Unterstützung aus Mexiko
Internationale Kolleginnen und Kollegen für die Pflege
Eiseskälte, ein plötzlicher Wintereinbruch und der erste Schnee ihres Lebens: Als Alejandra González Anfang Januar in Bonn aus dem Flugzeug steigt, könnten die Gegensätze zu ihrer Heimat Chiapas in Mexiko nicht größer sein. Dennoch freut sie sich auf das, was vor ihr liegt: Die Dreißigjährige ist die erste von derzeit insgesamt sieben internationalen Pflegefachkräften aus Mexiko, die seit diesem Jahr die Teams im Johanniter- und Waldkrankenhaus Bonn verstärken.
„Mit Blick auf die allgegenwärtige Fachkräftelücke ist die proaktive Mitarbeitergewinnung im Ausland eine von vielen Strategien, die wir als Johanniter-Kliniken Bonn verfolgen, um auch zukünftig medizinisch, pflegerisch und therapeutisch eine bestmögliche Versorgung garantieren zu können“, erklärt Ute Pocha, Pflegedirektorin der Johanniter-Klinken Bonn.
Fachkenntnis und Erfahrung im Gepäck
Alejandra Gonzáles kann bereits eine fundierte Ausbildung sowie mehrjährige Erfahrung im medizinisch-pflegerischen Bereich vorweisen: In Mexiko absolvierte sie dafür zunächst einen vierjährigen Bachelorstudiengang mit darauf aufbauender Spezialisierung im Bereich „Gynäkologie und Geburtshilfe“. Weitere fünf Jahre arbeitete sie anschließend in einer Frauenklinik. Mit einem vorbereitenden zwölfmonatigem Deutschkurs im Gepäck kam sie schließlich nach Deutschland, wo sie ihre Erfahrungen nun ebenfalls in ihrem gewohnten Fachbereich im Johanniter-Krankenhaus Bonn einbringt – jedoch mit kleinen Unterschieden. Während in Deutschland auch die Körperpflege zu den Aufgaben einer Pflegekraft gehört, sind es in Mexiko verstärkt Tätigkeiten, die hier nur durch den ärztlichen Dienst erfolgen, darunter z. B. Blutabnehmen, Zugänge legen oder auch Verbände anlegen.
„Seitdem ich hier bin, lerne ich jeden Tag dazu. Die medizinischen und pflegerischen Begrifflichkeiten sind mir auf meiner Muttersprache Spanisch natürlich bereits bekannt. Ich kenne mich aus mit dem, was ich tue. Jetzt geht es vor allem darum, alles noch einmal auf Deutsch zu lernen“, berichtet Alejandra Gonzáles. Mit einem freundlichen Lächeln fügt sie hinzu: „Auch wenn Deutsch eine wirklich schwierige Sprache ist, möchte ich trotzdem immer offen kommunizieren. Deshalb frage ich einfach, wenn ich einmal etwas nicht sofort verstehe. Als Gedächtnisstütze für manche Vokabeln habe ich außerdem immer einen kleinen Spickzettel dabei.“
Hürden und Herausforderungen
Unterstützung hatte Alejandra Gonzáles von Anfang an von ihren Kolleginnen und Kollegen und Pflegedirektorin Ute Pocha. Neben dieser wechselseitigen Bereitschaft zur Integration sind allerdings auch die bürokratischen und rechtlichen Hürden bei der Rekrutierung im Ausland nicht außer Acht zu lassen: „Die neuen Mitarbeitenden aus Mexiko sind alle sehr motiviert und integrieren sich gut. Dennoch müssen sie nicht nur Sprachkenntnisse im Level B2 nachweisen, sondern starten zudem immer mit einem sogenannten Defizitbescheid. Das bedeutet, dass sie die individuellen theoretischen und praktischen Unterschiede im Vergleich zur Ausbildung in ihrem Heimatland aufarbeiten müssen, bevor sie dann gleichwertig als examinierte Pflegefachkräfte in Deutschland arbeiten dürfen“, veranschaulicht Ute Pocha.
Vielversprechende Perspektiven
Alejandra Gonzáles hat inzwischen alle erforderlichen Prüfungen und Anforderungen erfolgreich erbracht und wartet somit nur noch auf die offizielle Anerkennung ihres Abschlusses durch die Bezirksregierung. Dennoch steht für sie bereits jetzt fest: Sie möchte in Deutschland bleiben und hat ihren Platz in der Pflege gefunden. Rückendeckung bekommt sie dabei nicht nur von ihrem Arbeitgeber: „Meine Familie in Mexiko ist sehr stolz auf mich. Ich bin die erste von ihnen, die so einen großen Schritt wagt und im Ausland lebt. Für mich ist es das Größte, dass ich hier in Deutschland eine Arbeit gefunden habe“, freut sich Alejandra Gonzáles.