Ausschuss für die St. Johannes-Orden
Ausschuss für die St. Johannes-Orden
Der 1974 in Rom auf Malteserinitiative gegründete "Ausschuss für die St. Johannes-Orden" ist die älteste und zugleich autonome Einrichtung, in der die fünf anerkannten St. Johannes-Orden gleichberechtigt zusammen arbeiten: Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens vom Spital zu Jerusalem (Die Johanniter), der Most Venerable Order of St. John, der Johanniter Orde in Nederland, der Johanniterorden i Sverige und der katholische Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta (Malteserorden).
Nach seiner Satzung hat der Ausschuss für die St. Johannes-Orden die Aufgabe, Pseudo-St. Johannes-Orden, die Namen, Embleme und Dokumente der anerkannten St. Johannes-Orden imitieren, zu beobachten und zu erfassen. Seine Erkenntnisse stehen den Regierungen der Mitgliedsorden, staatlichen und kirchlichen Stellen, Medien und interessierten Einzelpersonen zur Verfügung. Im Laufe der Jahre ist der früher "False Orders Committee" heißende Ausschuss für die St. Johannes-Orden über den Kreis seiner Mitgliedsorden hinaus zu einer anerkannten Autorität geworden. Die Zahl privater Vereinigungen, die sich Namen oder Namensteile erloschener Ritterorden oder klangvolle ritterähnliche Namen zulegen, ist Legion. Ihre Szene ist in dauernder Bewegung. Sie suchen Beachtung und Anerkennung und werden so nicht selten zum Ärgernis für die anerkannten St. Johannes-Orden.
Die Zahl selbsternannter St. Johannes-Orden hat sich in den letzten Jahren kaum geändert, doch im Jahr 2004 sind drei neue "Falsche Orden" aufgetaucht. Sie werden jetzt sorgfältig beobachtet. Sieht man von etwa zehn kleineren, eher folkloristischen Vereinigungen ab, so ist nach den Erhebungen des Ausschusses der harte Kern von vierundzwanzig nachempfundenen St. Johannes-Orden im Übrigen weitgehend konstant geblieben. Hierbei ist freilich eine wachsende Zahl nachgeordneter Gruppierungen wie Priorate, Akademien, Stiftungen in Rechnung zu stellen.
Was sich gegenüber den Vorjahren jedoch deutlich geändert hat, ist das Ausmaß an krimineller Energie, mit der einige dieser "Ritterorden" ihren Geschäften nachgehen. Die altmodischen Zeiten, in denen sie weitgehend vom Titelhandel und dem Verkauf falscher Diplomatenpässe lebten, sind vorbei. Heute werden unter dem Deckmantel karitativen Mitteleinsatzes lukrative Offshore-Finanzgeschäfte angeboten oder Investitionen in einer Größenordnung in Aussicht gestellt, die den Schluss nahe legt, das hier mafiose Geldwäsche großen Stils betrieben wird.
Die Mehrzahl der St. Johannes-Ordenimitate geht auf einen Anfang des 20. Jahrhunderts von russischen Emigranten und amerikanischen Bürgern wiederbelebten, von Zar Paul I. gegründeten Johannesorden zurück. Dass seine Rechtmäßigkeit bestritten wird, und dass er nach der Ermordung von Zar Paul I. im Jahr 1801 alsbald von seinem Nachfolger Alexander I. förmlich aufgehoben wurde, wird unterschlagen.
Schon früh haben die in den USA beheimateten "Orden" einen Globalisierungskurs gesteuert. Sie wurden zuerst in Westeuropa und den angelsächsischen Ländern des Commonwealth aktiv. In den letzten Jahren folgten sie dem Trend der Zeit und sind nun in Entwicklungsländern und in Ost- und Mitteleuropa anzutreffen.
Kein Zweifel, die Aktivitäten dieser "Ritterorden" beeinträchtigen die Arbeit der anerkannten Orden. Für "humanitäre Zwecke" sammeln sie Geld bei Gutgläubigen, die zwischen richtig und falsch nicht unterscheiden können. Alle "Orden" benutzen aufwendiges, emblemgeschmücktes Briefpapier, mit dem sie nichts ahnende Personen ebenso zu täuschen vermögen wie Firmen und Behörden. Gezeichnet wird mit hochtrabenden Titeln und Namen, oft adlig und fast immer falsch. Nur wenn die Adressaten solcher Schreiben entweder selbst misstrauisch werden oder von dritter Seite auf die Zweifelhaftigkeit der Absender aufmerksam gemacht werden, lässt sich oft schwerer Schaden vermeiden.
Es ist vornehmste Aufgabe des "Ausschusses für die St. Johannes-Orden", wo immer möglich, über den Charakter "falscher" Orden aufzuklären und zu warnen. Die Zusammenarbeit im Ausschuss ist eng und außerordentlich vertrauensvoll. Dabei ist die Mitarbeit des Malteserordens, auf dessen Initiative die Gründung des Ausschusses 1975 zurückgeht, von größter Bedeutung. Anders als der Most Venerable Order und die evangelischen Orden ist der Malteserorden Völkerrechtssubjekt und unterhält zahlreiche Botschaften, auch in Ländern, in denen falsche Orden besonders aktiv sind wie zum Beispiel in den USA oder Polen. Der Kontakt der Botschaften mit Außenministerien, aber auch mit anderen Behörden wie Polizei und Justiz hat schon manchen selbsternannten "Ritter" hinter Schloss und Riegel gebracht. Schon der frühere "Ausschuss Falsche Orden" konnte sich zugute halten, dass dank seiner Spurensuche das vorstehend skizzierte Unwesen nachgeahmter St. Johannes-Orden zunehmend in das Bewusstsein der Mitgliedsorden und einer interessierten Öffentlichkeit gerückt ist.
Der Missbrauch ihres Namens trifft die fünf anerkannten St. Johannes-Orden in unterschiedlicher Weise, am stärksten jedoch die Malteser. Kein Phantasieorden kommt ohne das Etikett "Knights of Malta" aus. Das Wort "Johanniter" wird nur im Falle eines dänischen "Ordens" und nur in einem Nebensatz verwandt. Alle aber bezeichnen sich als "Ritter des Heiligen Johannes von Jerusalem", alle benutzen das achtspitzige Kreuz. Die anerkannten St. Johannes-Orden sind immer weniger dazu bereit, dieses hinzunehmen und geben hiermit der Arbeit des Ausschusses für die St. Johannes-Orden seinen Sinn. Schon 1955 hat die Balley Brandenburg die gleichzeitige Mitgliedschaft in einem selbsternannten Orden verboten. Der Most Venerable Order of St. John hat ebenfalls Regeln erlassen, die eine Mitgliedschaft in nicht anerkannten Johannesorden verbieten. Der Souveräne Malteser Ritterorden, vertreten durch nationale Assoziationen oder die bereits erwähnten diplomatischen Vertretungen, hat in den letzten Jahren in Frankreich, Österreich, der Schweiz und Ungarn richterliche Entscheidungen herbeiführen können, mit denen Pseudoorden zwar nicht das Handwerk gelegt, wohl aber ihr Namensmissbrauch unterbunden wurde. Auch in vielen anderen Ländern gelang es dem Malteserorden, Namen und achtspitziges Kreuz rechtlich zu schützen. Die von den vier nichtkatholischen Orden gebildete Emblem Protection Commission hat erreicht, dass Namen und achtspitziges Kreuz durch Eintragung beim EU-Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) in Alicante als "Marken" europaweit geschützt sind. Damit hat die Joint Commission on Emblem Protection ihre Arbeit sehr erfolgreich beendet. Am 16. September 2005 beschlossen die Delegierten der fünf Ritterlichen Orden deshalb den Zusammenschluß des Ausschusses für die St. Johannes-Orden - FOC und der Gemeinsamen Kommission im "Ausschuß für die St. Johannes-Orden".
In den baltischen Staaten und gegenüber dem russischen Patriarchat waren diplomatische Schritte erfolgreich. Das Patriarchat in Moskau konnte dazu veranlasst werden, sich in einem Schreiben von vorgeblichen Nachfolgern russischer Johannesorden förmlich zu distanzieren, die behaupten, vom Patriarchat anerkannt worden zu sein.
Für einen Erfolg des Ausschusses für die St. Johannes-Orden ist die Informationsgewinnung entscheidend. Der Ausschuss stützt sich auf die Berichte einer Reihe von Korrespondenten, auf seine eigenen Delegierten, die Kanzleien der Mitgliedsorden und nicht zuletzt auf die Informationen von aufmerksamen Ritterbrüdern. So wesentlich diese Beiträge waren und sind, so hat die bisherige Praxis in letzter Zeit eine viel versprechende Ausweitung erfahren. Großpriorate, diplomatische Missionen und die Nationalen Assoziationen der Malteser sind angewiesen worden, über die Aktivitäten "Falscher Orden" in ihrem Zuständigkeitsbereich zu berichten und präventiv zu reagieren. Das zu erwartende Mehr an Informationen zielgerichtet zu nutzen, wird eine wesentliche Zukunftsaufgabe des Ausschusses für die St. Johannes-Orden und der ihn tragenden Orden sein.