Piratenschiff, Eiswagen und eine Kinderküche
Mit viel Unterstützung von Freiwilligen wird der Wohnwagen der OGS Rischenau wiederhergestellt
Groß war der Schock in der Offenen Ganztagsschule der Johanniter in Rischenau, als sie Anfang Januar die Zerstörung entdeckten. Unbekannte Täter hatten den geliebten Spielwohnwagen massiv beschädigt. Fenster wurden demoliert oder sogar komplett rausgerissen. Schränke wurden abgerissen und soweit zerstört, dass nur noch Bretter übrig blieben. Und die selbstgebaute Holz-Kinderküche fanden die Mitarbeiter in Einzelteile zerlegt außerhalb des Wohnwagens.
Der Vorfall hat die Grundschulkinder sehr getroffen. „Der Wohnwagen war stets das Herzstück unserer Einrichtung und Lieblingsort der Kinder“, erzählt die Leiterin der OGS Christiane Ostermann. In dem, von den Kindern selbst bemalten Gefährt, seien schon so einige Geheimclubs gegründet, Streiche ausgeheckt oder Puppen bekocht worden, berichtet die 32-Jährige. Für Ostermann und ihr Team war daher schnell klar: Wir wollen den Wohnwagen wiederherrichten! Das dieser Traum nun Stück für Stück Wirklichkeit wird, hat sie der Unterstützung und Hilfe vieler Freiwilliger zu verdanken.
„Über Zeitung und die Facebook-Seite der Johanniter hat sich die Zerstörung schnell rumgesprochen und viele Menschen sind auf uns zugekommen, um uns Mut zuzusprechen und Hilfe anzubieten“, erinnert sich Ostermann dankbar. Um den Wohnwagen überhaupt wieder benutzbar zu machen, mussten vier Fenster ersetzt, der Boden teilweise mit Holzplatten verstärkt und PVC-Boden verlegt werden. Die Fenster übernahm der Rischenauer Stefan Schnabel. Da es sich bei dem Wohnwagen um ein älteres Modell handelt, brachte die Suche nach Ersatzscheiben keine Ergebnisse. Kurzerhand besorgte Schnabel Plexiglas und schnitt die Scheiben in genauer Feinarbeit passend zu. Ein neuer PVC-Boden spendierte Malermeister Hans-Günter Skibbe, der dann von angehenden Erziehern des Berufskollegs Brakel zusammen mit den Kindern verlegt wurde.
Zum Abschluss der Reparaturarbeiten zückten fünf Mitgliederinnen der Wirtschaftsjunioren Lippe Schleifpapier, Pinsel, Farbe – und ihr Portemonnaie. Für Martina Dekomien und ihre Mitstreiterinnen war es eine Selbstverständlichkeit, den Kindern der OGS Rischenau zu helfen. „Es hat uns ziemlich fassungslos gemacht, als wir von dem Vandalismus hörten“, erzählt Dekomien. Sie fragte daher bei Christiane Ostermann an, welche Unterstützung gebraucht würde, und wenige Tage später verbrachten die fünf Wirtschaftsjuniorinnen einen Samstagnachmittag damit, den Wohnwagen komplett abzuschleifen und neu mit weißer Farbe zu grundieren. „Die Wirtschaftsjunioren haben aber nicht nur ihre Arbeitszeit und sämtliche Materialien für diese Grundierungsarbeiten gespendet. Sie haben uns auch die bunten Farben geschenkt, mit denen die Kinder bald ihren Wohnwagen wieder nach Herzenslust bemalen können“, freut sich Ostermann über das große Engagement.
In den nächsten Wochen stehen nun die Innen- und Verschönerungsarbeiten an. Hier haben sich Christiane Ostermann und die Johanniter viele Gedanken gemacht, wie sie den Spielwohnwagen nicht nur wiederherstellen, sondern sogar noch schöner machen können. Die zerstörte Kinderküche wird ersetzt. Zusätzlich entsteht im hinteren Bereich des Wohnwagens ein Piratenschiff mit Steuerrad. „Dieser Bereich wir mit Schatzkarte und Kompass verziert und lädt so alle Piraten ein, auf Beutezug zu gehen“, so Ostermann. Ebenfalls soll zusätzlich in einem weiteren Spielbereich ein Eiswagen entstehen. Durch ein aufklappbares Fenster, mit einer Kasse und einer Ablage für die Waffelhörnchen können die Kinder hier „Eis“ verkaufen. Bei diesen Arbeiten bekommen die Kinder Unterstützung von einer Erzieherklasse des Kolping Berufskollegs in Detmold und des Berufskollegs Brakel.
Christiane Ostermann und auch Dagmar Schulz, Rektorin der Grundschule Rischenau, sind von der großen Hilfsbereitschaft immer noch tief bewegt: „Die völlig grundlose und unprovozierte Zerstörung hat uns alle schockiert. Und das Vertrauen der Kinder darauf, dass unsere Offene Ganztagsschule stets ein sicherer Ort ist, an dem sie beschützt sind und sich frei entfalten können, ist stark erschüttert worden.“ Umso wichtiger sei es, dass die Kinder nun erleben, wie fremde Menschen sich für sie einsetzen und wie viel gemeinsam erreicht werden kann. „Wir danken von Herzen allen Helfern, die mit angepackt haben, und auch den Menschen, die Geld für Materialien gespendet haben“, sagt die OGS-Leiterin.