Die Arbeit der Sozialstationen in Niederschlesien
Die Johanniter unterhalten im polnischen Teil Niederschlesiens 4 Sozialstationen, die in der Regel an die jeweiligen evangelischen Kirchengemeinden angeschlossen sind:
Krummhübel (Karpacz), direkt an der evangelischen Kirche Wang
Waldenburg (Wałbrzych)
Breslau (Wrocław)
Grünberg (Zielona Góra)
Die polnischen Mitarbeiter in diesen Stationen verleihen Krücken, Rollstühle, Betten etc. an Bedürftige. Sie versorgen diese Menschen mit Sanitӓts- und Inkontinenzmaterial und stellen Reha-Gerӓte zur Verfügung. Sie unterstützen die Behindertenarbeit und organisieren Lehrgänge für Rettungssanitäter.
Die hӓusliche Krankenpflege spielt eine wichtige Rolle. Zum einem werden Kranke direkt von den Pflegekrӓften der Sozialstationen betreut, zum anderen werden auch die Angehӧrigen der kranken Mitbürger geschult, damit sie in Abwesenheit der Pflegekrӓfte Pflegedienste auch selbst wahrnehmen kӧnnen.
Einen wichtigen Bestandteil nimmt auch die Seelsorge ein. Die Gemeindeschwestern besuchen alleinstehende Seniorinnen und Senioren, erledigen für sie Einkäufe, helfen im Haushalt und vor allem sind sie einfach da, führen Gespräche, singen und beten mit unseren älteren Mitbürgern. Es gibt auch von den Johannitern unterstützte Begegnungsstätten, wo sich unsere Senioren zu Kaffee und Kuchen treffen und sich über ihre Freuden und Probleme austauschen. Oftmals handelt es sich bei diesen Personen um Deutschstämmige evangelischer Konfession. Für eine gute Seelsorge sind erhebliche Kilometer mit dem Auto zurückzulegen und die Johanniter unterstützen hin und wieder die Anschaffung eines Fahrzeugs.
Der Sinn dieser Sozialstationen wird gelegentlich hinterfragt, da sich das polnische Sozialsystem deutlich verbessert hat. Allerdings stellte der Beginn der Corona-Krise alles auf den Kopf. Persönliche Seelsorge und Krankenpflege konnte zu Beginn der Pandemie überhaupt nicht stattfinden, nur per Telefon oder eventuell auch per Skype. Die Verleihstationen waren weitgehend geschlossen um Ansteckungen zu verhindern. Den Kirchengemeinden, die die Arbeit der Sozialstationen mit finanzieren, brachen die Einnahmen aus Spenden, touristischen Aktivitäten und Zimmervermietung weg. Dabei wurden die Sozialstationen gerade zu Beginn der Pandmie dringend benӧtigt. Personen die nicht schwer an Corona erkrankt waren, aber ärztliche Hilfe benӧtigten, wurden nicht oder nur unzureichend versorgt. Oftmals muβten Patienten verfrüht die Krankenhäuser verlassen um Platz für Corona-Patienten zu schaffen. Mittlerweile hat sich die Situation halbwegs normalisiert. Die Situation in den Krankenhӓusern hat sich deutlich verbessert. Unter Abstands- und Hygienemaβnahmen haben auch unsere Sozialstaionen ihren Betrieb wieder aufgenommen.
Wie oben schon erwӓhnt, werden oftmals deutschstämmige Senioren evangelischer Konfession betreut. Sie konnten gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr fliehen und haben die Besetzung durch die Russen, das Ende des Krieges und die Übernahme Schlesiens durch die Polen hautnah miterlebt. Sie sprechen in der Regel beiden Sprachen, also Deutsch und Polnisch. Auch wenn die Aktivitäten der Sozialstationen über die evangelischen Kirchengemeinden organisiert werden, so werden mittlerweile auch viele Polen anderer Konfessionen betreut, vor allem Katholiken, denn Bedürftigkeit steht im Vordergrund des Handelns
RR Dag Kap-herr