rescEU: Startschuss für erstes gesamteuropäisches mobiles Feldkrankenhaus
Johanniter koordinieren Gemeinschaftsprojekt im Umfang von 106,2 Mio. Euro
Die Europäische Kommission stellt im Rahmen des europäischen Katastrophenschutzverfahrens 106,2 Mio. Euro zur Verfügung, um mobile medizinische Behandlungs-kapazitäten aufzubauen. Die Gesamtkoordination des Projektes liegt beim Kompetenzzentrum Europäischer Katastrophenschutz (EUCC) der Johanniter in Frankfurt/Main. Am 31. Mai wurde das Gemeinschaftsprojekt von acht Mitglieds- und Teilnehmerstaaten im Katastrophenschutz-verfahren der Union in Cascais (Portugal) feierlich begangen.
Die verschiedenen mobilen medizinischen Module können auf Anforderung an verschiedenste Orte transportiert und in verschiedensten Katastrophen eingesetzt werden. Sie werden im Auftrag der Europäischen Kommission mit den Ländern Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg, Portugal, Rumänien und der Türkei entwickelt und an verschiedenen Standorten in den acht Ländern gelagert. Je nach Bedarf in einem Katastrophengebiet können Staaten bis zu drei Feldkrankenhäuser samt Personal sowie 17 weitere spezialisierte Behandlungsmodule anfordern und in einem Katastrophengebiet aufbauen.
Christian Meyer-Landrut, Mitglied des Bundesvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, sagt anlässlich des Starts des Projektes: „Wir Johanniter sind stolz, ein weiteres rescEU-Modul koordinieren zu dürfen. Dabei ist uns eines besonders wichtig, denn es entspricht unserem historischen Selbstverständnis als Johanniter: RescEU wird nicht nur Menschen in Not versorgen, sondern auch als Symbol für eine europäische Solidarität stehen, sich in Notsituationen staatenübergreifend zu helfen.“
Projektleiter Mario Di Gennaro vom Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance (EUCC) der Johanniter betonte besonders im Hinblick auf die Pandemie, die Erdbeben in der Türkei und Syrien, den häufigen Flächenbränden in Südeuropa oder der Überflutungen in Italien und Deutschland: „Kann ein Land allein eine große Katastrophe bewältigen? Sicherlich nicht! Deshalb wollen wir enger zusammenarbeiten und die Menschen innerhalb und außerhalb Europas stärken und bestmöglich schützen und unterstützen.“
Unter den Teilnehmenden waren Dr. Raed Arafat (Staatssekretär des Ministeriums für Innere Angelegenheiten in Rumänien), Patrícia Gaspar (Staatssekretärin des Ministeriums für Innere Angelegenheiten in Portugal), Margarida Tavares (Staatssekretärin des Ministeriums für Gesundheitsförderung in Portugal), Dr. Jessica Däbritz (Abteilungsleiterin Krisenmanagement im Bundesministerium des Inneren und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland), Hans Das (Europäische Kommission, Direktor Notfallmanagement und rescEU (ECHO.A), Flavio Salio (WHO Network Leader Emergency Medical Teams) sowie Delegierte der Konsortiumspartner.
Hintergrund zum Projekt
Die rund 106 Millionen Euro werden in die Entwicklung und Beschaffung von drei Emergency Medical Teams Typ 2 (EMT Typ 2) fließen. Diese autonomen, medizinischen Behandlungseinheiten (sog. „mobile Feldkrankenhäuser“) sollen künftig schnelle und umfassende Unterstützung nach Katastrophen leisten.
Zu diesen drei Behandlungseinheiten kommen weitere 17 Module hinzu, wie beispielsweise Labore, mobile Intensivstationen, die autonom Intensivpatienten behandeln können, aber auch spezialisierte Module für Brandverletzungen, zur Mutter-Kind-Versorgung, zum Patiententransport, Sauerstoffversorgung, psychosoziale Versorgung sowie zur Unterstützung für die Telekommunikation. Diese Einheiten werden ab 2024 schrittweise abrufbereit sein. Sie ergänzen die bereits existierenden Emergency Medical Teams, die von den einzelnen Mitglieds- und Teilnehmerstaaten im Rahmen des europäischen Katastrophenschutzverfahrens gestellt werden.
Die Leistung der Johanniter im Projekt
Die Johanniter in Frankfurt leiten mit ihrem Team des Kompetenzzentrums Europäischer Katastrophenschutz (EUCC) das multinationale Projekt mit dem Mandat des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat. Sie koordinieren die Abstimmung zwischen den beteiligten Mitglieds- und Teilnehmerstaaten und bündeln die Ergebnisse aus der gemeinschaftlichen Ausarbeitung. Aus Frankfurt heraus wird auch zentral die Ausbildung und die Trainings für die Soforthelfenden der Partnerländer erfolgen, die im Einsatzfall tätig werden und medizinische Nothilfe leisten. Ebenso wird in Frankfurt die Beschaffung des gesamten medizinischen Materials, der technischen Geräte und der Behandlungseinheiten koordinieren.
Die Johanniter im EU-Katastrophenschutz-Verfahren
Die Johanniter sind ein starker Partner der Europäischen Kommission im Bereich des Europäischen Katastrophenschutzes, vor allem im Bereich des Aufbaus von Notfallreserven (rescEU) sowie im Bereich der Ausbildung (MODEX). Die Aktivitäten werden vom Kompetenzzentrum Europäischer Katastrophenschutz (EUCC) der Johanniter mit Sitz in Frankfurt/Main umgesetzt. Neben dem Projekt rescEU EMT stellen die Johanniter in drei weiteren rescEU-Projekten Nofall-Kapazitäten bereit: In Deutschland wurden mehrere Standorte zur Bevorratung von medizinischer Schutzausrüstung (rescEU Medical Stockpile DE), Medikamenten (rescEU Monkeypox Antivirals Stockpile) und Geräten zur Energieversorgung (rescEU Energy Supply) aufgebaut.
Über die Johanniter-Unfall-Hilfe
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 29.000 Beschäftigten, mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland.