Pädagogisches Konzept

„Zusammen werden wir ein Ganzes! - Einzeln sind wir Worte - zusammen ein Gedicht.“ - Georg Bydlinski
Gelebte Integration? Was bedeutet dies bei uns?
Das Dominik-Brunner-Haus der Johanniter hat zum Ziel, die bei uns betreuten Kinder so zu fördern und zu stabilisieren, dass sie sich trotz sozialer Benachteiligung positiv und erfolgreich in die Gesellschaft integrieren können. Unser Hauptanliegen ist es zu versuchen, den oft bestehenden Kreislauf aus Armut, sozialer Benachteiligung, niedriger Bildung und begrenzter Integration in die Gesellschaft zu unterbrechen und einen Ausgleich für fehlende Bildungschancen zu bieten.
Durch unsere ganzheitliche und systemische Arbeitsweise wollen wir Integration auf verschiedenen Ebenen erreichen. Konkret bedeutet dies:
- Pädagogische Integration: Die Kinder sollen emotionale Sicherheit entwickeln und vertrauensvolle Beziehungen zu den Pädagogen aufbauen. Trotz erforderlicher Grenzsetzungen im pädagogischen Erziehungsalltag ist es uns wichtig, nicht die Achtung und Empathie füreinander zu verlieren. Hierbei sind die Pädagogen das Modell für gelebte innere Wertehaltungen.
- Integrierende Elternarbeit: In der Zusammenarbeit mit den Eltern geht es uns um ein partnerschaftliches Miteinander, das Schaffen eines stabilen Vertrauensverhältnisses, die Akzeptanz der Einrichtung durch die Eltern und um eine Übernahme von Mit-Verantwortung seitens der Eltern.
- Regionale Integration / Netzwerkarbeit: Erst durch eine enge Vernetzung mit zahlreichen Institutionen und Einrichtungen im Stadtteil Ramersdorf wird sichergestellt, dass unsere Hilfen sinnvoll eingesetzt und die Ressourcen der Kinder und ihrer Familien optimal ausgeschöpft werden können. Weiter legen wir Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den regionalen Gremien und Arbeitskreisen.
- Zusammenarbeit mit der Schule: Die Zusammenarbeit mit den Lehrern ist sehr wichtig, da der Lern- und Leistungsbereich in unserer Einrichtung einen zentralen Stellenwert einnimmt. Ziele sind abgestimmte Übungseinheiten, Vermittlung gleicher Lernwege, gemeinsame Überlegungen zum weiteren Schulweg und gemeinsame Umgangsstrategien für die spezifische Lebenswelt des Kindes zu entwickeln.
Interkulturelle Arbeit: Im Rahmen der interkulturellen Arbeit geht es in unserem Haus um die Schaffung einer Atmosphäre von gegenseitiger Akzeptanz und Achtung, wie auch um den produktiven Umgang mit multikulturellen Situationen, verbunden mit ihren Chancen aber auch Problemen. Ziel ist es, das Leben der Kinder (und deren Familien) mit Migrationshintergrund sozial zu verbessern und eine gleichberechtigte Teilnahme am örtlichen Gemeinwesen zu ermöglichen (z.B. durch interkulturelle Feste, Vermittlung von Wissen über die verschiedenen Religionen, gemeinsamer Besuch von Stadteileinrichtungen und Ämtern, Deutschkurse u.v.m.)
Durch unsere ganzheitliche und systemische Arbeitsweise wollen wir Integration auf verschiedenen Ebenen erreichen. Konkret bedeutet dies:
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Zielsetzungen im pädagogischen Alltag
Durch eine Atmosphäre von Geborgenheit, gegenseitiger Achtung und auf der Grundlage verlässlicher Beziehungen, sowie durch eine klare Struktursetzung und pädagogischer Förderung bieten wir den Kindern die Möglichkeit, sich positiv weiterzuentwickeln und Selbst-Verantwortung zu übernehmen.
Konkrete Ziele sind:
- Aufbau eines positiven Selbstwertes und eines gesunden Selbstbewusstseins
- Entwicklung einer altersentsprechenden Selbstständigkeit
- Aufbau von sozialen Kompetenzen, eines angemessenen Sozial- und Kontaktverhaltens
- Aufbau einer positiven Arbeitshaltung, eines altersentsprechenden Lern- und Leistungsverhaltens
- Aufbau von aktiven Interessen und Hobbys
- Kennenlernen des eigenen Sozialraumes und dessen Möglichkeiten
- Aufbau eines gesunden Körperumgangs
- Aufbau einer altersentsprechenden Sprachfähigkeit
Zielgruppe, Aufnahmekriterien und -ablauf
Das Dominik-Brunner-Haus der Johanniter positioniert sich zwischen KITA / Hort und SVE/ HPT: Es werden Kinder und Jugendliche ab dem 1. Lebensjahr bis zur 10. Klasse aufgenommen, die von einer höheren, intensiveren Förderung profitieren als es ein Regelkindergarten, großer Hort oder eine Mittagsbetreuung bieten können. Jedoch ist die Einrichtung kein Ersatz für noch intensivere Betreuungsformen (SVE, HPT, Kliniken etc.). Darüber hinaus können in unserer integrativen KITA Kinder mit besonderem Förderbedarf als Integrationskinder aufgenommen werden.
Aufgenommen werden Kinder:
- aus sozial benachteiligten Familien
- mit schulischen Förderbedarf
- mit sprachlichen Förderbedarf
- mit emotionalem Förderbedarf
- mit sozialem Förderbedarf
- mit allgemeinen Entwicklungsverzögerungen (mögliche Förderung in unserer Einrichtung als Integrationskinder)
Die Leitung der Einrichtung erhebt die wichtigsten anamnestischen und diagnostischen Daten der Kinder und erfragt die Hintergrundbiographie und den sozialen Status der Familie. Aufgrund dieser Daten und auf Basis der Eingangsbeurteilung des Kindes wie auch nach einem Probetag in der Gruppe, wird geprüft, ob die notwendigen Voraussetzungen für eine Aufnahme gegeben sind und unserer Einrichtung die geeignete für das Kind ist.
Unsere Arbeitsweise und Haltungen
- Wir arbeiten systemisch: Wir sehen ein jedes Kind in seiner Individualität und Ganzheit und als Teil eines Familien- und sozialen Bezugssystems.
- Wir leiten das Kind an: Das Kind erhält die Chance durch behutsame und konsequente Anleitung zum Lernen seine bisherigen Lösungsmuster zu überdenken und im täglichen Sozialtraining in der Gruppe produktivere Verhaltensmuster zu zeigen. Zudem helfen wir den Kindern eine Balance zu finden zwischen Autonomie und Gruppenzugehörigkeit.
- Unsere Arbeit ist ressourcen- und prozessorientiert: Wir orientieren uns nicht an den Problemen, sondern an den Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen der Kinder.
- Die Gruppe als soziales Lernfeld: In einer jeden Gruppe gibt es einen festen und strukturierten Wochen- und Tagesablauf. Durch diesen soll ein jedes Kind lernen, adäquate Verhaltensweisen aufzubauen und einzutrainieren. Eventuelle Misserfolge, emotionale Einbrüche oder schulisches Scheitern begegnen wir möglichst vorbeugend durch klare, verbindliche und erreichbare Ziele.
Heilpädagogisch orientierte Gruppen- und Einzelarbeit
Als heilpädagogisch orientierte Einrichtung bietet das Haus folgende Möglichkeiten:
- eine Kinderkrippengruppe mit 12 Kindern (davon drei Integrationsplätze),
- eine Kindergartengruppe mit 18 Kindern (davon vier Integrationsplätzen)
- vier heilpädagogisch-orientierten Grundschulhortgruppen (klassenhomogene Gruppen der 1. - 4.Klasse mit einer Gruppenstärke von 10-12 Kindern)
- zwei Jugendhortgruppen (der 5. bis 10. Klasse mit einer Gruppenstärke von je 16 Kindern/Jugendlichen).
Wir arbeiten mit einem deutlich höheren Betreuungsschlüssel als vom BayKiBiG angesetzt.
Die Gruppen verstehen sich als Ort der Geborgenheit und des Lernens für Kinder, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte sozial, emotional und sprachlich/schulisch beeinträchtigt sind.
Heilpädagogische Maßnahmen:
- Achtung der Persönlichkeit des Kindes
- Klare Strukturen und Regeln, Wochen- und Tagesabläufe
- Strukturierte Lernsituationen und tägliches Vermitteln von altersgemäßen Lern- und Leistungssituationen
- Konkretes, tägliches Einüben von Fähigkeiten und Fertigkeiten
- Ermöglichung von Spielanbahnung und Spielaufbau, Bereitstellung von Fördermaterial
- Tägliches Vorleben und Einüben von einem produktiven Umgang mit Konfliktsituationen
Für einen großen Teil der Kinder sind zusätzlich dazu noch andere ergänzende fachliche Hilfen notwendig, so beispielsweise Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie, lerntherapeutische Hilfen etc. Weiter ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kinder- und Hausärzten wie auch zur evtl. weiteren genaueren Diagnostik mit Kinderpsychiatern sehr wichtig.
Folgende zusätzliche Förderungen erhalten die Kinder innerhalb unserer Einrichtung:
- Integrationsfachdienststunden
- Lerntherapie
- Leseförderung
- Logopädie
Elternarbeit
In der Zusammenarbeit mit den Eltern geht es um das Schaffen eines stabilen Vertrauensverhältnisses, die Akzeptanz der Einrichtung durch die Eltern und um eine Übernahme von Mit-Verantwortung seitens der Eltern: Wir beraten und unterstützen die Eltern mit unserem pädagogischen Fachwissen und beziehen sie aktiv in die Erziehungsarbeit mit ein. Jedoch ohne ihre Bereitschaft mit uns zusammenzuarbeiten ist eine sinnvolle Förderung des Kindes nicht möglich. Mit jedem Elternhaus finden daher in regelmäßigen Abständen sogenannte Entwicklungsgespräche statt; darüber hinaus nimmt im Jugendbereich das Elterntraining einen wichtigen Stellenwert ein.
Zu der Elternarbeit zählen in unserer Einrichtung:
- alle 4-6 Wochen Elterngespräche
- Längere Telefonate
- Tür-und Angel-Gespräche, informelle Kontakte
- Hausbesuche
- Elternabende mit Beteiligung der Eltern (Kennenlernen, Infoaustausch, Organisationspunkte, thematische Blöcke, ggf. anschließendes gemeinsames Essen)
- Elterntrainings
- Begleitung zu Terminen, Vermittlung zu anderen Fachstellen
- Gemeinsame Eltern-Kind-Unternehmungen
- Interkulturelle Feste und Feiern
- Infobriefe
- Krisenintervention
Zum Wohle des Kindes ziehen wir am gleichen Strang – hierbei sind wir Partner in der Erziehung
Es wird zum Wohle des Kindes eine Atmosphäre „Wir ziehen am gleichen Strang.“ geschaffen. Es geht innerhalb der Elternarbeit darum, ein Verständnis zu schaffen, welches auf Akzeptanz, Achtung, Respekt, Offenheit und Toleranz gegenüber Familien mit verschiedensten Biographien und in unterschiedlichen Lebenslagen lebend, basiert. Daraus ergeben sich verschiedenste komplexe Bedürfnisse. Weiter ist eine Berücksichtigung der kulturellen Aspekte im Rahmen der Familienarbeit sehr wichtig. Ein zentraler Baustein der Elternarbeit ist daher die Lebensweltorientierung. Unsere Vorstellung von Elternarbeit:
- Wir sind Partner in der Erziehung: D.h. wir sind keine Konkurrenten. Wir sind familienergänzend, nicht die Eltern ersetzend. Wir sind ebenso keine Versorgungsstation. Die tägliche Erziehungsarbeit bleibt bei den Familien.
- Wir informieren uns gegenseitig: Informationen und gemeinsame Erlebnisse schaffen Vertrauen: Wir geben Einblick in unsere Arbeitsweise und –inhalte, so dass der pädagogische Prozess mit dem Kind für die Eltern transparent und nachvollziehbar ist und von ihnen unterstützt werden kann. Wir geben fortlaufend Informationen über:
- den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes
- unsere Förderbausteine
- aktuelle Ereignisse
Weiterhin gibt es bei uns einen Elternbeirat, der mit großer Freude das Kinderhaus unterstützt.
Elterntraining
Das Elterntraining findet in thematischen Blöcken statt und sollte, wenn möglich, von beiden Elternteilen besucht werden. Der Inhalt des Elterntrainings richtet sich nach den Bedürfnissen und Fragen der Eltern. Die Eltern sind und bleiben die Expertinnen und Experten der Lebenswelt ihrer Kinder. Als Unterstützung bei offenen Fragen und ggf. auch Überforderungen geben wir Impulse zu pädagogischen und entwicklungspsychologischen Themen. Das Elterntraining bietet zudem die Möglichkeit des Austausches der Eltern untereinander.
Folgende Themen werden in Absprache bearbeitet:
- Grenzen setzen
- Konsequent sein
- Verselbständigung/ altersgemäße Beteiligung
- Medienkonsum
- Sexualität, Pubertät
- Reflexion der eigenen Erziehung der Eltern
- Unterschiedliche Erziehungsstile innerhalb der Familien/gemeinsamer „roter Faden“
- Konflikte in Familien
- gewaltfreie Kommunikation
Im Elterntraining erleben die Eltern, dass sie mit ihren Erziehungsthemen nicht allein sind und können voneinander lernen. Ziele des Trainings sind die Reflexion der eigenen Erziehungsmethoden, Verständnis für die Entwicklungsthemen des eigenen Kindes zu entwickeln, Nachvollziehen der Lebenswelt des Kindes, Erstellen von Familienregeln und konsequentes Umsetzen dieser, Erweiterung der Erziehungskompetenzen und des Handlungsspektrums.
Zusammenarbeit mit Schulen
Die Zusammenarbeit mit Lehrkräften ist zentral wichtig, da der Lern- und Leistungsbereich in unserer Einrichtung einen zentralen Stellenwert einnimmt. Je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes hat die Zusammenarbeit verschiedene Zielsetzungen:
- Kleinkindbereich (Kindergarten): Hier ist die Zusammenarbeit durch den Vorschulkurs „Vorkurs Deutsch“ gegeben. Das Vorschulkonzept im Vorschulbereich des Kindergartens ist mit den Grundschulen eng miteinander abgestimmt.
- Hortbereich: Hier nimmt der Lern- und Leistungsbereich einen zentral wichtigen Stellenwert ein; eine gelingende Kooperation mit den Schulen ist ferner die Basis unserer Lernförderung. Bei isolierten Teilleistungsschwächen sind Absprachen hinsichtlich der Hausaufgaben zu treffen, spezielle Übungsprogramme zu planen und den weiteren Schulweg gemeinsam zu planen. Bei emotionalen und sozialen Problemen ist es wichtig mit den Lehrern Verständnis, Einblick und gemeinsame Umgangsstrategien für die spezifischen Schwierigkeiten der Kinder zu erarbeiten.
Weiter geht es um eine eventuelle Übernahme einer Mittlerfunktion im Rahmen von Lehrer-Elterngesprächen. Dabei geht es um eine Transparenz zu den Eltern wie auch deren Einbezug und der ihrer Kinder.
Weitere Kooperationen
Erst durch eine enge Vernetzung mit:
- Kindergärten, Schulen
- SVE
- Frühförderstellen
- Jugendamt / BSA / AEH / IPB
- Erziehungsberatungsstelle
- Migrationseinrichtungen
- anderen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen
- Wohnungsamt
- Polizei
- externen Fachdiensten
- Kinder- und Jugendpsychiater
- Ehrenamtlichen etc.
wird sichergestellt, dass unsere Hilfen sinnvoll eingesetzt und Ressourcen der Kinder und ihrer Familien optimal ausgeschöpft werden können.
Die Teilnahme an regionalen Fachkreisen, Tagungen und Besprechungen sind zum gegenseitigen Austausch und Kennenlernen zentral wichtig. Auch überregionale Vernetzungen sind für uns wichtig: So ergänzen unsere direkte Arbeit mit Stadtteil Ramersdorf die Zusammenarbeit mit z.B. Kliniken, Therapeuten, Ärzten, Jobbörse/Arbeitsamt, Clearingstelle.