Johanniter fordern umfassende Reform der präklinischen Notfallversorgung
Stellungnahme der Johanniter-Unfall-Hilfe zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Notfallversorgung
Die Johanniter-Unfall-Hilfe begrüßt den Vorstoß der Bundesregierung, die präklinische Notfallversorgung neu zu strukturieren. Mit über 6.500 Mitarbeitenden, mehr als 300 Rettungswachen und einer 70-jährigen Erfahrung ist uns eine Beteiligung an diesem Reformprozess ein besonderes Anliegen.
Aktuell führt eine Fehlsteuerung zu einer Überlastung der Notfallrettung bei sinkender Zahl tatsächlicher Notfälle. Ansätze wie Notfallkrankentransportwagen und Gemeindenotfallsanitäter helfen zwar, entlasten jedoch nicht ausreichend. Die Folge sind steigende Kosten und ein stark belastetes System.
Bedauerlicherweise berücksichtigt der Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Reform der Notfallversorgung nur die Erstkontakte und die Weiterversorgung in Notfallzentren, nicht jedoch die rettungsdienstliche Versorgung dazwischen. Umfassende Regelungen sind notwendig, um eine reibungslose Integration zu gewährleisten. „Die Johanniter-Unfall-Hilfe fordert eine abgestimmte Planung zwischen Krankenhäusern und Rettungsdiensten. Um längere Fahrtstrecken und den höheren Bedarf an Sekundärtransporten zu bewältigen, müssen geeignete Alternativen wie Intensivtransportwagen und -hubschrauber bereitgestellt und finanziert werden. Auch muss die Finanzierung des Rettungsdienstes vollständig sichergestellt werden, da alle Kosten Teil der Gesundheitsversorgung sind. Dies umfasst auch Einsätze ohne Transport“, so Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste in der Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Wir weisen zudem klar auf den Fachkräftemangel bei Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern hin. Es ist essentiell, alle Ressourcen zur Ausbildung zu nutzen und auszubauen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Hierzu gehören umfangreiche Finanzierungszusagen und die Sicherstellung von Praktikumsmöglichkeiten in Kliniken. Die kompetenzorientierte Ausgestaltung des Rettungsdienstes mit einem effizienteren Einsatz der Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter ist ebenfalls notwendig. Sie sind gut ausgebildet und behandeln alle relevanten Notfallbilder in ihrer dreijährigen Ausbildung. Dennoch dürfen sie viele Behandlungsmöglichkeiten nicht regelhaft anwenden und müssen oft einen Notarzt nachfordern. Eine erweiterte Ausgestaltung der Regelkompetenz würde die Versorgung verbessern, das Patientenwohl in den Mittelpunkt stellen, das Berufsbild aufwerten und den Notarztdienst entlasten.
Über die Johanniter-Unfall-Hilfe
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit mehr als 31.000 Beschäftigten, rund 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und knapp 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der großen Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein bedeutendes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland.