48-Stunden-Jugendübung: Johanniter, THW und Feuerwehr trainieren gemeinsam
Erstmals veranstalten Ronnenberger Jugendgruppen der Johanniter-Unfall-Hilfe (Ortsverband Deister), vom THW und der Freiwilligen Feuerwehren Weetzen und Empelde eine gemeinsame Übung rund um den Bevölkerungsschutz.
Das hat es im Calenberger Land so noch nicht gegeben: Die Kinder- und Jugendgruppen von drei großen Ronnenberger Organisationen aus dem Bereich Zivil- und Katastrophenschutz haben sich für eine 48-Stunden-Jugendübung zusammengeschlossen. 36 Nachwuchskräfte vom Ortsverband Ronnenberg des Technischen Hilfswerks (TWH), dem Ortsverband Deister der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und der Freiwilligen Feuerwehren Empelde und Weetzen trainierten am vergangenen Wochenende gemeinsam. „Wir wollen uns im Stadtgebiet noch besser vernetzen – und den Kindern und Jugendlichen zeigen, was jede Organisation so alles kann“, betonten die Übungsleiter Ben Denecke und Patrick Pomiluek vom THW. Insgesamt unterstützten 15 erwachsene Ehrenamtliche der drei Organisationen den Übungseinsatz.
Suchen, finden, retten
Bereits am Freitagabend hatten sich die Kinder und Jugendlichen „gut durchmischt“, berichtete Pomiluek erfreut, der beim THW Ausbildungsbeauftragter ist und sich zudem bei den Johannitern engagiert. Den Abend planten vier frisch ausgebildete Jugendgruppenleiter von THW- sowie Johanniter-Jugend. Das THW stellte eine eigene Küchencrew auf und Helfende aller Organisationen errichteten ein kleines Zeltlager auf dem Übungsgelände des THW in Bad Nenndorf. Drei gemischte Teams mit Kindern und Jugendlichen von 10 bis 16 Jahren absolvierten gemeinsame Stationen am Sonnabendvormittag. Ob das Anlegen von Druckverbänden, die Abläufe im Rettungswesen, die Aufgaben von Löschtrupps der Feuerwehr und Aufbau und Funktion eines THW-Gerätekraftwagens (GKW) – einsatzerfahrene Helfende jeder Organisation wiesen den Nachwuchs so praxisnah wie nur möglich in typische Aufgaben ein. Für die Mädchen und Jungen kam eine überraschende Übungsalarmierung am Samstagnachmittag: „Das Szenario war ein brennendes Haus, das teilweise eingestürzt war und in dem Personen vermisst wurden“, sagte Co-Leiter Denecke. Vier „verletzte Personen“ waren zu finden und zu retten. Der Feuerwehrnachwuchs „löschte“ die Flammen, die THW-Jugend suchte zwei Verletztendarstellerinnen – inklusive realistisch geschminkter „Wunden“ – sowie zwei Trainingspuppen und brachten sie ins Freie. Zum Einsatz kamen unter anderem ein Schleifkorb, den die Jugendlichen zuvor bei der Stationsausbildung kennengelernt hatten. Die Johanniter-Jugend baute eine Patientenablage auf und versorgte die Geretteten.
Vertrauen schaffen
Die Übung mag inszeniert sein. Dass Hilfsorganisationen wie die JUH sowie Feuerwehren und THW im Einsatzfall zusammenwirken müssen, ist üblich. Immerhin wird der Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland zu über 90 Prozent von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen. Lokale Beispiele: Die Ronnenberger Johanniter arbeiteten 2021 im vom Hochwasser betroffenen Ahrtal mit einem THW-Verband aus Sachsen-Anhalt zusammen. Das Ronnenberger THW unterstützte in diesem Jahr die Feuerwehren beim Löschen brennender Strohballen zwischen Lenthe und Northen. Ihr Teleskoplader war das perfekte Werkzeug, um die Ballen auseinander zu ziehen und damit das Löschen zu erleichtern.
Vom erfolgreichen Verlauf der 48-Stunden-Jugendübung überzeugten sich der THW-Ortsbeauftragte Patrick Lutze und der JUH-Dienststellenleiter Olav Grote. Beide besichtigten die Atemschutz-Übungsstrecke im Keller des THW-Geländes. Die Kinder durften den Hindernisparcours ohne Ausrüstung in ihrer ganz eigenen Geschwindigkeit probieren. Üblicherweise schleppen dort erwachsene Helfende manchmal bis zu 60 Kilogramm an Ausrüstung, Schutzkleidung und Atemgeräten mit – bei künstlich hohen Temperaturen, wie sie auch in brennenden Gebäuden entstehen können. „Sowas treibt den Puls hoch“, erläuterte THW-Mann Lutze. Johanniter Grote, der selbst lange im Rettungsdienst arbeitete, nickte: „Auch deshalb gibt es immer eine Bereitstellung von Rettungswagen bei Einsätzen.“ Deren Crews sind dann auch für Feuerwehrleute oder THW-Helfende da, die bei einem Einsatz selbst in Notlage geraten. Es geht bei solchen Kooperationen immer auch um Vertrauen auf das Können der anderen. „Mit einer Übung wie dieser hier wollen wir auch Vertrauen schaffen“, betonte Denecke. Die Zusammenarbeit soll weitergehen. Zunächst hat die Ronnenberger Stadtjugendfeuerwehr den Staffelstab für die Organisation einer neuen Jugendübung übernommen.