gelangt. Der Stress, die Herausforderung und auch die manchmal fehlende Anerkennung. Aber eben auch, wie wichtig unser Job ist: Wir können viel und leisten viel. Und wir sind für die Menschen da, das ist eine unheimlich erfüllende Erfahrung.“