Ältere Menschen aus der Einsamkeit holen
Die Ehrenamtlichen vom Johanniter-Besuchsdienst im setzen sich dafür ein, ältere und einsame Menschen aus der Isolation zu holen und wieder in der Gesellschaft zu integrieren.
Aus der Distanz winkende Kinder und Enkel, Einkaufstüten, die fürsorgliche Nachbarn oder Studenten vor die Wohnungstür gestellt haben und die gut gemeinte Warnung, man solle am besten zu Hause bleiben und sich "bloß nicht in Gefahr bringen". Einem Großteil der Bevölkerung dürften diese Szenen bekannt vorkommen: Sie sind über 65 und zählen damit zur sogenannten "Risikogruppe". Im Falle einer Corona-Erkrankung gelten sie als besonders gefährdet. Eine andere Entwicklung rückt in Zeiten von Corona schnell in den Hintergrund: Die zunehmende Vereinsamung alter Menschen in unserer Gesellschaft, ein Trend, der sich in Zeiten von Corona verschärft.
Sozialer Austausch, gute Gespräche und gemeinsame Aktivitäten
Es geht um gute Gespräche, soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten: Mit dem Besuchsdienst macht sich die Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Münsterland/Soest seit rund zehn Jahren stark gegen Einsamkeit im Alter, ein zunehmendes Problem in Deutschland, das sich gerade in Corona-Zeiten verschärfen kann. Die ehrenamtlichen Johanniter-Mitarbeitenden stehen deshalb auch während des Lockdown in stetigem Austausch mit den Menschen, die ihren Besuchsdienst in Anspruch nehmen. Ein an die aktuelle Situation angepasstes Besuchskonzept, das je nach Wunsch und Notwendigkeit auch auf telefonischen Kontakt ausweicht sowie die strikte Einhaltung von Hygienevorschriften schützen vor einer Ansteckung.
Kinder und Enkel fehlen
„Einsamkeit im Alter wird oft ausgelöst durch eine Erkrankung, den Tod eines Angehörigen oder durch eingeschränkte Mobilität“, sagt Monika Klau-Fischer, Koordinatorin des ehrenamtlichen Besuchsdienstes der Johanniter. Wenn Kinder und Enkel nicht in der Nähe wohnen, fehle oft ein zentraler Bezugspunkt. „Wir sind Gesprächspartner und Ansprechperson bei Problemen. Gerade jetzt während Corona ist es ganz wichtig zu reden.“ Durch regelmäßigen Kontakt zu denselben Senioren bauen die Ehrenamtlichen stabile Bindungen auf, und oft entstehen Freundschaften. „Letztlich geht es darum, ältere Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren.“
Viele Aktivitäten sind nicht möglich
Viele der gemeinsamen Aktivitäten im Repertoire des Besuchsdienstes sind während des Lockdown nicht möglich: der regelmäßige Besuch im Café zum Beispiel oder der Museumsbesuch. „Wir halten aber telefonischen Kontakt und besuchen die Menschen auch weiterhin, wenn ihre Situation das notwendig macht und sie sehr unter der sozialen Isolation leiden“, sagt Klau-Fischer. Es sei wesentlich, die Balance zu finden zwischen Corona-Schutzmaßnahmen und sozialer Teilhabe. Bei Bedarf vermittelt der Besuchsdienst den Kontakt zum Johanniter-Hausnotruf oder Pflegedienst. „Manchmal ist es auch wichtig, Familienangehörige oder einen Arzt anzusprechen.“
Soziale Teilhabe fördern - trotz Corona
Im Kampf gegen Einsamkeit im Alter stehen die Ehrenamtlichen nicht allein da: Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie sprach sich bereits im April dafür aus, Partizipation und soziale Teilhabe älterer Menschen trotz Corona zu ermöglichen, und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert mit fünf Millionen Euro seit Oktober 29 Modellprojekte, um Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.
„Rund 18 Millionen Menschen in Deutschland sind über 65“, sagt Markus Haubrich, Vorstand im Regionalverband Münsterland/Soest. „Dieser unverzichtbare Teil unserer Gesellschaft muss auch in Zeiten von Corona Versorgungsangebote wie unseren Besuchsdienst in Anspruch nehmen können, wenn die psychische oder körperliche Situation das erfordert.“ Letztlich gehe es darum, langfristig zu denken, etwa digitale Angebote für ältere Menschen zu entwickeln, selbstbestimmtes Handeln zu fördern und einen differenzierteren Blick auf das Alter zu entwickeln.