Umgang mit Konflikten: Deeskalation und Gewaltprävention
Lautstarke Beschwerden, Beleidigungen oder sogar körperliche Aggressionen – Bundesweit nimmt die Zahl von Übergriffen auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern und Kliniken stetig zu.
Allein im vergangenen Jahr war Statistiken zufolge eine Zunahme um rund 18 Prozent zu verzeichnen. Mehr als 6.000 sogenannte „Rohheitsdelikte” registrierte die Polizei an deutschen Krankenhäusern. Auch in den Johanniter-Krankenhäusern sowie Fach- und Rehabilitationskliniken ist diese Entwicklung zu beobachten.
Ute Pocha ist Pflegedirektorin des Bonner Johanniter- und Waldkrankenhauses. Sie beurteilt für uns die aktuelle Situation, insbesondere mit Blick auf die Notfallambulanzen, und zeigt auf, was sich auf politischer Ebene perspektivisch ändern muss.
„Wir beobachten für das Johanniter- und Waldkrankenhaus Bonn, dass die Aggressionen von Patientinnen und Patienten gegenüber unseren Mitarbeitenden deutlich zunehmen. Diesem Verhalten geht bedauerlicherweise ein Respektverlust gegenüber den Menschen voran, die ihnen helfen wollen und vor allem auch sollen. Häufig ist dies dann der Fall, wenn sich Patientinnen und Patienten in unserer Notfallambulanz vorstellen und die Schwere ihrer Erkrankung selbst überbewerten. Denn in etwa 50 Prozent der Fälle ist eine Notfallbehandlung nicht erforderlich.
Befeuert wird diese Situation durch die derzeit angespannte Lage, was die Betreuung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte betrifft: Facharzttermine sind schwer zu bekommen und so finden zu viele Patienten den Weg in die Notaufnahme. Um die Sache bei der Wurzel zu packen, erfordert es eine klare Stellungnahme der Politik, was die Aufgabe einer Notfallbehandlung betrifft bzw. was sie leisten kann und wo die Grenzen zu ziehen sind: Es muss möglich sein, Bagatellen oder ausgesessene chronische Erkrankungen zurückweisen zu können. Die Ressourcen der Notfallambulanzen sind personell immer begrenzt. Dort kann nicht das Sammelbecken für die Schwierigkeiten im Gesundheitssystem sein.
Kommt es in unseren Häusern zu konkreten Vorfällen, z. B. mit aggressiven, betrunkenen und übergriffigen Patientinnen und Patienten, wird die Polizei gerufen. Diese ist in der Regel schnell vor Ort und verweist die Randalierer des Ortes. Wir als Klinik erteilen in diesen Fällen zudem ein Hausverbot, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Präventiv werden in den beiden Johanniter-Krankenhäusern Bonn zudem in regelmäßigen Abständen Selbstverteidigungskurse in Krav Maga angeboten, bei denen unsere Mitarbeitenden verschiedene Verhaltensmuster, Präventionsmaßnahmen und Techniken zur Verteidigung der eigenen wie auch anderer Personen erlernen.“