Wie barrierefrei sind die Webseiten der Johanniter GmbH?
Rollstuhlrampen, spezielle Toiletten oder auch Fahrstühle – Begriffe, die den meisten bei dem Schlagwort „Barrierefreiheit” in den Sinn kommen. Wie sieht es aber mit dem virtuellen Raum aus?
Gerade hier treffen Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen, aber auch mit Migrationshintergrund, immer wieder auf schier unüberwindbare Hürden. Weshalb Barrierefreiheit gerade im Internet eine wichtige Rolle spielt, wie genau dies aussieht und auf welchem Stand die Online-Angebote der Johanniter sind, weiß Julien Könemann, Website Manager der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
Was kann man sich unter Barrierefreiheit im Internet vorstellen?
Könemann Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Webseiten auf allen Ebenen frei von Barrieren bzw. Hürden sind, sprich niemand ausgeschlossen wird. Konkret geht es also darum, jedem Menschen, der eine Webseite besucht, diese ohne Einschränkung nutzbar zu machen. Dafür werden sämtliche Formen von Beeinträchtigungen berücksichtigt, wie z. B. Sehbeeinträchtigungen und Blindheit, Hörbeeinträchtigungen und Gehörlosigkeit, kognitive bzw. geistige oder auch motorische Beeinträchtigung sowie Einschränkungen durch mangelnde Sprachkenntnisse, etwa aufgrund eines Migrationshintergrundes.
Wie sieht das konkret aus?
Könemann Nehmen wir z. B. den Bereich Sehbeeinträchtigungen: Diese können sich auf viele verschiedene Ebenen auswirken, so etwa, dass Schriftgrößen nicht gut erkannt oder Kontraste aufgrund einer Rot- Grün-Schwäche nicht wahrgenommen werden. Um dennoch alle Angebote nutzen zu können, braucht es in diesem Fall also strukturelle Anpassungen, ein kontrastreiches Layout sowie eine klare, konsistente Navigation oder auch Tools zum Vorlesen und gleichzeitigem Bedienen von Inhalten. Dafür haben wir in diesem Jahr die Software-Lösung „Eye-Able” auf www.johanniter.de und allen Unterseiten eingeführt. Dabei handelt es sich um einen digitalen Assist*, mit dem sich durch wenige Klicks individuelle Anpassungen an persönliche Bedürfnisse vornehmen lassen.
Welche weiteren Vorteile bringt die Barrierefreiheit einer Webseite mit sich?
Könemann Unsere vorrangige Intention ist natürlich, niemanden auszuschließen. Darüber hinaus ist Barrierefreiheit auch ein Qualitätsfaktor von Webseiten. Denn viele Grundlagen der Barrierefreiheit sind deckungsgleich mit Faktoren für die Suchmaschinenoptimierung, sprich Maßnahmen technischer und inhaltlicher Natur, die wir nutzen, um die Sichtbarkeit einer Webseite in den Ergebnislisten von Suchmaschinen, wie Google, zu verbessern. Hierzu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Abkürzungen, wie JoSe für Johanniter Seniorenhäuser GmbH, da diese weder von Menschen auf Anhieb verstanden noch von Suchmaschinen gut interpretiert werden können. Gleichzeitig bedingt eine verbesserte Barrierefreiheit in der Regel aber auch eine deutlich bessere Nutzerführung. Das Ergebnis: Besucherinnen und Besucher finden sich nicht nur leichter auf der Webseite zurecht, sondern kommen im besten Fall auch gerne wieder. All das sind Parameter, die zu einer besseren Auffindbarkeit unserer Webseiten und damit zu einem klaren Wettbewerbsvorteil führen.
Welche gesetzlichen Vorgaben bzw. Erfordernisse gibt es in diesem Zusammenhang?
Könemann Mitte kommenden Jahres wird das sogenannte Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft treten, das uns - wie viele andere Webseitenbetreiber - in die Pflicht nimmt, unser Angebot in einem gewissen Grad barrierefrei zugänglich zu machen. Den Weg der Barrierefreiheit haben wir Johanniter allerdings schon deutlich früher eingeschlagen, da wir ein persönliches Interesse haben, unserer Zielgruppe, zu der vor allem auch ältere Menschen und jene mit verschiedensten Beeinträchtigungen zählen, bestmöglich entgegenkommen.
Wie ist der aktuelle Stand auf den Webseiten der Johanniter?
Könemann Vor diesem Hintergrund kommt wiederum die Software „Eye-Able” ins Spiel. Diese gibt uns Webseiten-Administratoren auf technischer Ebene Zugang auf ein sogenanntes Dashboard, das anhand eines Scores zeigt, wie weit unsere Webseiten in Sachen Barrierefreiheit sind. Gestartet haben wir im vergangenen Jahr mit einem Score von 50 Prozent. Seitdem arbeiten wir sukzessive an Verbesserungen und haben bereits viele technische Entwicklungen, wie z. B. Verbesserungen an Auflistungselementen, Unterteilungen der Seiten in Seitenregionen oder über die Tastatur scrollbare Elemente umgesetzt, sodass wir nach wenigen Monaten im Moment bei einem Score vom 58 Prozent angelangt sind. Hierbei versuchen wir, vieles, insbesondere auf technischer Ebene, zentral und damit flächendeckend über die gesamten Johanniter-Webseiten zu steuern. Perspektivisch möchten wir allerdings auch alle Redakteurinnen und Redakteure der einzelnen Webseiten gezielter in die Prozesse einbinden und sie im barrierefreien Schreiben schulen.
Mit Blick auf das BFSG ist es von Vorteil, dass wir bereits vieles vorbereitet haben und gerade im direkten Vergleich zu vielen anderen Webseitenbetreibern auf einem guten Weg sind. Denn unser Ziel ist es natürlich, das höchstmögliche Scoring für alle Seiten der Johanniter, darunter auch für das Karriereportal, zu erreichen.
*Der Assistent sowie die damit verbundenen Funktionen von „Eye-Able” sind auf johanniter.de und allen entsprechenden Unterseiten im obersten Menü unter „visuelle Hilfe” zu finden.