10 Jahre Unterstützung für Kinder von Strafgefangenen im Allgäu
Vater-Kind-Gruppe LaVista – ein Angebot der Johanniter und der Justizvollzugsanstalt in Kempten
LaVista, ein Angebot der Johanniter in Kooperation mit der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kempten, feiert im Januar sein zehnjähriges Bestehen. Am 21. Januar 2014 startete die erste Vater-Kind-Gruppe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kempten.
LaVista ermöglicht Kindern von Strafgefangenen zusätzliche kindgerechte Besuche bei ihren inhaftierten Vätern. Ziele sind die Aufrechterhaltung der Vater-Kind-Bindung und die Stärkung der Kinder in dieser für sie schwierigen Zeit.
Nach einem erfolgreichen Jahrzehnt kann eine positive Bilanz gezogen werden. Insgesamt wurden in dieser Zeit rund 245 Kindern und 98 Vätern gemeinsame Momente ermöglicht. Die Kinder, die unter der Abwesenheit des Vaters leiden und oft gesellschaftlicher Stigmatisierung ausgesetzt sind, erfahren durch LaVista Unterstützung. Das Angebot hilft dabei, die Belastungen für die Kinder zu mindern.
Annette Zuck-Rzymann, Sozialpädagogin bei den Johannitern und Leiterin von LaVista, betont nachdrücklich: "Es liegt mir am Herzen, den Kindern trotz der Umstände ein Stück Normalität zu schenken. Unabhängig davon, wo sich der Papa gerade aufhält oder was in der Vergangenheit geschehen ist, bleibt er immer ihr Vater. Die Entscheidung, ehrliche Erklärungen zu geben, anstatt zu verschweigen, beruht auf der Überzeugung, dass Verschweigen oft schädlicher ist.
Kinder haben häufig in ihrer Fantasie Bilder von einem Vater, der bei Wasser und Brot in einer dunklen Zelle sitzt. Diese mentalen Vorstellungen belasten sie schwer. Durch offene Gespräche, realistische Darstellungen und eigenes Überzeugen möchten wir diesen Bildern entgegenwirken. Es ist wichtig, dass die Kinder die Wirklichkeit verstehen und erfahren, dass ihr Vater trotz der Umstände für sie da ist. Die Transparenz hilft, Ängste abzubauen und schafft Raum für eine stabilere Beziehung zwischen den Kindern und ihren inhaftierten Vätern."
Zuck-Rzymann organisiert die Gruppenstunden in Absprache mit der JVA und steht den Familien auch bei haftspezifischen Problemen zur Seite. Sie hilft bei der kindgerechten Vermittlung des Themas Haft und beim Abbau von Vorurteilen.
Auch die JVA Kempten ist von der Wirksamkeit des LaVista-Angebots überzeugt. Anja Ellinger, Leiterin der JVA Kempten, betont: "Wir geben den inhaftierten Vätern die Möglichkeit, aktiv gegen die Entfremdung von ihren Kindern anzugehen. Die Übernahme von Verantwortung fördert zudem ihre Mitarbeit an der Resozialisierung. Während der Corona-Zeit war die Gruppendurchführung leider nicht möglich, und wir haben die Vorfreude der Väter auf den Neustart deutlich gespürt."
Der katholische Seelsorger der JVA, Markus Martin, arbeitet eng mit Annette Zuck-Rzmann zusammen. Er ist nicht nur Ansprechpartner für die Väter, auch außerhalb der Gruppenstunden, sondern organisiert und gestaltet die Treffen oder besondere Veranstaltungen in der Gruppe mit.
Im Schnitt finden jährlich 15 Termine statt. Die Gruppe ist auf 12 Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren und sechs Väter ausgelegt. Wenn es möglich war, wurden auch mehr Väter und Kinder betreut. Die Vater-Kind-Gruppe trifft sich alle zwei Wochen im Mehrzweckraum der JVA für zwei Stunden, die nicht von der Besuchszeit abgezogen werden.
LaVista hat sich als Hilfsangebot für Kinder von Strafgefangenen im Allgäu etabliert. Die Idee für die Vater-Kind-Gruppe entstand 2013 und wurde vom ehemaligen Regionalvorstand der Johanniter, Rüdiger Buß (†), nach Kempten gebracht. Die Suche nach Unterstützern schritt zügig voran, da es für Projekte wie LaVista keine öffentliche Förderung gibt, sondern die Finanzierung ausschließlich durch Spenden und Fördermitgliedsbeiträge erfolgt.
Simone Burk-Seitz, Vorsitzende der Kinderbrücke Allgäu e.V., die den Aufbau durch großzügige Spenden maßgeblich unterstützt hat, erklärt: "Für uns steht ganz klar das Wohl der Kinder im Vordergrund. Kinder von Strafgefangen befinden sich in einer absoluten Stresssituation. Mit der Förderung von LaVista können wir zu ihrer Stärkung und Unterstützung beitragen."
LaVista konnte auf die Hilfe zahlreicher Groß- und Kleinspender zählen. "Wir sind dankbar über alle, die dieses Projekt unterstützen. Es ist ein Projekt, das buchstäblich hinter verschlossenen Türen stattfindet und Einblicke sind nur in sehr begrenztem Rahmen möglich. Wir freuen uns daher sehr über so viele Unterstützer, denn dieses Thema ist nach wie vor in der Gesellschaft ein Tabuthema, aber für die betroffenen Kinder von großer Bedeutung," so Annette Zuck-Rzymann abschließend.
Spendenkonto LaVista: IBAN DE67 3702 0500 0004 3033 01, BIC BFSWDE33XXX (BLZ 37020500), Online-Spenden: johanniter.de/lavista-spenden