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Geschichte

Die Geschichte der Preußischen Genossenschaft

Für rund 150 Jahre war der Johanniterorden bis in das 14. Jahrhundert mit einigen wenigen Kommenden in Pommerellen, das später den Hauptteil Westpreußens ausmachte, vertreten. Im Deutschordensland und nachmaligen Herzogtum Preußen waren die Johanniter hingegen in Mittelalter und früher Neuzeit nicht präsent.

Erst im 19. Jahrhundert weitete der Orden seine Tätigkeit auf die ganze Provinz Preußen aus. Als der preußische Staat 1810/11 alle geistlichen Güter und damit auch die der Balley Brandenburg säkularisierte, hob er nicht die Gemeinschaft der Johanniterritter auf. Von 1812 bis 1852 wurde der neu gestiftete "Königlich-Preußische St. Johanniter-Orden" für Verdienste um die Monarchie verliehen. Mit Kabinetts-Ordre vom 15. Oktober 1852 verfügte König Friedrich Wilhelm IV. die Wiederherstellung der Balley. Durch diesen Hoheitsakt wurde die seit 1540 evangelische Ordensballey nicht neu gegründet, sondern wiederbelebt und modernisiert. Der Reorganisationsprozess vollzog sich zügig: Ernennung der acht, noch vor der Säkularisation investierten Rittern zu Kommendatoren (13. Februar 1853), Wahl des Prinzen Karl v. Preußen durch die Kommendatoren zum (31.) Herrenmeister, Investitur des neuen Herrenmeisters und erste Ritterschläge (17. Mai), Beschluss der Ordensstatuten durch das Kapitel (23. Juni) und Bildung von zunächst acht Genossenschaften im Königreich Preußen. Die Kontinuität mit der alten Ordensballey konnte personell und juristisch gewahrt werden.

Zum ersten Kommendator der "Preußischen Provinzial-Genossenschaft" ernannte der Herrenmeister Richard Friedrich Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten. Die Satzung der Genossenschaft, die der Herrenmeister am 17. Dezember 1853 bestätigte, legte in ihrem § 11 den 12. Oktober 1853 als Stiftungstag fest. Korporationsrechte zum Erwerb von Grundstücken und Kapitalien erhielt die Genossenschaft durch Kabinetts-Ordre vom 1. November 1854.

Die Aktivitäten der Genossenschaft erstreckten sich auf die gesamte damalige Provinz Preußen, die 1878 in Ost- und Westpreußen geteilt wurde. Zwischen 1860 und 1906 errichtete die Genossenschaft sodann neun Krankenhäuser (in Klammern die Bettenzahl im Jahr 1933).
In Ostpreußen:
Preußisch Holland (60);
Gerdauen (80);
Bartenstein (130);
Neidenburg (114);
Heiligenbeil (73);
Szittkehmen (12).
In Westpreußen:
Vandsburg (50; Stand von 1928);
Dirschau (80);
Briesen (50).

Darüber hinaus war der Orden in Groß Amsdorf und Saalfeld (Kreis Neidenburg), Bischofswerder und Seubersdorf (Kreis Marienwerder) an Stiftungen und Anstalten christlicher Nächstenliebe beteiligt.

Besonders bewährten sich die Einrichtungen der Genossenschaft bei verschiedenen Epedemien (Typhus, Cholera), einer Überschwemmungskatastrophe und - als Ostpreußen zu Beginn des Ersten Weltkriegs Kriegsschauplatz wurde - bei der Fürsorge für die Verwundeten.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor die Genossenschaft alle Einrichtungen in Ost- und Westpreußen. Ihre Mitglieder wurden nach Flucht und Vertreibung in den westlichen Besatzungszonen ansässig.

Nach bescheidenen Anfängen karitativer Aktivitäten (v.a. Paketaktionen für Menschen in der DDR) übernahm die Genossenschaft das Krankenhaus Burscheid (Bergisches Land) mit 80 Betten. Weil die für die Erweiterung erforderlichen Landesmittel nicht bereitgestellt werden konnten, gab sie die Trägerschaft 1965 wieder auf.

Erst 1982 hatte die Genossenschaft wieder ein eigenes Krankenhaus: das bisherige städtische Krankenhaus Geesthacht (südostwärts Hamburgs). 1986 wurde ein moderner Neubau eingeweiht (mit zunächst 214 und heute 284 Betten).

Bereits 1962 begann die Genossenschaft, die in Masuren verbliebenen Deutschen zu betreuen. Mehr als 20 Jahre auf Paketaktionen beschränkt, weitete sie ihre "Ostpreußenhilfe" ab Ende der 80er Jahre mit LKW-Transporten beträchlich aus; Anfang der 90er Jahre wurde auch der russische Teil Ostpreußens einbezogen. Ebenfalls seit den 90er Jahren sind Sozialstationen im polnischen Ost- und Westpreußen hinzugekommen. Heute kommen die Genossenschaftaktivitäten allen Menschen in der alten Heimat ohne Rücksicht auf ihre Nationalität zugute.