Fachtag Flucht und Migration: "Asylrecht ist die Basis unserer Arbeit"
Als Betreiberin von Unterkünften für Geflüchtete ist die Johanniter-Unfall-Hilfe von der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatte über Migration, Asyl und Integration direkt betroffen.
Unverständnis, Abneigung und Rassismus schlagen sich auch im Lebensalltag von Mitarbeitenden und Bewohnenden nieder. Ein erster interner Fachtag „Flucht und Migration“ vergangene Woche und der Besuch von Landesvorstand Uwe Beyes wurden für grundsätzlichen Austausch und eine klare Positionierung genutzt.
„Wir befinden uns in einer herausfordernden Zeit und einer negativ getriebenen Debatte. Das hat Auswirkungen auf die Sichtweisen von Flucht, Migration und Integration“, beschrieb Uwe Beyes, Mitglied im Landesvorstand der Johanniter Niedersachsen/Bremen die momentanen Strömungen. „Dabei dürfen wir keinesfalls vergessen, wie häufig und bei wie vielen Menschen die Integration gut gelingt.“ Die Grundpfeiler der Johanniter als Hilfsorganisation standen für ihn keinesfalls zur Debatte: „Wir leisten humanitäre Hilfe für alle Schutzsuchenden, wenn es die Notwendigkeit gibt. Das Asylrecht ist ein Menschenrecht und damit die Basis für unsere Arbeit als Hilfsorganisation.“
Auch für die rund 30 Teilnehmenden des Fachtags im Johanniterhaus Wennigsen und vorwiegend aus den Bereichen Einrichtungsleitung und Sozialarbeit standen diese Grundsätze nicht zur Diskussion. Vielmehr plädierten alle Beteiligten dafür, die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit zu stärken. Helene Frieden, Leiterin der Stabsstelle Integration im Regionalverband Weser-Ems und Dienststellenleiterin des Ortsverbands Aurich, fasste zusammen: „Unsere Mitarbeitenden sind zunehmenden Belastungen ausgesetzt. Unstimmigkeiten kann es sowohl im Team als auch unter den Geflüchteten und zwischen allen Beteiligten geben. Darüber hinaus werden wir am Arbeitsplatz verstärkt mit Rassismus aus allen Spektren oder durch Anfeindungen aus der Nachbarschaft konfrontiert. Daher bedarf es umfassender Schutzkonzepte, die sicherstellen, dass sich unsere Kolleginnen und Kollegen in der Unterkunft geschützt fühlen und sich an klare, verlässliche Leitlinien halten können. Sinnvoll sind zudem weitere Fortbildungsangebote für Prävention und Deeskalation, aber auch für die Betreuung traumatisierter Menschen.“
Zusammen mit Durdane Erseker, Fachbereich Integration und Organisationsentwicklung des Landesverbands, hatte Frieden den Fachtag initiiert. Herausarbeiten konnten die Teilnehmenden ihre Positionen, Erfahrungen und Forderungen innerhalb der angebotenen Workshops mit dem Fokus Rassismus und Resilienz. Präsentiert wurden darüber hinaus best-practice-Projekte verschiedener Einrichtungen: Die Durchführung von Sprachkursen durch die Mitarbeitenden einer Unterkunft oder eine traumapädagogische Begleitung für Geflüchtete waren ebenso ein Beispiel für gelungene Integration wie die Fahrradwerkstatt, in der sich Geflüchtete engagieren. Schon vor einigen Jahren wurde zudem ein ehemaliger Bewohner bei der Ausbildung zum Rettungssanitäter begleitet und ist seitdem bei der JUH tätig. Eine junge Frau absolvierte die Ausbildung zur ersten Parkettverlegerin Niedersachsens und eine Jugendliche konnte das beste Abitur ihres Jahrgangs vorweisen.
„Wir sind in der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden und den Menschen, die bei uns Schutz suchen und nicht selten traumatisiert sind“, unterstrich Uwe Beyes. „Daher sind ausreichend Mittel nötig, um diese Arbeit verlässlich leisten zu können. Integration ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die nur mit bürgerschaftlichem Engagement, der Unterstützung von Auftraggebern und der öffentlichen Hand gelingen kann. Letztendlich tragen all diese Menschen durch ihre Integration nicht nur zu unserem gesellschaftlichen Leben, sondern auch erheblich zu unserer Volkswirtschaft bei.“