Auslandshilfe

Für gesunde globale Beziehungen

Teil des Jahresberichts 2023

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Auslandshilfe

Wir glauben an die Kraft der Menschlichkeit und unterstützen die Menschen, die unsere Hilfe am dringendsten brauchen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz und für ein selbstbestimmtes und gesundes Leben.

Die Liebe zum Menschen, die Gesundheit jedes Einzelnen und die Beziehungen zwischen den Menschen liegen uns am Herzen. Und so wie das Gesundheitsverständnis ganzheitlicher geworden ist, hat sich auch die internationale humanitäre Hilfe gewandelt: Von einseitiger Unterstützung zu gegenseitigem Vertrauen, von der Fremd- zur Selbstbestimmung. Mit unserem ganzheitlichen Ansatz gestalten wir diese Entwicklung aktiv mit. Dafür bauen wir tragfähige Beziehungen auf und unterstützen Menschen und Partner vor Ort in dem, was sie für ein gesundes und gutes Leben brauchen. Dafür spannen wir gemeinsam ein starkes Netz der Menschlichkeit, das Menschen in Krisen und Katastrophen auffängt. 

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Regina Acayo aus Uganda freut sich über ihre eigene Latrine. Foto: Emmanuel Museruka

Ein Badezimmer für Regina

Die Johanniter fördern die Gesundheit in Uganda und im Südsudan im Rahmen eines länderübergreifenden Projektes mit einem Schwerpunkt auf Gesundheits- und Hygienemaßnahmen für bedürftige Menschen, schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren. Das Beispiel von Regina Acayo zeigt, wie unsere Hilfe das Leben der Menschen positiv verändert.

Die 50-jährige Regina Acayo musste 2017 wegen des Bürgerkriegs aus ihrem Heimatland, dem Südsudan, fliehen. Zwar fand sie in Uganda in einem Haus in der Flüchtlingssiedlung Palorinya eine neue Bleibe, aber sie hatte weder eine eigene Latrine noch eine Waschmöglichkeit. So musste sie in das Haus eines Nachbarn gehen und darum bitten, die Latrine benutzen zu dürfen, wann immer es nötig war. Regina badete immer nur spät in der Nacht unter freiem Himmel im Hof. "Ich habe gewartet, bis die Leute schlafen gingen, damit ich mich auf dem Hof waschen konnte, weil ich kein Badezimmer hatte", sagt sie.

Dank ihrer neuen Handwaschanlage fällt es Regina Acayo jetzt viel leichter, schützende Hygieneregeln einzuhalten. Foto: Emmanuel Museruka

Da sie verwitwet ist und ohne Familie lebt, wurde Regina von einem Mitglied des Refugee Welfare Council (RWC) als Person mit besonderen Bedürfnissen identifiziert, die eine Latrine benötigt. Darüber hinaus wurde sie ausgewählt, da es ihr nicht möglich war, alleine eine eigene Toilette zu bauen. "Der RWC erstellt Listen von Bedürftigen und leitet sie an uns weiter", erklärt Gloria Endreo, eine Gemeindehelferin bei Community Empowerment for Rural Development (CEFORD).

Weniger Krankheiten dank guter Hygiene

Nach Erhalt der Liste von RWC besuchte das Sanitär- und Hygieneteam von CEFORD Reginas Haus und fand eine geeignete Stelle für die Einrichtung einer Latrine und den Bau eines Badezimmers. Dank der Unterstützung des Projektes, welches von den Johannitern in einem länderübergreifenden Ansatz gefördert wird, erhielt Regina außerdem eine Handwaschanlage mit einem 3-Liter-Kanister und Seife, um sich nach jedem Toilettengang die Hände waschen zu können. "Ich habe meine eigene Latrine und sie ist sehr sauber, weil ich sie jeden Tag putze. Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, dass ich mir wegen mangelnder Hygiene Durchfallerkrankungen einfange und ich muss auch nicht mehr andere anbetteln, um ihre Latrine zu benutzen", freut sich eine lächelnde Regina.

Eine Mitarbeiterin der Johanniter-Partnerorganisation Kirkayak Kültür verteilt Wertgutscheine und Hygieneartikel an bedürftige Familien im türkischen Gaziantep. Foto: Paul Hahn

Türkei und Syrien: Nothilfe nach den Erdbeben

Am 6. Februar 2023 erschütterten schwere Erdbeben die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Mehr als 50.000 Menschen starben in beiden Ländern, Millionen wurden obdachlos und sind seitdem auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Johanniter unterstützen die Menschen seitdem mit Nothilfemaßnahmen.

Auch viele Monate nach der Katastrophe ist die verheerende Zerstörung im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien allgegenwärtig. Riesige Trümmerhaufen türmen sich dort auf, wo einst Häuser standen, Bagger tragen den Schutt nach und nach ab. Was bleibt, sind vorerst leere Straßen. Denn der Wiederaufbau wird mindestens drei Jahre dauern.

Nach den Beben erhielten Familien im türkischen Dorf Bozhüyük durch unsere Partnerorganisation MAPS täglich warme Mahlzeiten. Foto: Mustafa Karali

Ein gewohnter Alltag ist für die Betroffenen auch viele Monate nach der Katastrophe nicht in Sicht. Viele Menschen wurden durch das Erdbeben verletzt, haben Angehörige, ihr Zuhause oder ihre Arbeit verloren.

In der Türkei leben viele der obdachlos gewordenen Menschen seitdem in Zelten oder Containern, wo es ihnen an lebensnotwendigen Dingen wie Wasser, Nahrung und Hygieneartikeln fehlt. In Syrien, wo seit zwölf Jahren Krieg herrscht und der Bedarf an humanitärer Hilfe schon vorher groß war, sind die Bedingungen für die Menschen noch schlechter. Seit den Erdbeben leben die Betroffenen dort in Zelten, die kaum Schutz vor Regen und Kälte bieten. Millionen Menschen fehlt es am Nötigsten.

Schnelle Hilfe für die betroffenen Menschen

Rückblick: Um schnell mit der Nothilfe beginnen zu können, hatten die Johanniter bereits einen Tag nach dem Beben ein Erkundungsteam in die Region geschickt. Gemeinsam mit drei Partnern starteten sie Hilfsmaßnahmen in der Türkei und in Syrien, die bis heute andauern und stetig ausgeweitet werden. Insgesamt wurden bisher 2.170.029 Euro investiert.

In der Türkei haben die Johanniter mit den Partnern MAPS und Kirkayak Kültür in der Stadt Gaziantep und in einem Dorf in der Region Hatay Suppenküchen eingerichtet, in denen Helferinnen und Helfer zweimal täglich warme Mahlzeiten ausgeben. Familien erhielten Hygiene- und Babypakete mit Artikeln wie Seife, Windeln und Zahnbürsten. Um selbstbestimmter einkaufen zu können, erhielten die Menschen zudem Gutscheinkarten.

Die Hilfsmaßnahmen der Johanniter konzentrieren sich von Anfang an auf Syrien, wo die Not am größten ist. Dank der Zusammenarbeit mit MAPS erhielten die Menschen auch hier warme Mahlzeiten, wurden Wohnhäuser repariert und Krankenhäuser mit Diesel für Generatoren versorgt. Mithilfe von MAPS und und der Partnerorganisation BAHAR konnten die Johanniter Gutscheine und Bargeld an Familien verteilen, damit diese sich das Nötigste kaufen konnten.

Gut zu wissen

Jetzt und in Zukunft unterstützt die Auslandshilfe der Johanniter und ihre Partner die Menschen vor allem dabei, sich für die Zukunft zu wappnen und unabhängig von fremder Hilfe zu werden. Sie erhalten die Chance, durch Arbeit, die gleichzeitig der Gemeinschaft zugutekommt, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Existenzgründungskurse und Startkapital helfen ihnen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen. In Planung sind auch Kurse zur psychosozialen Unterstützung der Betroffenen, vor allem von Kindern und jungen Erwachsenen, damit sie ihre Traumata überwinden und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können.