Das schnellste Pferd bleibt im Stall
Motorradstaffeln der Johanniter in Südniedersachsen halten sich in Bereitschaft
Sie scharren schon mit den Reifen auf den Asphalt: die Fahrer der Motorradstaffeln Hildesheim und Northeim der Johanniter-Unfall-Hilfe. Normalerweise starten sie Ende März in die Saison, und sind auf der Autobahn A7 vom Hannover Kreuz Ost bis zur Landesgrenze nach Hessen und der A38 bis zum Heidkopftunnel unterwegs um für zusätzliche Sicherheit zu sorgen. Aber normal ist in diesen Tagen gar nichts, auch nicht der Einsatzauftrag der Männer um die Staffelleiter Andreas Beckmann und Bernd Schwerdtfeger: „Unsere Aufgabe besteht normalerweise darin, die Verkehrslage zu beobachten, bei Staus die Wartenden zu informieren, Rettungsgasse zu schaffen und im Ernstfall als First Responder Hilfe zu leisten.“
Außer bei den konkreten Hilfeleistungen bestehe keine Ansteckungsgefahr. Die Fahrer sitzen alleine auf den insgesamt je zwei Einsatzmotorrädern pro Staffel und haben nur wenig Kontakt zu anderen Personen. Einzig die üblichen Briefings bei der Autobahnpolizei sollten per Telefon erfolgen statt im persönlichen Gespräch.
Doch vor dem Hintergrund der so genannten Coronakrise ändert sich auch der Auftrag. „Die Motorradstaffeln sind unser schnellstes Pferd im Stall“, betont Regionalbereitschaftsführer Marc Küchemann. „Wir brauchen sie dringend, falls der Katastrophenfall ausgerufen werden sollte.“ Dafür gibt es zwar zurzeit keine Anzeichen, aber angesichts des einsatztaktischen Wertes der Retter auf zwei Rädern möchte Küchemann kein Risiko eingehen. Niemand kann so schnell auch in unwegsamen Gelände oder bei versperrten Straßen an einen Notfallort kommen. Beckmann und Schwerdtfeger wären gerne rausgefahren. „Zwar gibt es nicht so viele PKWs, aber es sind auch jetzt viele Menschen auf den Autobahnen unterwegs, Lastwagenfahrer zum Beispiel." Außerdem wird die A7 zwischen Hildesheimer Börde und Salzgitter-Dreieck und zwischen Seesen und Nörten-Hardenberg zurzeit 6-spurig ausgebaut und es bestehen lange Baustellen. Deshalb halten sich die Mitglieder der Hildesheimer und Northeimer Johanniter-Motorradstaffeln bereit. „Die Jungs sind heiß“, sagen Beckmann und Schwerdtfeger und versprechen: „Wenn morgen die Freigabe kommt, sind wir auf der Bahn.“
Die Motorradstaffeln der Ortsverbände Hildesheim und Northeim der Johanniter-Unfall-Hilfe sind rein ehrenamtlich und überwiegend spendenfinanziert. Ihre Einsätze sind für alle Beteiligten kostenlos, sowohl für die anfordernde Polizei als auch für die betroffenen Autofahrer. Sie bestehen aus bis zu 18 Mitgliedern, die auf den je zwei Maschinen pro Staffel in der Saison von März bis Oktober rund 20.000 Kilometer zurücklegen und dabei jeweils bis zu 90 Einsätze als Erstversorger in Notfällen haben. Zudem werden sie im Bevölkerungsschutz eingesetzt, etwa bei Bombenräumungen, Unfallabsicherungen, der Bildung von Rettungsgassen und anderen Notlagen. In der aktuellen Situation sind die Johanniter ganz besonders auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Viele ehrenamtliche Helfer sind für die Menschen im Einsatz und engagieren sich wie die Motorradstaffel freiwillig und unentgeltlich.
In der aktuellen Situation sind die Johanniter auf finanzielle Unterstützung angewiesen − insbesondere zur Sicherstellung der zahlreichen ehrenamtlichen Leistungen. Viele ehrenamtliche Helfer sind für die Menschen im Einsatz – freiwillig und unentgeltlich, auch unsere Rettungshundestaffel. Über die Internetseite www.johanniter.de/coronaspende-nb kann direkt online gespendet werden.