24.02.2025 | Johanniter-Kinderhaus "Weltentdecker" in Kötz

Erzähl-ein-Märchen-Tag

Märchen verbinden Generationen

Märchen sind nicht nur etwas für Kinder. Sie begleiten uns durch das Leben und vermitteln Werte, die Generationen überdauern. Zum „Erzähl-ein-Märchen-Tag“ am 26. Februar 2025 laden die Johanniter in Bayerisch Schwaben dazu ein, sich an das Erzählen und Vorlesen von Märchen zu erinnern und deren wichtige Bedeutung für junge und ältere Menschen zu schätzen.

In den Kindergärten der Johanniter, zum Beispiel bei den „Wurzelzwergen“ in Kötz, stehen Märchen regelmäßig auf dem Programm. „Märchen sind für Kinder von enormer Bedeutung. Sie fördern nicht nur das Sprachgefühl und die Gedächtnisleistung, sondern sie lassen Kinder auch tief in ihre Fantasie eintauchen“, erklärt Karina Ullmann, Leiterin der „Wurzelzwerge“. „Dabei erleben die Kinder die Emotionen und Herausforderungen der Protagonisten und finden oft Parallelen zu ihrem eigenen Leben. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und ihre sozialen Kompetenzen.“ In den Johanniter-Kindergärten gehören Märchen zu einem festen Bestandteil des Alltags, sei es beim Vorlesen oder beim eigenen Erzählen.

Doch Märchen sind nicht nur für die Kleinsten wichtig. Auch in den Tagespflegen und den stationären Einrichtungen der Johanniter haben Märchen einen festen Platz. Besonders in der Arbeit mit älteren Menschen, darunter auch Demenzkranke, zeigen Märchen eine besondere Wirkung. „Märchen wecken Erinnerungen, schaffen emotionale Verbindungen und lassen unsere Senioren für einen Moment in eine andere, vertraute Welt eintauchen“, sagt Kathrin Sieve, Leitung der Tagespflege in Gersthofen. „Es ist faszinierend zu sehen, wie durch das Erzählen von Märchen die Gesichter der Senioren erstrahlen und oft ein Lächeln auf ihren Lippen erscheint.“

Die positive Wirkung von Märchen zeigt sich besonders bei Menschen mit Demenz. „Märchen sind ein wunderbares Mittel, um in die Welt der Erinnerungen einzutauchen und die Gäste in einen Moment des Wohlbefindens zu versetzen“, weiß Kathrin Sieve aus Erfahrung. Auch Karina Ullmann hebt hervor, wie sehr diese Erzähltradition das Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen und Werte fördert. „Das Märchen ist ein Fenster zur Seele. Es verbindet uns nicht nur als Zuhörer und Erzähler, sondern als Menschen über Generationen hinweg“, so Ullmann.

Ein besonderes Highlight sind die regelmäßigen Besuche einer „Vorleseoma“ bei den Wurzelzwergen, die den Kindern Märchen und Geschichten vorliest. Die Begegnung von Kindern und Senioren, die dabei ihre Geschichten teilen, sorgt für tiefe, emotionale Erlebnisse auf beiden Seiten.

„In einer zunehmend digitalisierten Welt dürfen wir die Macht der Märchen nicht unterschätzen“, betont Ullmann. „Märchen helfen uns, Werte wie Liebe, Mut, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu vermitteln und bieten einen sicheren Raum für Fantasie und kreatives Denken.“

Warum Märchen auch zu Hause wichtig sind:

Märchen sind nicht nur in der Institution von Bedeutung, sondern auch im häuslichen Umfeld können sie eine wertvolle Rolle spielen. Eltern und Angehörige sind eingeladen, das Erzählen und Vorlesen von Märchen als regelmäßiges Ritual in den Alltag zu integrieren. „Es geht nicht nur um das Vorlesen der Geschichten, sondern auch um die Schaffung eines sicheren, liebevollen Rahmens, in dem Kinder und Erwachsene gleichermaßen in die Märchenwelt eintauchen können“, so Karina Ullmann.

  1. Märchen als Ritual:
    Ein festes Märchenritual am Abend – sei es beim Einschlafen oder vor dem Mittagsschlaf – kann den Kindern ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Märchen bieten Struktur und Regelmäßigkeit, was besonders in der heutigen, oft hektischen Welt von großer Bedeutung ist. Durch dieses Ritual können Kinder entspannen, zur Ruhe kommen.
  2. Märchen fördern Fantasie und Kreativität:
    Die fantasievollen Geschichten regen die Vorstellungskraft an und öffnen die Tür zu neuen Welten. Kinder können sich die Magie, die Feen, die Zauberer und die Drachen lebhaft vorstellen. Diese kreative Auseinandersetzung mit Märchen fördert nicht nur die Fantasie, sondern auch die Problemlösungsfähigkeit der Kinder. Sie lernen, dass selbst in den größten Herausforderungen ein Ausweg zu finden ist – ein wertvolles Konzept für das Leben.
  3. Vermittlung von Werten:
    Märchen sind in ihrer Essenz Geschichten über Gut und Böse, Mut und Furcht, Ehrlichkeit und Täuschung. Sie bieten die Gelegenheit, mit Kindern über wichtige Werte zu sprechen und ihnen auf eine zugängliche Weise ethische Lektionen zu vermitteln. „Ein Märchen erzählt mehr als nur eine Geschichte. Es hilft, grundlegende Werte wie Mut, Vertrauen und Fairness zu stärken“, erklärt Ullmann.
  4. Märchen als Erinnerung für Senioren:
    Auch für ältere Menschen sind Märchen eine wertvolle Ressource, um Erinnerungen und Emotionen zu wecken. In den Johanniter-Tagespflegen haben die Senioren bei der Auseinandersetzung mit Märchen oft das Gefühl, wieder ein Stück Kindheit oder bekannte Erinnerungen zurückzuerhalten. Angehörige können ebenfalls Märchen vorlesen oder gemeinsam anschauen, um so alte Erinnerungen zu aktivieren und den Kontakt zu pflegen.
  5. Gemeinsame Erlebnisse schaffen:
    Märchen sind eine wunderbare Gelegenheit, um gemeinsame Zeit zu verbringen. Eltern können die Geschichten nicht nur vorlesen, sondern sie auch selbst erfinden, was eine kreative und individuelle Note in das Vorlesen bringt. Auch hier können Kinder in die Gestaltung von Märchen eingebunden werden, indem sie aktiv in den Erzählprozess mit einbezogen werden, etwa indem sie das Ende der Geschichte selbst bestimmen oder Figuren erfinden.
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  7. Fazit:

Märchen sind zeitlos und generationenübergreifend. Sie fördern die Sprachentwicklung, vermitteln Werte und bieten gleichzeitig einen wichtigen emotionalen Rückzugsort. Ob in den Kindergärten der Johanniter, in den Tagespflegen oder zu Hause – Märchen sind ein wertvolles Instrument, um zu verbinden, zu trösten und zu inspirieren. Indem Märchen erzählt und vorgelesen werden, schaffen wir eine Brücke zwischen den Generationen und geben den älteren wie den jüngeren Generationen die Chance, sich in der Fantasie zu begegnen und voneinander zu lernen.