Großer Andrang im kleinen Dorf
Rund 60 Interessierte beim Tag der offenen Tür in der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Georgsfeld
Eigentlich geht es nur um 30 Personen. Geflüchtete, die nach Deutschland gekommen sind und hier Schutz suchen. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Geflohen vor Krieg, brutaler Bandenkriminalität, Hunger, Folter und Verfolgung. Sie sollen jetzt Aufnahme finden in Georgsfeld im Landkreis Aurich. In einer Gemeinschaftsunterkunft, betrieben vom Ortsverband Aurich der Johanniter-Unfall-Hilfe. Bei einem Tag der offenen Tür waren alle Anwohnenden eingeladen, die Einrichtung zu besichtigen und Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Schnell wurde klar: nicht jeder heißt die Schutzsuchenden willkommen. Rund 60 Anwohnende waren gekommen. Eine Handvoll machte ihren Ärger über die neue Einrichtung deutlich Luft. Befürchtet werden ein Anstieg von Kriminalität und Gewalttaten, ein „Herumlungern“ auf der Straße. Viele Argumente sind bekannt aus rechten sozialen Medien. „Wir wollen die Menschen, die hierher kommen, in die Gesellschaft aufnehmen und in Arbeit bringen“, betont Dr. Frank Puchert, Erster Kreisrat des Landkreises Aurich. „Vielleicht ist unter ihnen der Mann, der zukünftig die Siegtore für die Sportvereinigung Aurich erzielt oder Sie später als Arzt behandelt.“
Tatsächlich war die Stimmung in den persönlichen Gesprächen im Anschluss an die Begrüßung deutlich entspannter. Zahlreiche Georgsfelder erkundigten sich nach Beteiligungsmöglichkeiten an den Freizeitaktivitäten. Eine Frau bot Bücher zum Deutschlernen an, ein Mann will ein Willkommensfrühstück organisieren. „Wir Georgsfelder haben uns in der Vergangenheit als weltoffenes Dorf gezeigt, dass Neuankömmlinge freudig begrüßt“, betonte Ortsbürgermeisterin Gerda Küsel (SPD). „Das soll auch für die jetzt Ankommenden gelten.“ Die meisten Anwohnende spendeten dafür Applaus. „Ich verstehe die Bedenken der Menschen durchaus“, erklärte Dienststellenleiterin Helene Frieden im Anschluss. „Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, ihre Sorgen vollständig auszuräumen.“
Insgesamt stehen in den Zimmern einer ehemaligen Unterkunft für Menschen mit Einschränkungen 38 Betten, die aber nicht alle belegt werden. Bis zu 30 Geflüchtete werden in der GUK Georgsfeld unterkommen. Alle sind bereits länger in Deutschland und wohnen zurzeit noch in der GUK Aurich in der ehemaligen Blücherkaserne. „Wir kennen jeden einzelnen, der hierher kommt“, sagte Markus Weber, Leiter der GUK Aurich. Mitte Dezember kommen die ersten an, der genaue Termin steht noch nicht fest. Die zukünftigen Bewohnenden haben einen hohen Selbstständigkeitsgrad. Die Johanniter werden an sieben Tagen in der Woche zwischen drei und fünf Stunden am Tag vor Ort sein. Georgsfeld ist seit 1972 Stadtteil der Stadt Aurich, aber trotzdem ländlich gelegen. Auf rund 6,5 Quadratkilometer wohnen etwa 550 Menschen. Die meisten kennen sich untereinander, das Dorfleben ist intakt.