Kinder haben Rechte: Zehn Jahre Familienzentrum Hainholzer Hafen
Seit zehn Jahren ist das Johanniter-Familienzentrum Hainholzer Hafen fest verankert im Viertel und für viele Familien ein wichtiger Anlaufpunkt.
Das Johanniter-Familienzentrum Hainholzer Hafen hat Geburtstag und wird zehn Jahre alt. Fast alle Familien sind zu der Feier Anfang Oktober gekommen. Die Kinder tragen stolz T-Shirts, die extra für diesen Tag angefertigt wurden. Wichtige Botschaften stehen darauf: Recht auf Gleichheit, Recht auf Gesundheit, Recht auf freie Meinungsäußerung und Recht auf Spielen und Freizeit… Vorne ist es auf deutsch zu lesen, auf dem Rücken in der jeweiligen Muttersprache. Im Familienzentrum Hainholzer Hafen gibt es davon sehr viele. 80 Kinder aus verschiedenen Ländern gehen hier in die Kita oder die Krippe. „Kinderschutz liegt uns sehr am Herzen“, sagt Einrichtungsleiterin Vanessa Baum, „dazu gehört, dass Kinder ihre Rechte kennen und einfordern können.“
Als vor zehn Jahren, am 7. Oktober 2013, das heutige Familienzentrum an der Voltmerstraße 16 in Hainholz erstmals seine Türen öffnete, war es eine Kindertagesstätte. Eine leere Kindertagesstätte. „Wir hatten keine Möbel, kein Geschirr und kein Spielzeug“, sagt Vanessa Baum, „wir haben einfach angefangen und schnell gemerkt, worauf es wirklich ankommt, nämlich auf den Kontakt zu den Familien.“ Von Beginn an war die Kita mehr als nur eine Kita. Mit jedem neuen Kind kam eine neue Familie mit ihrer individuellen Geschichte und mitunter auch Problemen dazu. Fluchterlebnisse, kulturelle Missverständnisse, die Sprachbarriere, Schwierigkeiten mit Ämtern und Behörden, Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt… Vanessa Baum und ihr Team haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt und immer wieder neue Ideen gesucht und gefunden, wie sie die Kinder und ihre Familien unterstützen können.
Dazu gehört, dass ein Elterncafé gegründet wurde, in dem sich jeden Morgen Mütter und Väter treffen und austauschen können. Ein regelmäßig einmal im Monat stattfindender Stammtisch für Eltern kam dazu, auf hohes Interesse stießen auch Elternseminare zu verschiedensten Themen. Über Geschwisterrivalität und Pubertät wird dort genauso gesprochen wie über Kinderrechte und die Mitbeteiligung von Kindern. „Keine Frage, Kinder brauchen Orientierung und Erziehung“, sagt Vanessa Baum, „aber das geht statt mit Befehlen auch im Gespräch und mit der Bereitschaft zur Mitbestimmung.“ In der Kita, die fünf Jahre nach ihrer Gründung vom Johanniter-Bundesverband zum „Leuchtturm der Integration“ ausgezeichnet wurde, wuchs das Thema Kinderrechte und nahm immer mehr Raum ein. Die Mitarbeitenden im pädagogischen Team freuen sich jedes Mal, wenn sie merken, dass ihre Arbeit wirkt. „Es ist toll zu sehen, wenn ein Kind sich traut, seinen Eltern gegenüber seine Rechte einzufordern“, sagt Vanessa Baum, „und wenn Eltern dadurch beginnen, sich mit ihrer eigenen Erziehung zu beschäftigen und ihre bisher genutzten Erziehungsmethoden zu hinterfragen.“
Zum 1. Januar 2019 wurde aus der Kita das Familienzentrum Hainholzer Hafen. Damit bekam die Arbeit mit den Eltern noch mehr Gewicht. „Zu Beginn hatten von unseren Eltern nur sieben eine Arbeitsstelle, inzwischen befindet sich etwa die Häfte in einem festen Arbeitsverhältnis“, sagt Vanessa Baum. Das gute und weitreichende Netzwerk, das vom Hainholzer Hafen aufgebaut wurde, trägt seinen Anteil daran. Kooperiert wird zum Beispiel nicht nur mit den Schulen im Stadtteil, sondern auch mit dem Jobcenter.
Das Ziel im Hainholzer Hafen ist es, Kinder wie Eltern stark und ihnen im Leben eine Chancengleichheit möglich zu machen. Und gemeinsam Spaß zu haben. Das Familienzentrum bietet regelmäßig Ausflüge für Eltern, für Kinder oder Eltern UND Kinder an. Dann wird die Stadt Hannover oder das Umland erkundet. In diesem Jahr ging es in den Snowdome in Bispingen, wo manche den ersten Schnee ihres Lebens erlebten. Hoch im Kurs steht gemeinsames Kochen und Essen. Einrichtungsleiterin Vanessa Baum sagt: „Wir haben es in den zurückliegenden zehn Jahren geschaft, hier eine Willkommenskultur zu etablieren. Neue Kinder, neue Familien, neue Kolleg*innen werden mit offenen Armen aufgenommen.“
Sie arbeiten selbst im pädagogischen Bereich und suchen eine neue Aufgabe? In den Einrichtungen der Johanniter in der Stadt und Region Hannover sind derzeit einige Stellen frei. Mehr Infos dazu gibt es unter www.johanniter.de/kita-jobs-nb