03.12.2024 | Regionalverband Bayerisch Schwaben

Die Herausforderung der Rollenveränderung

Demenz und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern

Frau mit Hausnotruf-Armband

Für viele Angehörige von Menschen mit Demenz, insbesondere Kinder, ist es eine der größten Herausforderungen, die Veränderung der Beziehung zu ihren Eltern zu akzeptieren. Während in der Vergangenheit die Eltern die tragende Rolle im Familiengefüge gespielt haben, übernehmen nun oft die Kinder die Verantwortung. Diese Rollenverschiebung bringt nicht nur organisatorische, sondern auch emotionale Belastungen mit sich.

Häufig entsteht das Gefühl, in zwei Welten zu leben: einerseits in der eigenen Welt mit Beruf, Familie und alltäglichen Verpflichtungen, andererseits in der Welt der Pflege, die nicht nur Zeit und Geduld, sondern auch eine hohe emotionale Flexibilität erfordert. „Es ist wichtig, nicht nur die körperlichen Herausforderungen dieser Rolle zu meistern, sondern auch die emotionale Umstellung bewusst anzunehmen“, betont Claudia Birke, Leiterin der Johanniter-Tagespflege in Fischen.

Schmerz, Akzeptanz und die Chance auf schöne Momente

Der Wandel in der Beziehung kann schmerzhaft sein. „Es kann sehr schwerfallen, zu sehen, wie ein geliebter Mensch sich verändert“, erklärt Birke. „Doch gerade die Akzeptanz dieser Veränderungen ist der Schlüssel, um die Pflege nicht nur als Belastung, sondern auch als Chance für schöne Momente zu erleben.“ Die Fähigkeit, den neuen Alltag mit Empathie und Gelassenheit zu gestalten, hilft sowohl den Angehörigen als auch den Betroffenen selbst.

Besonders wichtig ist der Umgang mit prekären oder unangenehmen Situationen, die im Alltag unvermeidlich sind. Wenn beispielsweise das Essen vergessen wird oder ein unangemessenes Verhalten auftritt, ist es hilfreich, dies nicht persönlich zu nehmen. Statt Ärger oder Frustration zu zeigen, hilft Nachsicht, den Moment zu entschärfen. Auch Humor kann eine kraftvolle Ressource sein, um schwierige Situationen aufzulockern und den Alltag erträglicher zu machen. Ein Beispiel aus dem Alltag könnte eine Situation sein, in der ein demenziell erkrankter Elternteil sich wiederholt nach dem gleichen Thema erkundigt. Anstatt dies als störend zu empfinden, kann es helfen, geduldig zu antworten und die Antwort freundlich zu wiederholen, da das ständige Wiederholen von Fragen oft eine Manifestation der Unsicherheit und des Bedürfnisses nach Bestätigung ist.

Den Blick auf das Positive lenken

Gleichzeitig ist es entscheidend, die schönen Seiten der veränderten Beziehung zu sehen. Trotz aller Einschränkungen, die die Demenz mit sich bringt, gibt es viele Möglichkeiten, Nähe und Verbundenheit zu schaffen. Claudia Birke rät: „Auch, wenn ein demenziell erkrankter Elternteil vielleicht nicht mehr so reagiert wie früher, können gemeinsame Aktivitäten wie das Singen von Liedern, das Anschauen alter Fotos oder einfache Handarbeiten wunderbare Momente der Verbundenheit schaffen.“

Statt den Fokus nur auf das zu legen, was der Erkrankte nicht mehr kann, sollten Angehörige versuchen, das zu fördern, was noch möglich ist. Menschen mit Demenz verstehen oft keine komplexen Zusammenhänge mehr, nehmen jedoch Stimmungen und Emotionen sehr bewusst wahr. Positive Erlebnisse, eine liebevolle Geste oder ein ruhiger Moment voller Harmonie hinterlassen oft tiefere Spuren, als man denkt. Ein einfaches Beispiel ist, wenn ein demenziell erkrankter Elternteil sich noch an die Melodie eines alten Weihnachtsliedes erinnert und gemeinsam mit den Kindern oder Enkelkindern singen kann. Diese Momente des Zusammenseins sind von unschätzbarem Wert, da sie nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für die pflegenden Angehörigen eine emotionale Erleichterung bringen.

Praktische Tipps für den Alltag

Schaffen Sie Routinen: Vertraute Abläufe geben Sicherheit und erleichtern den Alltag. Dies ist besonders wichtig, da Routinen demenziell Erkrankten helfen, sich in ihrer Umgebung besser zurechtzufinden. Bewahren Sie Ruhe: Hektik und Stress übertragen sich leicht auf demenziell Erkrankte. Eine ruhige Atmosphäre kann helfen, Unruhe zu vermeiden. Lassen Sie Freiräume: Kleine Erfolgserlebnisse, wie einfache Aufgaben im Haushalt oder das Falten von Handtüchern, fördern das Selbstbewusstsein und geben den Betroffenen ein Gefühl der Selbstständigkeit.

Nutzen Sie Unterstützung: Tagespflege oder ambulante Pflegedienste entlasten und schaffen Freiraum für die Familie. Die Johanniter-Tagespflegen in Bayerisch Schwaben bieten gezielte Programme, die auf die Bedürfnisse von Demenzkranken eingehen und so den Angehörigen wertvolle Auszeiten verschaffen.

Schätzen Sie die kleinen Momente: Ein Lächeln, ein gemeinsames Lied oder ein einfacher Spaziergang können wertvolle Erinnerungen schaffen und eine tiefere emotionale Verbindung fördern. Auch bei Demenz können kleine, liebevolle Gesten viel bewirken. Die Beziehung zu einem demenziell erkrankten Angehörigen mag sich verändern, aber sie muss nicht weniger bedeutsam werden. Mit Empathie, Akzeptanz und der richtigen Unterstützung kann die Pflege auch eine Chance sein, besondere und schöne Momente zu erleben, die in Erinnerung bleiben.

Die Johanniter-Tagespflegen in Bayerisch Schwaben bieten Angehörigen dabei wichtige Entlastung und den Erkrankten eine Atmosphäre, in der sie sich sicher und geborgen fühlen können. Die Unterstützung durch Tagespflege gibt nicht nur den Angehörigen die Möglichkeit, ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, sondern auch den Betroffenen eine regelmäßige, professionelle Betreuung zu bieten.

Mehr Informationen unter www.johanniter.de/bayerisch-schwaben


Leistungen der Johanniter in Bayerisch Schwaben im Bereich Pflege, Soziales und Wohnen

Die Johanniter in Bayerisch Schwaben bieten eine Vielzahl von Pflege- und Betreuungsdiensten, die sowohl pflegende Angehörige entlasten als auch pflegebedürftige Menschen bestmöglich unterstützen. Neben den Tagespflegen in Donauwörth, Gersthofen, Bobingen, Königsbrunn, Mering und Fisch im Allgäu, bieten die Johanniter auch ambulante Pflegedienste in Augsburg, Gersthofen, Königsbrunn, Neu-Ulm und Sonthofen an. Für eine betreute Wohnform steht das „Johanniter-Quartier“ in Gersthofen zur Verfügung, während die stationäre Pflegeeinrichtung in Mering rund um die Uhr Betreuung bietet. 
Ergänzt wird das Angebot durch den Johanniter-Hausnotruf, der pflegebedürftigen Menschen mehr Sicherheit im Alltag ermöglicht. Weitere Informationen zu unseren Angeboten finden Sie unter www.johanniter.de/bayerisch-schwaben .