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03.05.2024 | Johanniter-Hilfsgemeinschaft Hamburg

Junge Meister wandern aus

Beim Besuch des Auswanderermuseums Ballinstadt am 28.4.2024 auf der Veddel in Hamburg konnten die teilnehmenden Kinder interaktiv in die Rolle einer Person schlüpfen, die auswandern möchte. Es galt, einige Herausforderungen zu meistern.

Am Sonntag, 28. April 2024, gingen die „Jungen Meister“ wieder auf Exkursion. Diesmal stand sinnbildlich eine besondere Reise an – denn im Auswanderermuseum Ballinstadt dreht sich alles um das Thema Migration. Für Millionen Menschen war Hamburg der Aufbruchsort mit einem „One-Way-Ticket“ vor allem in die „Neue Welt“ Amerika. 1901 ließ der Hapag-Reeder Albert Ballin Auswandererhallen auf der Veddel errichten. Die Hallen dienten als Massenunterkünfte, auch eine Kirche für die beiden christlichen Konfessionen und eine Synagoge gab es damals auf dem Gelände. Die Hallen wurden originalgetreu rekonstruiert und dienen seit 2007 als Museum.  

Die Gruppe der Jungen Meister bestand aus 15 Kindern – zum einen aus Osdorf unter Begleitung von Manfred Cramer, Teilnehmenden der JHG-Kinderfreizeit unter Begleitung von Hannes v. Krauß sowie einigen Johanniter-Kindern. Weitere Begleiter waren Katharina v. Podewils, Hubertus v. Barby und Nicolas Horsch. Nach einer kurzen Stärkung und einem Einführungsfilm wurden die Kinder in Gruppen aufgeteilt, um das interaktive Spiel „Simmigrant“ zu meistern. Im Museum verteilt befinden sich kleine Säulen mit Bildschirm. An jeder Station hatten die Gruppen Aufgaben zu lösen. Zunächst durfte jede Gruppe einen Charakter wählen – männlich oder weiblich, mit Familie oder ohne. Auch die Epoche konnte bestimmt werden, beispielsweise Anfang der dreißiger Jahre. Das Ziel der Auswanderung lautete stets: Amerika. Doch wie schaffen ohne Geld? Zudem lauerten einige Gefahren, denn viele Menschen flohen, weil sie etwa aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden.

So musste man immer wieder entscheiden: Lässt man sich auf ein Gespräch mit Personen, die einen ansprachen, ein? Oder konnte dies womöglich eine Falle sein? Auch galt es, Geld zu verdienen für die Überfahrt. So verschlug es einige zunächst auf Handelsschiffe, um die Heuer anzusparen. Nicht alle schafften es letztlich nach Amerika. Eine Gruppe entschied sich beispielsweise letztlich für einen Verbleib in Skandinavien, weil es dort ebenfalls lebenswert erschien. In Amerika war das Ziel nicht nur New York, auch in Chicago landete eine Gruppe. Das noch vorhandene finanzielle Budget am Ziel fiel je nach Gruppe sehr unterschiedlich aus. Am Ende der Tour tauschten sich die Gruppen in offener Runde über das Erlebte und ihre Entscheidungen aus. Es war spannend zu sehen, wer sich aus welchen Gründen wie entschieden hatte.

Die Tour durch das Museum führte durch verschiedene Räume. So konnte jede Gruppe „nebenbei“ noch einiges an Wissen mitnehmen, und beispielsweise Biographien von verschiedenen Emigrierten verfolgen und mehr über die Motivation, zu emigrieren, erfahren. Die Betreuenden konnten die Gruppen hierbei immer wieder auf interessante Aspekte aufmerksam machen und Zusammenhänge erklären. Schnell wurde klar: Auswandern in früheren Zeiten war nicht gerade eine komfortable Sache, die Not, die Heimat zu verlassen, musste groß gewesen sein. Die Unterkünfte in den Auswandererhallen waren sichtlich beengt, auf den Schiffen nach Übersee waren die Zustände noch schlechter, wie Nachbauten im Museum offenbarten. Und nicht immer wurden die Erwartungen an ein besseres Leben am Sehnsuchtsort erfüllt.

Im Restaurant des Museums grüßten Foto-Porträts berühmter Menschen, die entweder selbst oder deren Vorfahren ins Ausland emigriert sind. Sie hatten es in der Neuen Welt „geschafft“: Arnold Schwarzenegger, Freddie Mercury, Albert Einstein oder Barack Obama. Bei der Identifizierung der Gesichter bedurfte es einiger Unterstützung durch die Betreuenden. Und es stellte sich die Frage: Ist Auswandern etwas, das sich manch ein Kind vorstellen kann oder sogar wünscht? Bei einer Portion Pommes Frites gab es Gelegenheit, darüber zu sprechen. Die meisten schüttelten den Kopf, ein Mädchen aber bejahte die Frage nach dem Auswandern und nannte Japan als Wunschort: „Weil es da so sauber ist“.

Nach zweieinhalb Stunden hieß es, sich wieder auf den Weg nach Hause machen – vielleicht mit ein paar Gedanken daran, was „Zuhause“ oder „Heimat“ eigentlich ausmacht. Gerade bei den Kindern, die selbst eine familiäre Migrationsgeschichte haben, eine spannende Frage.

Bericht: Hubertus v. Barby, Katharina v. Podewils