Johanniter weiten Ukraine-Hilfe aus
Projekte mit Fokus auf Betreuung, Integration und psychosoziale Notfallversorgung haben in der Ukraine, in Anrainerstaaten und in Deutschland gestartet
Berlin - Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon drei Monate. Friedensverhandlungen wurden unterbrochen, ein Ende der Kampfhandlungen ist nicht in Sicht. Für Millionen Menschen bedeutet dies unsägliches Leid. Sie haben Familienangehörige und ihr Zuhause verloren und schreckliches erlebt. Im Westen der Ukraine, in den Anrainerstaaten und in Deutschland suchen sie Schutz vor der Gewalt und den Gräueltaten.
Jörg Lüssem, Mitglied des Bundesvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, sagt: „Es ist unsere Aufgabe, den Menschen ein Ankommen in der Fremde zu ermöglichen. Dafür helfen wir in der Ukraine, den Anrainerstaaten und in Deutschland mit Unterkünften, Verpflegung, medizinischer und psychologischer Hilfe, aber auch mit Unterstützungsangeboten bei der Integration in der neuen Heimat“.
Die Aktivitäten der Johanniter in der Ukraine
Rund acht Millionen Menschen innerhalb der Ukraine sind auf der Flucht. Städte wie Dnipro im Osten oder Czernowitz im Westen des Landes sind zu Anlaufpunkten für Hunderttausende geworden. So halten sich in der Region um Czernowitz, nahe der rumänischen Grenze, mindestens 200.000 Geflüchtete auf. In Dnipro kommen täglich bis zu 2.000 Menschen aus den umkämpften Gebieten wie Mariupol, Charkiw oder dem Donbass an.
„Alle diese Menschen benötigen Unterkünfte, Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung“, so Ruben Baudisch, Programmreferent der Johanniter-Auslandshilfe, der gerade von einer Erkundungsreise aus der Westukraine zurückgekehrt ist. Gemeinsam mit ihrem Partner ELEOS unterstützen die Johanniter seit Kriegsbeginn die Betroffenen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Hygieneartikeln, Babynahrung und Windeln. Insgesamt konnten die Johanniter in den vergangenen drei Monaten bereits 700 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine, die Republik Moldau und Rumänien entsenden.
In den kommenden Wochen konzentriert sich die Hilfe der Johanniter-Auslandshilfe auf die Versorgung von intern Vertriebenen in der Ukraine. In elf Städten, wie Dnipro, Poltawa oder Butscha helfen die Johanniter mehr als 3.000 Familien mit täglichen Nahrungsmittelpaketen, Mahlzeiten und Hygieneartikeln sowie mit psychosozialen Angeboten. „Viele Vertriebene haben Traumatisches erlebt, das unbedingt behandelt und verarbeitet werden muss“, so Baudisch.
Auch braucht es adäquate Unterkünfte mit entsprechendem Personal. Die Johanniter prüfen gemeinsam mit ihrem Partner, wie die Gemeinden bei der Sanierung und Renovierung unterstützt werden können. Langfristig sollen die sanierten Einrichtungen als Frauenhäuser für Betroffene häuslicher Gewalt sowie für die psychosoziale Betreuung genutzt werden.
Medizinische Hilfe
Parallel versorgen die Johanniter weiterhin medizinische Einrichtungen in der Ukraine mit Medikamenten und medizinischem Verbrauchsmaterial. In den vergangenen Wochen wurden bereits über 40 medizinische Einrichtungen landesweit beliefert. „Diese kontinuierliche Hilfe ist weiter dringend notwendig“, berichtet Alexander Plegutsa, Chefarzt im Referenzkrankenhaus in Czernowitz. Das Krankenhaus war vor Kriegsbeginn bereits für eine Million Menschen zuständig, jetzt sind rund 200.000 Neuankömmlinge hinzugekommen. Um sie zu versorgen, sind sie auf weitere Medikamentenlieferungen angewiesen. So erhält das Krankenhaus in den kommenden Tagen von den Johannitern sechs Tonnen medizinische Verbrauchsgüter und 1,5 Tonnen Medikamente.
Die Aktivitäten der Johanniter in Deutschland
In Deutschland haben sich die Johanniter in den ersten Kriegswochen darauf konzentriert, Notunterkünfte aufzubauen und zu betreiben. In kürzester Zeit wurden so Unterbringungskapazitäten für mehr als 10.000 Geflüchtete geschaffen.
Parallel werden bundesweit die Integrationsangebote der Johanniter für Geflüchtete mit ehren- und hauptamtlicher Unterstützung ausgebaut. Aus Spendengeldern werden derzeit mehr als 30 Projekte in den Bereichen Kinderbetreuung, psychosoziale und psychologische Betreuung für traumatisierte Geflüchtete, niederschwellige Beratung und Betreuung, der Sprachvermittlung und Ehrenamtskoordination gestartet.
Anne Ernst, Geschäftsbereichsleiterin für Krisenmanagement und Nothilfe der Johanniter-Unfall-Hilfe, sagt: „Unabhängig davon, wie lange die Geflüchteten in Deutschland bleiben, möchten wir ihnen ein gutes Ankommen ermöglichen und Hilfestellung im Alltag geben. Dafür benötigen die Menschen schnell eigenen und angemessenen Wohnraum, Unterstützung in der Bewältigung des Alltags, Sprach- sowie psychologische Angebote für die Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse.“
Die Johanniter und „Aktion Deutschland Hilft“ rufen zu Spenden für die Betroffenen des Ukraine-Kriegs auf:
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Stichwort: „Ukraine“
IBAN: DE94 3702 0500 0433 0433 00 (Bank für Sozialwirtschaft)
Aktion Deutschland Hilft
Stichwort: „Ukraine“
IBAN: DE62 3702 050000001020 30 (Bank für Sozialwirtschaft)
Über die Johanniter-Unfall-Hilfe
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 25.000 Beschäftigten, mehr als 43.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland. Mit ihrer Auslandshilfe ist sie in 16 Ländern weltweit tätig. Seit Kriegsbeginn engagieren sich die Johanniter in der Ukraine, den Anrainerstaaten und in Deutschland, um die Not der Menschen zu lindern.
Hinweis an Redaktionen:
Ruben Baudisch, Mitarbeiter der Johanniter-Auslandshilfe und gerade von einer Erkundungsreise im Westen der Ukraine zurück, steht ebenso wie Mitarbeitende der Johanniter-Flüchtlingshilfe in Deutschland für Interviews zur Verfügung. Foto- und Videomaterial ist in unserer Mediendatenbank zur finden: https://mediendatenbank.johanniter.de/media/collection/135