Ukraine-Hilfe der Johanniter im Norden - ein Überblick
Haupt- und Ehrenamtliche im Landesverband Nord der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) helfen Geflüchteten, bauen Not- und Folgeunterkünfte auf, richten diese ein und versorgen Menschen in Not - ein Überblick.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind Millionen Menschen auf der Flucht. Mehrere hunderttausend Geflüchtete haben in Deutschland Zuflucht gesucht. Sie kommen mit wenig Gepäck, haben aber ihr Leben gerettet. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen versorgen die Johanniter die Menschen, geben ihnen ein provisorisches Dach über dem Kopf und einen Funken Hoffnung in der Not. Dabei ist die Belastung auch für die Helfenden groß: Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, die vergangenen Pandemie-Jahre haben an den Kräften der Ehrenamtlichen gezehrt, die zum Beispiel in den Impf- und Testzentren unterstützt haben.
Bundesweit unterstützen die Johanniter die Ukraine mit Hilfsgüterlieferungen, versorgen beispielsweise Krankenhäuser vor Ort mit dringend benötigtem medizinischen Verbrauchsmaterial und Medikamenten oder organisieren Patiententransporte nach Deutschland. Auch im Landesverband Nord engagieren sich die Johanniter: Überall im Norden entstehen Notunterkünfte, die binnen weniger Stunden mit Betten, Trennwänden, Beschilderungen und weiteren Aufbauten ausgestattet werden müssen. Für die Helferinnen und Helfer aus dem Katastrophenschutz gehört das zu den wichtigen Aufgaben, auf die sie sich regelmäßig vorbereiten, sodass im Notfall alle Handgriffe sitzen.
Ein kurzer Überblick über die Hilfsaktionen im Norden:
Die Hamburger Johanniter haben unter anderem ankommende Geflüchtete an der Zentralen Erstaufnahme versorgt und betreut, gemeinsam mit anderen Hilfsorganisation krebskranke Kinder ins Universitätskrankenhaus in Hamburg-Eppendorf (UKE) transportiert und an der Notunterkunft an den Hamburger Messehallen eine Test- und Impfstation für die Geflüchteten angeboten.
Im Landkreis Harburg betreiben die Johanniter zwei Notunterkünfte in Buchholz und Meckelfeld (Reserve). Hier verbringen die Menschen nur wenige Tage, bevor sie weitervermittelt werden. In Neu Wulmstorf ist eine Folgeunterkunft entstanden, in der die Geflüchteten in Zukunft für längere Zeit wohnen können.
Ausgewählte Projekte:
Notunterkunft im Meckelfelder Helbachhaus innerhalb weniger Stunden aufgebaut
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer von DRK und Johannitern haben Mitte März eine Notunterkunft im Meckelfelder Helbachhaus aufgebaut. Sie bietet Platz für 100 Geflüchtete. Die Johanniter werden die Einrichtung betreiben.
Nach dem Aufbau der Notunterkunft in der Schützenhalle Buchholz nur eine Woche zuvor, ist dies nun die zweite Einrichtung, die DRK und Johanniter gemeinsam aufgebaut haben. Innerhalb weniger Stunden verwandelten die Ehrenamtlichen aus der ehemaligen Tennishalle eine Unterkunft mit kleinen Parzellen mit je vier beziehungswiese sechs Betten, Schränken, Tischen und Stühlen. „Erfreulicherweise halfen uns auch dieses Mal sehr spontan neun freiwillige Ehrenamtliche, die sich bei der Service-Hotline der Johanniter gemeldet hatten. Sie unterstützen beim Einrichten des Aufenthaltsraums, der Kinderspielecke und Bestücken der Betten mit Bettwäsche“, sagt Alexander Jansen, Kreisbereitschaftsführer der Johanniter, der zudem die sehr gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde lobt. Da in der Notunterkunft auch viele Kinder vorübergehend leben werden, sind die Türschilder extra mit bunten Tiersymbolen gestaltet worden.
Hilfe für krebskranke ukrainische Kinder
Durch die Kriegshandlungen in der Ukraine ist die medizinische Versorgung für hunderttausende Menschen im Land nicht mehr sichergestellt. Besonders dramatisch ist dies für schwerkranke Patientinnen und Patienten, beispielsweise aus dem Onkologie-Bereich. Auf Anfrage verschiedener Krankenhäuser haben sich norddeutsche Ehrenamtliche von ASB, DLRG und Johannitern am Sonntag auf den Weg in die rund 1.000 Kilometer entfernte polnische Kleinstadt Malogoszcz gemacht. Dort konnten krebskranke ukrainische Kindern nicht mehr richtig versorgt werden. Auch fünf Helfende aus dem Regionalverband Harburg waren an dem Einsatz beteiligt.
Nach einer langen Anreise erreichten die Ehrenamtlichen Sonntagnacht ihr Ziel. Ein paar Stunden Schlaf mussten reichen, dann begannen die Vorbereitungen für den Transport der ein bis 17 Jahre alten Kinder, die von ihren Familien nach Deutschland begleitet wurden. „Die Verständigung war eine Herausforderung, weil Kinder und Eltern nur wenig Englisch sprachen, aber wir haben ihre Dankbarkeit gespürt“, sagt Zugführer Tobias Könecke, der als Fachkrankenpfleger für Intensivpflege am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf arbeitet. Auch für Nadine Fischer, Leitung der Impfteams der Johanniter, war sofort klar, dass sie diesen Einsatz begleitet: „Ich musste nicht lange überlegen, ich möchte kranken Kindern helfen, die aus den Krisengebieten der Ukraine gekommen sind“, sagt die gelernte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin.
60 Paar neue Schuhe für geflüchtete Kinder in der Schützenhalle
Pink mit Glitzersternen, dunkelblau mit Rennautos oder grasgrün mit Fußbällen – 60 Paar Kinderschuhe mit niedlichen Motiven im Wert von 2.000 Euro hat der Kinderschutzbund jetzt in der Unterkunft für Geflüchtete in Buchholz überreicht.
In der Notunterkunft gibt es viele geflüchtete Kinder. Kleinkinder, Schulkinder, Teenager - sie alle haben eine anstrengende Flucht hinter sich. In der Ukraine herrscht derzeit noch tiefer Winter, deshalb tragen die meisten Geflüchteten Winterstiefel. „Als uns der Kinderschutzbund Buchholz ansprach, was sie mit dem gesammelten Geld kaufen könnten, kam sofort die Idee auf, dass Kinderschuhe sehr helfen würden“, sagt Annika Stegelmann, Leitung der Notunterkunft.
Dr. Anne Buhr, die 1. Vorsitzende, und die ehrenamtliche Mitarbeiterin Wilma Kupfer vom Kinderschutzbund, Kreisverband Landkreis Harburg e.V. mit Sitz in Buchholz, kontaktierten umgehend Geschäfte in der Nordheidestadt und konnten bei Prinz und Prinzessin und Salamander 60 Paar Kinderschuhe mit großzügigem Rabatt kaufen. „Wir freuen uns, dass wir den Kindern hier in der Einrichtung helfen können. Kinderschutz und Kinderschuhe passen perfekt zusammen“, sagt Wilma Kupfer. Die ersten Schuhe wurden von den jüngsten Bewohnern der Notunterkunft umgehend anprobiert und werden nun dankbar getragen.
(Mehr zu den Aktivitäten der Johanniter im Landkreis Harburg lesen Sie hier: www.johanniter.de/harburg-ukraine).
In Schleswig-Holstein sind ebenfalls mehrere Unterkünfte für Geflüchtete entstanden: neben der bestehenden Landesunterkunft in Rendsburg zum Beispiel in Seeth, Schönberg und in der ehemaligen Kaserne in Glücksstadt. In Rendsburg sind die Johanniter bereits seit Jahren mit der Leitung des Betreuungsverbandes betraut und verfügen über die notwendige Erfahrung, den Ankommenden Orientierung in ihrem neuen Lebensumfeld zu geben oder sie bei der Suche nach geeigneten Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zu unterstützen. Außerdem errichteten die Johanniter innerhalb weniger Tage mehrere Notunterkünfte in Turnhallen und Schulgebäuden in der Hansestadt Lübeck, in Bad Schwartau und Ahrensburg. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer standen bereit, um Feldbetten und Teststellen aufzubauen, die anderen Hilfskräfte zu koordinieren und Materialien bereitzustellen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind Einrichtungen in Boizenburg, Wismar und Rostock geplant.
Die Lage ist dynamisch, die Johanniter passen ihre Hilfsangebote regelmäßig an den aktuellen Bedarf an und unterstützen dort, wo sie gebraucht werden. Ein zukünftiges Betätigungsfeld wird zum Beispiel der professionelle Umgang mit traumatisierten Menschen sein und die Integration der Familien in Deutschland.
Weitere Informationen zu den bundesweiten Aktivitäten der Johanniter im Rahmen der Ukraine-Hilfe finden Sie im Internet unter www.johanniter.de/ukraine
Text und Material:
Berenike Matern, Bereichsleitung PR und Kommunikation, Landesverband Nord der Johanniter-Unfall-Hilfe
Sonja Schleutker-Franke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Regionalverband Harburg der Johanniter-Unfall-Hilfe