Kinderseelen brauchen Verständnis und Respekt
Tag der gewaltfreien Erziehung am 30.4.: Johanniter erinnern daran, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben
Kinder beim Aufwachsen gut zu begleiten, ist eine Aufgabe, die sehr viel Zeit, Zuwendung und Einsatz fordert. Und Eltern, ebenso wie andere an der Erziehung Beteiligte, manchmal an ihre Grenzen bringt. „Doch auch dann dürfen Erwachsene die Beherrschung nicht verlieren – so schwer das mitunter sein mag“, sagt Waisuddin Fakhri, Einrichtungsleiter des Dominik-Brunner-Hauses der Johanniter. „Kinder zum Beispiel durch Herabsetzen, Missachtung oder gar körperliche Bestrafung zurechtweisen zu wollen, ist pädagogisch unsinnig. Solche Erlebnisse können tiefe Kränkungen verursachen und beeinträchtigen die kindliche Entwicklung.“
Im Dominik-Brunner-Haus begleiten Experten der Johanniter Eltern aus den Stadtteilen Ramersdorf und Perlach und stehen ihnen mit Rat zur Seite.
„Seelische oder körperliche Gewaltanwendung gegenüber Kindern ist häufig ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Überforderung der Erwachsenen,“ so der Einrichtungsleiter und Sozialmanager. „Wenn sich Einschränkungen und Belastungen durch soziale Benachteiligungen oder materielle Armut häufen, ist dies eine häufig übersehene Ursache für körperliche und seelische Gewalt.“
Eine große Auswirkung auf die Beziehung von Eltern und Kindern, aber auch von Kindern und Jugendlichen untereinander, hat die Art und Weise, wie kommuniziert wird. Das Team des Dominik-Brunner-Hauses legt großen Wert auf gewaltfreie Kommunikation: „Im ersten Schritt sollte man die eigenen Gefühle erspüren und sich fragen ‚Was fühle ich?‘. Im zweiten Schritt werden diese dann in konkrete Bedürfnisse übersetzt und man kommuniziert ‚Was ich jetzt brauche‘“. So könne eine friedliche Konfliktlösung auf Augenhöhe möglich sein, so der Experte.
Im Dominik-Brunner-Haus wird sowohl im Alltag der Gruppen als auch bei verschiedenen Veranstaltungen wie Elterntrainings intensiv an der Förderung eines empathischen und wertschätzenden Miteinanders gearbeitet. Kinder, Jugendliche und Eltern setzen sich hierbei sowohl mit sich selbst als auch mit anderen auseinander, um ihre Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten zu verbessern. Diese Bemühungen sind Teil eines umfassenden Ansatzes zur Gewaltprävention, der den pädagogischen Alltag prägt und darauf abzielt, einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern.
Im Bereich der Jugendarbeit stärken die Pädagoginnen und Pädagogen die sozialen Fähigkeiten der Jugendlichen. Ein bewährtes Mittel hierfür ist das Rollenspiel, bei dem Jugendlichen Konfliktsituationen vorgestellt und Rollen zugewiesen werden. Das Ziel ist es, dass die Jugendlichen lernen, ihre Gefühle so auszudrücken, dass sie ihre Interessen effektiv vertreten und gleichzeitig Konflikte konstruktiv lösen können.
Es tut gut, sich Rat und Hilfe zu holen
Es sei normal, so Doris Drexler, die Leiterin der Elternberatung im Dominik-Brunner-Haus, dass Eltern Situationen erlebten, in denen sie erschöpft oder wütend seien. Dass sie sich vielleicht hilflos fühlten, wenn sie für Probleme mit ihrem Kind keine Lösung finden. „Es ist keine Schande, nicht weiter zu wissen. Ich ermutige Mütter und Väter dazu, sich dann Hilfe zu holen. Manchmal genügt es einfach mal mit einer vertrauten Person zu sprechen. Oder mit einer Fachkraft, die das Kind kennt, etwa aus der Kindereinrichtung oder Schule. Reicht das nicht aus, ist es sinnvoll, sich an eine Erziehungs- oder Familienberatungsstelle zu wenden. Die dortigen Fachkräfte beraten vertraulich und kostenfrei.“
Die Elternberatung im Dominik-Brunner-Haus für Eltern aus den Stadtteilen Ramersdorf und Perlach ist unter 089 954484615 oder per Mail erreichbar.