Weihnachten mit vielen Religionen
Kinder aus 26 Nationen mit unterschiedlichen Religionen feiern im Dominik-Brunner-Haus der Johanniter Weihnachten. Wie das geht, erzählt Einrichtungsleiterin Renate Schemann.
Dass Kinder aus 26 Nationen mit unterschiedlichsten Religionen gemeinsam Weihnachten feiern, ist im Dominik-Brunner-Haus der Johanniter ganz selbstverständlich. In der Einrichtung zur Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher in München-Ramersdorf stehen Religionen und kulturelle Hintergründe gleichwertig nebeneinander. Die religiösen Feste werden in den Förder- und Betreuungsgruppen gemeinsam gefeiert. So fördert das Team um die Sonderpädagogin Renate Schemann Toleranz schon im frühen Kindesalter.
Über Toleranz wird viel gesprochen. Was bedeutet Toleranz für Sie und die Kinder im Alltag?
„Toleranz ist eine innere Haltung, es ist eine innere Übereinkunft, dass ‚ich ok bin und du bist auch ok.‘ Dabei heißt es nicht, dass man der gleichen Meinung sein muss. Aber die Sichtweise des Gegenübers darf stehen bleiben. Man bewertet nicht, sondern man lernt, indem man die Lebenswelt des Anderen erkundet.“
Kann man Toleranz lernen?
„Toleranz wird maßgeblich von unserer Umwelt geprägt und sehr häufig ist es gerade für Kinder und Jugendliche schwer, tolerant gegenüber etwas Fremdem zu sein. Denn das bedeutet, dass sie ihre gewohnten Denkmuster verlassen und sich einer für sie fremden Idee stellen müssen. Es ist also die Aufgabe der Gesellschaft, der Familie und von Schulen, KiTas und Horten, Kinder und Jugendliche bei diesem Prozess zu unterstützen.“
Wie funktioniert das im Dominik-Brunner-Haus der Johanniter?
„Bei uns stehen verschieden Religionen und kulturelle Hintergründe nebeneinander. Die Kinder und Eltern tauschen sich über Unterschiede aus. In den Elterngesprächen erweitern wir für alle unseren Lebenshorizont und vermitteln für die Familien auch Neues. In den Betreuungen der Kinder leben wir dies ganz konkret vor: Wir feiern Feste mit allen religiösen Hintergründen. Wir üben mit Kindern, was es bedeutet, tolerant zu sein, Neues kennenzulernen, es nicht zu bewerten, Etwas auch gut zu finden und dennoch für die eigene Meinung einzustehen. Wir diskutieren und lernen Feedback zu geben und die eigenen Grenzen sowie die Grenzen des Andern zu achten.“
Und wie sieht dann das Weihnachtsfest im Dominik-Brunner-Haus aus?
„Für uns ist es selbstverständlich, dass wir gemeinsam Weihnachten feiern – so wie wir in diesem Jahr schon zusammen Bayram oder Chanukka gefeiert haben.
Als Einrichtung der Johanniter ist unser Konzept von christlicher Nächstenliebe geprägt. Und so dürfen sich alle Kinder und Jugendlichen ein kleines Geschenk wünschen. Das liegt schön verpackt am letzten Betreuungstag vor Weihnachten unter dem festlich geschmückten Christbaum. Gemeinsam werden wir singen, Gedichte vortragen und eine Geschichte lesen. Jede Gruppe, jedes Kind und jeder Jugendliche bringt sich ein. Alle sind in diesem Moment gleich und tragen zu einem gelungenen Miteinander bei.“
Was bedeutet die gemeinsame Weihnachtsfeier für Sie und Ihr Team?
„Es ist eine Feier für alle Kinder, Jugendlichen und Pädagoginnen und Pädagogen im Haus. Ein gemeinsames Jahr geht zu Ende, ein Jahr, das gerade geprägt durch Corona Hürden hatte, die es zu meistern galt. Ein Jahr, das dennoch viele schöne Momente bereitgehalten hat und in dem Toleranz gemeinsam gelebt wurde. Gerade in belasteten Zeiten wie in den Coronajahren ist das sich Besinnen auf das Gemeinsame und Miteinander zentral wichtig. Im Miteinander sind Stresssituationen besser und erfolgreicher zu bewältigen.“
Unterstützen Sie die pädagogische Arbeit im Dominik-Brunner-Haus der Johanniter