Digitales Versorgungskonzept für Krebspatienten
Bislang müssen Krebspatientinnen und -patienten zahlreiche und zum Teil zeitintensive Wege zur Therapieüberwachung auf sich nehmen. Das könnte sich in Bonn und Umgebung schon bald ändern.
Die Johanniter-Kliniken Bonn arbeiten derzeit gemeinsam mit renommierten Partnern aus dem digitalen Gesundheitswesen, Luscii Healthtech B. V. und DoctorBox, an einem innovativen Digital-Projekt zur Fernbetreuung von hämatologischen und onkologischen Patientinnen und Patienten. Basierend auf einem sogenannten Remote-Monitoring werden dabei relevante Gesundheitsdaten im Patientenumfeld erhoben, digital übermittelt und aus der Ferne überwacht. Ziel ist es, insbesondere im ländlichen Raum, eine intensive, wohnortnahe Betreuung bei gleichzeitiger Entlastung des medizinischen Fachpersonals sicherzustellen.
Kontinuierliche Fernüberwachung
Grundlage des hämatoonkologischen Versorgungskonzeptes ist eine von Luscii Healthtech B. V. entwickelte Telemonitoring-Plattform. Über diese erfassen Patientinnen und Patienten begleitend zu ihrer laufenden Systemtherapie relevante Gesundheitsparameter – bequem im eigenen häuslichen Umfeld. Die übermittelten Daten umfassen dabei selbstständig gemessene Vitalparameter, wie Körpertemperatur oder Blutdruck, sowie Angaben zum aktuellen Befinden, mögliche Symptome oder Nebenwirkungen der Therapie. Direkt nach Eingabe werden die Daten auf deren medizinische Relevanz geprüft und an das behandelnde Fachpersonal übermittelt.
Auch die Erfassung der Blutwerte wird zukünftig wohnortnah erfolgen. Hierzu vereinbaren Patientinnen und Patienten über die App DoctorBox ein- bis zweimal pro Woche Termine in einer lokalen Apotheke. Nach entsprechender Auswertung im Labor erhalten sowohl die Patientinnen und Patienten als auch das Behandlungsteam der Johanniter die Ergebnisse auf digitalem Weg.
Reduzierung stationärer Aufenthalte
Über entsprechende Schnittstellen sowohl zur Luscii- Plattform als auch zur DoctorBox-Software kann das Team des Onkologischen Zentrums der Johanniter-Kliniken Bonn direkt auf entsprechende Warnmeldungen, sogenannte Alerts, individuell reagieren. Unterschieden werden dabei mehrere Schweregrade, sodass hochrelevante Patienten-Meldungen entsprechend priorisiert beantwortet werden. Die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten erfolgt ebenfalls digital – über (automatische) Benachrichtigungen, Chats oder Videoanrufe.
Die innovative Versorgungslösung soll perspektivisch die notwendigen Vor-Ort-Termine für Patientinnen und Patienten reduzieren und die jeweiligen Verhandlungsergebnisse verbessern, während die Reduzierung stationärer Aufenthalte bzw. deren verkürzte Dauer zudem auf die Entlastung des medizinischen Fachpersonals abzielt.
„In klinischen Studien, in denen Telemonitoring begleitend zur Systemtherapie eingesetzt wurde, konnten zentrale Mehrwerte im Vergleich zur jeweiligen Standardversorgung nachgewiesen werden”, erläutert Prof. Dr. Yon-Dschun Ko, Ärztlicher Direktor der Johanniter-Kliniken Bonn sowie Leiter des Onkologischen Zentrums Bonn/Rhein-Sieg, die Motivation für das Projekt. „Auf dieser Evidenz wollen wir aufbauen und die onkologische Therapie verbessern.”