Mit Kindern über den Tod reden ist ganz gewiss keine leichte Aufgabe.
Eine “Checkliste” oder ein Rezept, wie sie in anderen Zusammenhängen vielleicht begegnen, kann es dafür nicht geben. Zu sehr ist jede Antwort auf Kinderfragen abhängig von:
- der jeweiligen Situation und Person des Kindes
- vom Alter des Kindes
- von der Art des Gespräches
- von der momentanen Stimmung bzw. der inneren Stabilität der Gesprächspartner vom Verhältnis der Gesprächspartner zueinander
- von der Vorgeschichte, den Todes- und Krankheitsbedingungen
- nicht zuletzt von der Übereinstimmung von Wort und Tat beim Erwachsenen
Ein paar allgemeine Gedanken zum Gespräch mit Kindern über den Tod sind vielleicht dennoch hilfreich:
Wann und unter welchen Umständen Kinder auch immer Fragen über den Tod stellen und darüber sprechen wollen, der Erwachsene darf niemals ausweichen oder gar vertrösten, in der Hoffnung, dass das Kind dann wieder vergisst, was der Erwachsene nicht beantworten will oder kann. Wenn die Zeit ungünstig ist, hat man selbstverständlich das Recht, den Zeitpunkt des Gespräches zu verlagern. Dabei ist es wichtig, diesen nicht auf ungewisse Zeit zu verschieben, sondern mit dem Kind einen festen Termin zu vereinbaren, um zu signalisieren, dass man das Kind ernst nimmt und vor der Frage nicht flieht, auch wenn man davor Angst hat.
Alle Fragen sollen vom Kind gestellt werden dürfen. Sie sollen offen und ehrlich beantwortet werden, jedoch mit angemessener Einfühlungskraft und Vorsicht!(Wie hast du dir das gedacht?) Diese Behutsamkeit ermöglicht es, die kindliche Vorstellung zu erkunden und vermeidet unnötige Überforderung des Kindes. Ein Kind verlangt mit seiner Frage oft keine wissenschaftliche Erklärung, sondern Beruhigung und Klärung. Bei kindlichen Fragen ist immer auf die Motivation der Frage zwischen den Zeilen zu achten. Ggf. ist ebenso versteckt, symbolisch oder in Bildern zu antworten.
Am Ende eines Gespräches sollte immer gefragt werden, ob das Kind mit der Antwort zufrieden ist bzw. ob die Antwort ausreicht. Es sollte in keinem Fall der Eindruck entstehen, es sei “jetzt endlich alles gesagt!”
Angstmachende Antworten (Jeder muss einfach einmal sterben) sind immer zu vermeiden. Glaubensvorstellungen, bildreiche, hoffnungsvolle Antworten z.B. aus der Bibel sind als großer Schatz der Trostmöglichkeiten zu sehen.
Kinder sollen behutsam, trotzdem aber rechtzeitig auf den Tod vorbereitet werden, besonders, wenn ein nahes Familienmitglied in Gefahr ist, zu sterben. Die Erfahrung des Ausgeschlossenseins kann ein Trauma im Kind verursachen.
Kleineren Kindern ist der Besuch von Sterbenskranken eher am Anfang der Sterbezeit zu ermöglichen. Jugendlichen darf durchaus ein Gespräch mit sterbenden Menschen zugemutet werden. Auch Krankenbesuche mit vielleicht erschreckenden Eindrücken müssen, wie ein Besuch bei Sterbenden, selbstverständlich altersentsprechend vorbereitet werden.
Jeder Mensch bedarf in der Trauer der seelischen Hilfe und des Beistandes.
Man kann helfen, indem man angst- und schuldbeladene Gefühle auszusprechen und zu bearbeiten hilft, um eine realistische Sichtweise des Geschehenen zu erzielen. Kinder sind auf wirklichkeitsnahe Weise auf bevorstehende Änderungen vorzubereiten (Trauer- und Abschiedsfeiern).
Trauerfeiern finden am besten im vertrauten Kreis der Familie statt.
Von Trauergottesdiensten sollten Kinder nicht ausgeschlossen werden, sondern vielmehr an der Seite eines vertrauten Menschen die Wirklichkeit in der Geborgenheit und im Schutz spürbarer Nähe erleben dürfen. Oft wird die Frage gestellt, wie viel ein Kind verkraften kann. Das ist u.a. abhängig von der Sensibilität, der Kreativität und dem Wahrnehmungsvermögen dessen, der mit dem Kind spricht.
Ein Kind sollte nie zum Reden gedrängt werden. Durch die Beobachtung seines Verhaltens während eines Gespräches ist oftmals zu erkennen, ob das Kind gesprächsbereit ist. Körpersprache ist gerade bei Kindern auf keinen Fall außer Acht zu lassen. Dabei gilt es immer zu beachten: Ein Trauergespräch mit Kindern ist sensibilisierendes, seelsorgliches Gespräch, nicht “Therapie”.
Rituale
Rituale helfen und unterstützen die positive Verarbeitung der Geschehnisse. Dabei werden die meisten Rituale in Gemeinschaften abgehalten. Der Tod wird nicht verdrängt, sondern wird gemeinsam bearbeitet und thematisiert.
Kinder sollen und können grundsätzlich an allen Ereignissen teilnehmen und auch aktiv werden. Vom Abschied bis zum Besuch des Grabes nach der Beerdigung. Durch die aktive Teilnahme z. B. auch am Trauergespräch mit der Pfarrerin/dem Pfarrer wird ausgedrückt, dass die Erwachsenenwelt die Kinder ernst nehmen und mit einbeziehen. Sie laufen nicht so mit und bleiben passiv. Die Rituale helfen Kindern so ihre Trauer zu verarbeiten.
Durch die Einbeziehung nehmen wir auch Kindern traumatische Elemente des Erlebens. So fangen Kinder zu fantasieren an, wenn wir etwa den Tod verschweigen. Sie denken, sie seien Schuld am Wegbleiben und die Ursache des Todes. Diese Schuld wird so mächtig und Kinder bekommen davor Angst. Durch Ehrlichkeit nehmen wir dem die Macht, erleichtern Kindern das Verstehen und begleiten sie so durch die Trauer.
Einsamkeit, Hilflosigkeit und Angst wachsen, wo Zuwendung, Bestätigung, Trost und Nähe notwenig wären.
- der jeweiligen Situation und Person des Kindes
- vom Alter des Kindes
- von der Art des Gespräches
- von der momentanen Stimmung bzw. der inneren Stabilität der Gesprächspartner vom Verhältnis der Gesprächspartner zueinander
- von der Vorgeschichte, den Todes- und Krankheitsbedingungen
- nicht zuletzt von der Übereinstimmung von Wort und Tat beim Erwachsenen