Woran erkenne ich einen drohenden Suizid und wie gehe ich damit um?
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Wurde ein konkreter Sterbewunsch geäußert wenden sie sich IMMER an den Rettungsdienst oder die Polizei. Nehmen Sie solche Äußerungen und veränderte Verhaltensweisen in jedem Fall ernst. “ich will nicht mehr leben“, „ich kann nicht mehr“, „am liebsten wäre ich tot“, „ich will jetzt wieder bei Mama sein“.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass sich eine Ihnen nahestehende Person in den nächsten Minuten oder Stunden etwas antun könnte, sollten Sie diesen Menschen nicht alleine lassen. Bitten Sie gegebenenfalls andere Menschen aus Ihrem Umfeld um Hilfe und beziehen Sie im nächsten Schritt unbedingt professionelle Hilfe mit ein.
Handelt es sich eher um eine vage Vermutung oder um eine Lebensmüdigkeit ohne akuten Handlungsdruck, sprechen Sie mit der Person und erklären Sie ihr, weshalb Sie besorgt sind. Suchen Sie aktiv das Gespräch. Sie zeigen dem Betroffenen damit, dass er von Ihnen ernst genommen und wertgeschätzt wird.
Psychisch belastete Menschen reagieren häufig sehr sensibel auf negative Stimmungen, wie Anspannung oder Ungeduld. Nehmen Sie sich daher Zeit für das Gespräch. Sie können für eine entspannte Umgebung sorgen, indem Sie die Person zum Beispiel zu einem Spaziergang einladen.
Wegen des hin- und hergerissen Seins zwischen leben und sterben wollen, ist es für den Betroffenen im Moment nicht hilfreich, sich mit Ihren Gedanken oder Ihrer Einstellung zum Thema Suizid auseinanderzusetzen. Sie sollten darauf achten, die Suizidgedanken nicht zu verurteilen („Aber das ist doch kein Grund …“) und ebenso keinen moralischen Druck auszuüben („Denk doch an deine Familie! Was würden sie …“). Hören Sie ihrem Gegenüber stattdessen aufmerksam zu und versuchen Sie zu verstehen, was die andere Person gerade fühlt.
Bieten Sie nach einem ersten Gespräch in regelmäßigen Abständen weitere Gespräche an. Sprechen Sie die Suizidgedanken an, wenn der Betroffene nicht selbst darüber zu sprechen beginnt. Ermutigen Sie ihn dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dazu können Sie sich selbst vorher über entsprechende Angebote informieren. Versuchen Sie, Angebote zu machen, ohne viel Druck auf den betroffenen Menschen auszuüben. Geben Sie der Person zu verstehen, dass es keine Schande ist, sich Hilfe zu suchen und klären Sie sie über mögliche Irrtümer auf, die mit dem Aufsuchen einer professionellen Hilfeeinrichtung verbunden sind.
Der Kontakt mit einem suizidgefährdeten Menschen bringt Nahestehende in eine sehr schwierige und belastende Situation und kann zu Gefühlen wie zum Beispiel Hilflosigkeit und Wut führen. Durch die gesellschaftliche Tabuisierung des Themas Suizid, fällt es uns oft schwer, mit anderen über die eigene Situation und die Gedanken und Gefühle, die damit verbunden sind, zu sprechen.
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Auf jeden Fall! Wenn ein Mensch darüber spricht, nicht mehr leben zu wollen, sollte dies immer ernstgenommen und angesprochen werden. Die Einschätzung der tatsächlichen Gefährdung sollte durch Fachleute erfolgen. Motivieren Sie den Betroffenen also, sich professionelle Hilfe zu suchen oder wenden Sie sich selbst an eine Beratungsstelle.
Leider gibt es immer noch eine Art „Mythos“, dass Menschen, die über ihre Suizidgedanken sprechen, „nur Aufmerksamkeit erregen wollen“ und dass sie deshalb nicht wirklich gefährdet sind. Es mag vereinzelte Fälle geben, in denen Menschen ihren Angehörigen oder Freunde mit Suizid drohen, um etwas zu erzwingen oder sie zu verletzen. Dies sind aber Ausnahmen: Direkte Ankündigungen kommen in bis zu 75% der Suizide im Vorfeld von suizidalen Handlungen vor! Es können aber auch indirekte Hinweise in Form von sprachlichen Aussagen, Verhaltensweisen oder auch körperlichen und psychischen Beschwerden auftreten.
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Eine suizidale Handlung wird nicht durch das Gespräch über die Suizidgedanken angestoßen werden! Im Gegenteil – darüber zu sprechen und das Thema nicht zu ignorieren, ist in einer solchen Situation sogar sehr wichtig. Es vermittelt dem Betroffenen das Gefühl, in seinem Leiden ernstgenommen zu werden und es kann ihm möglicherweise dabei helfen, Spannungen und negative Gefühle zu reduzieren.
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Suizidgefährdete Menschen sind häufig hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu sterben und dem Wunsch zu leben. Den Ausweg im Suizid suchen sie nicht, weil sie sterben möchten, sondern um das für sie unerträglich erscheinende (psychische) Leiden zu beenden.
Suizidabsichten entstehen in der Regel nicht aus der „freien Entscheidung“ heraus. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Wahrnehmung eines Menschen, der in eine psychische Krise geraten ist, verändert und eingeengt ist. Auch die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit ist dadurch eingeschränkt.
Mit entsprechender Hilfe und Unterstützung gelingt es den Betroffenen in der Regel, für sich neue Lösungen und Perspektiven zu finden.
Sie selbst können als Angehöriger, Freund oder Kollege die Probleme, die eine suizidgefährdete Person hat, nicht lösen. Aber Sie können das Suizidrisiko verringern, indem Sie zuhören und dazu motivieren sich Hilfe zu suchen.
Quelle: https://frans-hilft.de/fuer-angehoerige-und-freunde/
In akuten Situationen können Sie an folgenden Stellen Hilfe bekommen:
Telefon 112
https://www.krisendienste.bayern/schwaben/
Telefon 0800 / 655 3000 in über 120 Sprachen
Telefon 110
Telefonseelsorge 0800 1110111
https://www.youth-life-line.de/ Onlineberatung für junge Menschen mit Suizidgedanken
https://jugendnotmail.de/ Onlineberatung für Kinder und junge Menschen
https://www.u25-deutschland.de/ Helpmail für unter 25jährige
https://online.telefonseelsorge.de/ Telefonseelsorge online!
https://www.telefonseelsorge.de/krisenkompass/ App als Notfallkoffer für Krisensituationen
Ulm/Neu-Ulm:
https://telefonseelsorge-ulm.de/
https://pg-illertissen.de/index.php/einrichtungen/telefonseelsorge-neu-ulm
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Telefon 116 117
Kempten:
Josefinum Kempten
Suizidprävention
Krisendienst Schwaben
BKH Kempten
In nicht-akuten Situationen unterstützen Sie folgende Einrichtungen:
https://www.agus-selbsthilfe.de
https://www.selbsthilfebuero-korn.de/about-korn/
Augsburg:
https://www.josefinum.de/fachbereiche-experten/kinder-jugendpsychiatrie-psychotherapie/
https://www.bezirkskliniken-schwaben.de/kliniken/bezirkskrankenhaus-augsburg
https://www.krisendienste.bayern/schwaben/
Telefon 0800 / 655 3000 in über 120 Sprachen
https://www.traumahilfe-augsburg.de/