Ein Gewinn für alle Seiten
Die selbstbestimmte Pflege-Wohngemeinschaft in Didderse ist jetzt fünf Jahre alt. Seit einem Jahr betreuen die Johanniter die Bewohnerinnen und Bewohner. Mit einem Familienfest und einer Darbietung einer Musikgruppe wurde der Tag begangen.
Vor jetzt fünf Jahren entstand aus einer privaten Initiative eine selbstbestimmte Pflege-Wohngemeinschaft (WG) in Didderse, Samtgemeinde Papenteich (Landkreis Gifhorn). Das Ehepaar Jolanta und Matthias Lakota beschloss vor 2019 in die Zukunft älterer Menschen zu investieren. Sie kauften zwei Grundstücke und errichteten ein modernes, von vornherein als WG geplantes Gebäude: Ein Zuhause für Pflegebedürftige, die nicht mehr in der eigenen Wohnung leben können. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind Mieter/-innen ihrer Zimmer, die mit eigenen Bädern kleinen Apartments gleichen. Sie beziehungsweise ihre Angehörigen wählen selbstbestimmt ihren zuständigen Pflegedienst, der die Rund-um-die-Uhr-Betreuung sicherstellt. Seit gut einem Jahr ist dies der ambulante Pflegedienst der Johanniter aus Celle.
Zur Geburtstagsfeier jetzt im Juli erschienen neben den zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern deren Angehörige und Familien sowie Freunde des Hauses. Es herrschte von Anfang an eine überaus fröhliche und gelöste Stimmung. Alle freuten sich auf die besonderen Gäste: „Klang und Leben“ aus Hannover. Ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit Schlagern Menschen mit Demenz Freude und ein Wohlgefühl zu bereiten.
Ursprünglich mitbegründet von Rainer Schumann, dem Drummer der legendären Band „Fury in the Slaughterhouse“ ist der Verein in ganz Deutschland unterwegs und bietet demenziell erkrankten Menschen eine musikalische Zeitreise. An diesem Nachmittag in Didderse widmeten sich Sänger Oliver Perau, Gründer der Rockband Terry Hoax und als swingender Juliano Rossi bekannt, Karsten Kniep am Schlagzeug und Andreas Meyer, E-Piano, altbekannten Schlagern – von Rudi Schuricke, Udo Jürgens, Bill Ramsay, über Conny Froboess und Peggy March bis zu Heinz Erhardt, Trude Herr und Hans Albers. Ob nun die rote Sonne Capris, das Einpacken der Badehose oder die Ablehnung von Schokolade zugunsten eines Mannes besungen wurde - die zugewandte Art Peraus stellte den Kontakt zum Publikum sofort her und die Melodien taten ihr Übriges. Es wurde gelacht, geschunkelt und mitgesungen.
Es herrscht in dieser WG eine überaus herzliche Atmosphäre und ein wunderschönes Miteinander. Jolanta Lakota, die Teamleiterin der Johanniter vor Ort ist, führt das Haus zusammen mit ihren Kolleginnen mit Sachverstand und sehr viel Hingabe und Wärme. Das ist in jedem Winkel der WG zu spüren und stellt einen Gewinn für alle Seiten dar.
Diese Wohngemeinschaft sei ein “Sechser im Lotto“, sagt auch Angelika Hoppe und ihre Mutter Anni Mundil (90 Jahre) lächelt zustimmend dazu. Die Familie kommt aus dem nahen Leiferde, kann also die Mutter und Großmutter immer besuchen, weiß sie aber auch rund um die Uhr gut versorgt und aufgehoben. So geht es vielen, die dieses Wohnkonzept für sich und ihre Angehörigen entdeckt haben. „Wir können uns glücklich schätzen, diese WG betreuen zu dürfen“, sagt Christian Faßmann-Heins, Bereichsleiter Soziale Dienste im Regionalverband Harz-Heide der Johanniter. „Das Leben in einer Wohngemeinschaft ist eine gute Alternative für Menschen, die zwar nicht mehr allein in einer Wohnung zurechtkommen, die aber ein Heim für sich ausschließen.“ Diese kleineren Wohneinheiten im städtischen wie auch ländlichen Raum bieten zudem auch die Chance im angestammten Umfeld zu verbleiben.
Nachdem die letzten Töne der Musiker verklungen waren, schwelgten alle in Erinnerungen und freuten sich zum Ausklang des Festes auf Leckeres vom Grill. Ein wunderschönes Fest mit gutgelaunten und fröhlichen Menschen. So kann Alter auch aussehen: gemeinsam mit anderen Menschen und ihren Lieben in der Nähe!