"Was macht die Melone auf dem Bild?" Junge Meister in der Hamburger Kunsthalle
Zum dritten Mal trafen sich die „Jungen Meister“, um auf Entdeckungstour in einem Museum zu gehen und sich künstlerisch zu betätigen. Ziel am 20. Januar 2019 war die Hamburger Kunsthalle. Kinderaugen entdeckten dabei vieles mehr als Erwachsene!
Zum dritten Mal trafen sich die „Jungen Meister“, um auf Entdeckungstour in einem Museum zu gehen und sich künstlerisch zu betätigen. Ziel am 20. Januar 2019 war die Hamburger Kunsthalle. Hier konnten sich unsere Schützlinge von der Arche Billstedt (begleitet von Tatjana Peter) und der Kinderfreizeit (begleitet von Olaf Coste) dem Thema „Ideenfinder“ widmen: Kunst ist erfinderisch und manches Werk bedarf der Phantasie des Betrachters. Sehen Kinder anders als wir Erwachsenen?
Nach einer kurzen Einführung in einem Atelierraum der Kunsthalle durch die äußerst kompetente und animierende Führung von Frau Lina Scheewe wurde von den Kindern der erste Teil eines späteren Kunstwerkes erstellt. Von dort ging es in die Ausstellung. Ein farbenfrohes Werk von Sam Francis, einem bedeutenden Künstler des Abstrakten Expressionismus, wurde davor sitzend im Kreise analysiert. Was gab es in dem bunten Reigen nicht alles zu entdecken: eine Scheibe Melone, eine Nase, ja sogar ein Smiley…
Es gibt nicht nur eine Interpretation eines Kunstwerks
Danach wurde im großen Kreis eine Schnur herumgegeben, so dass jedes Kind ein Stück davon in der Hand hielt. Auf Kommando warfen alle die Schnur in die Mitte. Auf den ersten Blick: Durcheinander, Chaos? Mitnichten. Die Kinder entdeckten auch hier wieder viele Figuren: Katzen, Enten, ein Wal und vieles mehr. Ermutigt von dem, was andere gesagt haben, warf schließlich jeder seine Assoziationen in die Runde. Eine einfache Übung, die nicht nur den Kindern, sondern auch den erwachsenen Begleitern zeigte: Es gibt nicht die eine Interpretation eines Kunstwerks. Jeder sollte den Mut haben, zu seiner eigenen Sichtweise zu kommen und diese auch kundzutun. Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“.
Im nächsten Raum wurde zunächst anhand eines Würfels mit 6 Gemälden darauf das entsprechende echte Bild zur weiteren Betrachtung herausgesucht. Mittels eines zweiten Würfels, versehen mit Sinnesorganen, wurde dann überlegt, was man auf diesem Bild wohl alles riechen, schmecken oder hören könnte. Auch hier zeigte sich schnell: Kinder haben ihre eigenen und hochinteressanten Interpretationen, denen die Erwachsenen – kopfgesteuert wie wir nun mal sind – häufig nicht viel entgegen zu setzen haben. Hochkonzentriert und mit großer Freude wollten die Kinder kaum ein Ende finden, variierten ihre Eindrücke immer wieder aufs Neue.
Es wurde jedoch noch spannender, denn im nächsten Raum durften die Kinder als Vorbereitung für die Rückkehr ins Atelier mit der Frottage-Technik ihre Schuhsohle abbilden. Ein ungewöhnlicher Anblick auch für andere Kunsthallen-Besucher – manch einer zückte sogar seine Kamera, um dieses besondere „Stillleben“ festzuhalten: Kinder mit nur einem Schuh an, den anderen zwischen den Knien, pausten ihr Schuhprofil ab. Erstaunlich, wie unterschiedlich Schuhe von unten aussehen können!
Ein Besuch, der Augen geöffnet hat
Doch bevor es zurück ins Atelier ging, suchten sie für ihr Kunstwerk in diversen Werken von Miró oder Klee u.a. Beine, Arme und Köpfe, um eine phantasievolle Gestalt zu kreieren. Zurück im Atelier wurde dann nach einer stärkenden Kuchen- und Saftpause mittels der Frottage-Technik – als Basis dienten diverse flache Gegenstände mit verschiedenen Mustern und Strukturen – ein Din-A3-Blatt bunt bemalt. Zum Abschluss wurden all diese Bilder eng an eng wie eine große Landschaft an die Wand gehängt und die erstellten Phantasiefiguren hinein gesetzt.
Es war ein wunderbares Event und nach gut drei Stunden machten sich die Kinder erfüllt und sehr zufrieden wieder auf den Heimweg. Ein kleines Stück sind sie auch dieses Mal wieder der Kunst näher gekommen und vielleicht auch etwas neugieriger geworden. Auch wir als Begleiter haben ganz viel mitgenommen: Beim nächsten Museumsbesuch werden wir sicherlich auch überlegen, was man auf einem Werk wohl riechen oder schmecken könnte, und vielleicht einen Wal oder ein Gesicht im abstrakten Farbknäuel entdecken. Ein Besuch, der Augen geöffnet hat!
Bericht: Katharina v.Podewils, Hubertus v.Barby